Im Interview mit SPOX spricht die 38-Jährige über ihre tiefe Verbundenheit zum Tennis, sie erklärt, was die jetzt bei den US Open zu Ende gehende Karriere von Serena Williams für sie so besonders gemacht hat - und sie stellt eine Band aus Tennisstars zusammen, die jedes Stadion dieser Welt füllen würde.
Endlich erzählt im Gespräch außerdem offen, wie viele Parallelen es zwischen ihrer Karriere in der Musikbranche und der Welt des Sports gibt. Warum Gleichberechtigung ein großes Thema ist und wie sie mit Hass-Nachrichten im Netz umgehen musste.
Ella, wir wollen heute über Ihre Tennis-Leidenschaft sprechen. Wann haben Sie angefangen, Tennis zu spielen?
Ella Endlich: Nachdem ich 1989 mit meiner Mutter über Ungarn nach West-Berlin geflüchtet war, gab es für uns als Familie ein großes Sehnsuchtsziel: Amerika. Eine USA-Reise hat mich dann sozusagen zum Tennis gebracht. Man kennt ja diese tollen Häuser in Florida mit Pool und Tenniscourt. Mein Vater war damals in seinen 30ern und hat begonnen, intensiv Tennis zu spielen. Und ich habe mit 9 auch zum ersten Mal den Schläger in die Hand genommen. Seitdem sind wir tennisverrückt. Ich bin in Deutschland in den Verein eingetreten und habe dreimal pro Woche Training gehabt und am Wochenende in der Mannschaft gespielt. Um es im Tennis wirklich weiter nach oben zu schaffen, hat mir aber der Biss gefehlt, mich da durchzuwühlen. Und ich hatte ganz früh meine Liebe zur Kunst, zum Tanzen und zum Singen entdeckt. Aber Tennis ist bis heute auch eine Leidenschaft geblieben.
An welche Tennis-Erlebnisse denken Sie besonders gerne zurück?
Endlich: Ich muss zum einen an die Reisen denken, wenn wir im Sommer zu Tenniscamps nach Mallorca oder nach Antalya geflogen sind - das war herrlich. Ich muss aber auch an die Winter-Monate denken, als ich relativ heftiges Konditionstraining gemacht habe. Jeden Sonntagmorgen mussten mich meine Eltern zum Kondi-Training bringen. Jeder, der Tennis spielt, weiß, wie entscheidend die Fitness und daraus resultierend die Beinarbeit dafür ist, dass du richtig zum Ball stehst. Ich habe manchmal wirklich gekotzt.
Ella Endlich: "Anna Kournikova war eine Art Vorbild"
So schlimm?
Endlich: Ja, ich wollte nicht mehr, aber ich habe von Mal zu Mal gemerkt, wie es sich lohnt. Wie ich fitter geworden bin und dadurch besser gespielt habe. Das war eine prägende Erkenntnis fürs Leben für mich. Wenn ich etwas investiere in eine Sache, dann bekomme ich auch die Belohnung. Nicht sofort, der erste Schritt wird schrecklich sein und ich werde alles verfluchen, aber im achten Schritt sehe ich dann die Entwicklung. Das ist etwas, was ich auch im Tänzerischen und Musikalischen sehe und das hat mir Tennis beigebracht.
Wie oft spielen Sie heute noch?
Endlich: Ich spiele seit diesem Sommer wieder jeden Dienstag um 9 Uhr mit meinem Vater - ganz entspannt auf Sand. Ich bin nicht so der Hallentyp, weil ein Teil der Faszination Tennis für mich auch daraus besteht, dass du draußen in der Natur bist. Und es gibt einfach wenig Schöneres als diesen Klang, wenn du den Ball richtig gut und satt triffst. Dieser Klang beim optimalen Treffpunkt, alleine dafür spiele ich gerne Tennis. Es ist witzig, ich sehe auch noch oft meinen früheren Jugendtrainer, Cesar Palomero, ein Chilene. Bei Chilenen wird das "b" immer zu einem "w" - "alle Wälle sammeln" hat er immer gesagt. Daran erinnere ich mich auch sehr gut. (lacht) Und er hat einen 14-jährigen Sohn, der jetzt an der Schwelle steht, in die USA auf eine Tennis-Academy zu gehen, um vielleicht Richtung Profikarriere zu gehen. Er hat unglaubliches Talent, aber sein Vater sagt auch, dass man jetzt noch gar nicht sagen kann, ob der Kopf da mitspielt.
