Trotz "Dachschadens" souverän in Runde drei: Alexander Zverev bleibt bei den French Open klar auf Kurs. Der 27 Jahre alte Olympiasieger aus Hamburg setzte sich am Donnerstag im weiter verregneten Paris gegen den Belgier David Goffin durch. Während auf dem Court Suzanne Lenglen trotz undichter Stellen am neuen Dach gespielt werden konnte, fielen viele weitere Duelle ins Wasser.
Zverev löste nach dem aufsehenerregenden Sieg über Rekordchampion Rafael Nadal auch die knifflige Aufgabe gegen den einstigen Weltranglistensiebten mit 7:6 (7:4), 6:2, 6:2, Maximilian Marterer und Henri Squire mussten dagegen im Schmuddelwetter von Paris mit vielen Unterbrechungen leben. Auch Luciano Darderi (Italien) und Tallon Griekspoor (Niederlande/Nr. 26), die Zverevs kommenden Gegner ermitteln, wurden auf eine Geduldsprobe gestellt.
Zverev brillierte nicht, er verdiente sich nach dem Titelgewinn in Rom aber mit einer stabilen Leistung den achten Sieg in Serie und kann in Roland Garros weiter vom ersten Grand-Slam-Triumph träumen. "Wenn es schwer und langsam ist, ist es für mich nicht ideal, aber ich habe den Ball gut gefühlt", sagte Zverev auf dem Court. Mit seinem "Niveau" in der zweiten Runde sei er "sehr zufrieden".
Während sich Zverev am Freitag auf die dritte Runde vorbereitet, beginnt in Berlin der Prozess wegen mutmaßlicher Körperverletzung gegen den Tennisstar. Das könne er ausblenden, hatte Zverev im Vorfeld des Turniers auf Nachfrage betont. "Am Ende des Tages glaube ich an das deutsche System und an die Wahrheit. Ich weiß, was ich getan habe und was ich nicht getan habe. Ich glaube, dass keine Chance besteht, dass ich diesen Prozess verliere", sagte er.
Zverev hatte gegen einen Strafbefehl Einspruch eingelegt, vor dem Amtsgericht Tiergarten sind zehn Verhandlungstage angesetzt. Das Gericht hatte Zverev nach Antrag der Staatsanwaltschaft aus dem Juli 2023 aufgefordert, eine Geldstrafe in Höhe von 450.000 Euro zu zahlen. Zverev beteuert seine Unschuld und weist alle Vorwürfe zurück. Die mutmaßliche Geschädigte ist Nebenklägerin.
Vor Gericht in Berlin muss Zverev erst einmal nicht erscheinen und kann in der französischen Hauptstadt weiter seiner Arbeit und Leidenschaft nachgehen. Das fällt ihm offensichtlich leicht.
"Ich habe das Gefühl, ein neues Turnier fängt an", hatte er nach dem Dreisatz-Sieg gegen Nadal gesagt, "ich muss weiterhin konzentriert bleiben, um mir selber eine Chance zu geben." Zverev, der die vergangenen drei Jahre jeweils im Halbfinale von Roland Garros stand, sieht auf dem roten Sand seine besten Chancen auf den ersten Majortitel. Und auch bei vielen Experten gilt er mittlerweile als Turnierfavorit Nummer eins.
Doch noch ist der Weg weit, und die größten Hürden kommen erst, auch wenn Boris Becker vor dem Match gegen Goffin am Eurosport-Mikrofon gewarnt hatte: "Ich halte das für eine ganz schwierige Partie, emotional vielleicht schwieriger als Nadal." Doch Zverev machte seinen Job, steigerte sich nach dem ersten Satz und ließ sich auch vom löchrigen Dach über seinem Kopf nicht aus der Ruhe bringen.