"Ich musste kämpfen, aber das musste ich schon in meiner Kindheit", sagte Djokovic und verriet noch mehr: "Ich bin in den Bergen aufgewachsen und habe viel Zeit mit Wölfen verbracht - das ist Wolfsenergie."
Er meine das durchaus ernst, versicherte der 34-jährige Serbe: "Ich mache keine Scherze." Ohnehin sei seine Kindheit während des Balkan-Konflikts in den Neunziger Jahren sehr schwierig und entbehrungsreich gewesen. "Aufgeben war aber niemals eine Option", sagte Djokovic: "Wir mussten immer neue Wege finden, um zu überleben, das hat meinen Charakter gefestigt."
Außerdem sprach der Weltranglistenerste über sein Verhältnis zu den Fans. "Es ist eine Tatsache, dass ich 90 Prozent meiner Matches, wenn nicht noch mehr, gegen meinen Gegner und die Zuschauer vor Ort spiele", sagte ein lächelnder Djokovic am Freitag gegenüber der serbischen Presse. "Die Orte, an denen ich mehr unterstützt werde als mein Gegner, sind rar gesät. Einerseits bin ich das gewohnt, andererseits bin ich auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Es ist also normal, dass mich das manchmal nicht kalt lässt und ich mich ärgere, wenn mich jemand provoziert."
Gegen Kudla hatte Djokovic auf dem Court erneut mehrere Gefühlsausbrüche gezeigt. "Meine Reaktionen waren explosiv, vielleicht mehr als sie hätten sein sollen, aber das musste einfach raus und ich musste sie in ihre Schranken weisen." Im englischsprachigen Teil der Pressekonferenz hatte er sich zuvor noch diplomatischer gezeigt: "Man lässt die Emotionen, den Stress und den Druck raus. Ja, manchmal sucht man vielleicht nach ein bisschen Unterstützung und manchmal muss man es einfach abhaken."
In Wimbledon peilt der überragende Spieler der Tour seinen sechsten Titel bei den Championships an. Es wäre sein 20. bei einem Grand-Slam-Turnier, damit würde er zu den gemeinsam führenden Roger Federer (Schweiz) und Rafael Nadal (Spanien) aufschließen. Nadal ist in Wimbledon nicht dabei, Rekordsieger Federer (acht Titel) trifft in der dritten Runde auf den Briten Cameron Norrie. Djokovic hat es im Achtelfinale am Montag mit dem Chilenen Christian Garin zu tun.