Tennis ist sicher eine der mentalsten Sportarten überhaupt.
Endlich: Das ist auch etwas, was ich früh gemerkt habe. Wie einsam du dich auf einem Tennisplatz fühlen kannst. Ich habe mich manchmal so alleine gefühlt, weil ich nicht wusste, wie ich meine Gegnerin jetzt knacken soll. Der Kopf spielt ja auch überall mit rein. Meine Vorhand war immer mein bester Schlag, aber der Aufschlag und vor allem der Ballwurf machen mich eigentlich bis heute verrückt.
Hatten Sie Tennis-Idole, als Sie aufgewachsen sind?
Endlich: Andre Agassi war ein Idol. Er war zu der Zeit, als wir in Miami waren, total in seiner Blütezeit. Das Rebellische, das Outfit - das hat mir unglaublich gut gefallen. Er hat eine ganze Generation von Kindern geprägt. Und Anna Kournikova fand ich toll. Sie war als Mädel für mich eine Art Vorbild, weil sie gezeigt hat, dass sie nicht nur gut aussehen kann, sondern auch einen Satz geradeaus sprechen und das Match am Ende gewinnen kann. Sie hat mir sehr imponiert.
Serena Williams? "Was für eine Inspiration"
Wie müsste eine Band aus Tennisspielern für Sie aussehen?
Endlich: (lacht) Gute Frage. Also, Rafael Nadal müsste trommeln, Andre Agassi müsste E-Gitarre spielen, so richtig hart, Anna Kournikova hätte ich gerne als Background-Sängerin, das Duett würde ich mit Roger Federer singen - und Bass wäre noch was für John McEnroe.
Die Band sollte ein Stadion auf jeden Fall voll bekommen. Waren Sie schon mal bei einem Grand Slam vor Ort?
Endlich: Nein, leider nicht. Das ist ein Traum, der noch auf der Bucket-List steht. Ich war natürlich in Berlin immer beim Turnier, aber zu einem Grand Slam habe ich es leider noch nicht geschafft. Mein Vater und ich haben immer gesagt, dass wir es eines Tages nach Australien schaffen, gerade Melbourne soll ja ein ganz besonderer Slam sein, der Happy Slam, das ist auf jeden Fall noch ein Ziel.
Bei den US Open hat Serena Williams ihren großen Abschied von der Tennis-Bühne gefeiert. Wie haben Sie die Karriere von Serena verfolgt?
Endlich: Wahnsinn. Was für eine großartige Tennisspielerin. Was für eine großartige Frau. Was für eine Inspiration. Was sie für eine ganze Generation an schwarzen Frauen getan hat, aber nicht nur für sie, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Serena ist vor allem eine Sportlerin, die verstanden hat, dass sie nicht schweigen muss als Tennisspielerin. Sie hat eine Plattform, eine gewisse Macht, die sie nutzen kann, sie ist Teil der Politik und Gesellschaft und so hat sie sich immer gesehen und wichtige Themen angesprochen und Botschaften gesendet. Ähnliches sehen wir ja auch bei Naomi Osaka, wenn es um das Thema mentale Gesundheit geht. Oder bei jemandem wie Andy Murray, der immer wieder seine Position nutzt, um sich zu gesellschaftspolitischen Themen zu äußern. Er ist ja jemand, der sich immer sehr viel für die Rechte der Frauen stark gemacht hat - auch eine ganz inspirierende Persönlichkeit. Ich sehe da auch eine Parallele zur Musik-Branche.
Inwiefern?
Endlich: Auch in der Musik kommen wir zum Glück immer mehr davon weg, dass der Künstler diese entfernte und unnahbare Person ist. Nach dem Motto: Du darfst gerade noch applaudieren, aber das war es dann bitte auch. Nehmen wir jemanden wie Ed Sheeran, wie er mit seinen Fans umgeht und wie er sie anspricht. Das ist ein ganz neuer Stil. Social Media spielt da natürlich auch eine große Rolle, du kannst die Menschen viel mehr zu dir ranholen, du kannst dich mitteilen, es wird alles viel transparenter - und dadurch auch gesünder.