Angelique Kerber darf nach einem bravourösen Sieg über das Tennis-"Wunderkind" vom nächsten Wimbledon-Triumph träumen, Alexander Zverev musste hingegen enttäuscht seine Sachen packen. Nach dem "Manic Monday" ist Kerber die einzige verbliebene Deutsche im Turnier, im Generationenduell wehrte sie den Angriff der 17 Jahre alten US-Nachwuchshoffnung Cori Gauff souverän ab und stürmte ins Viertelfinale - zum ersten Mal überhaupt bei einem Grand Slam seit ihrem Wimbledonsieg 2018.
"Ich genieße meine Zeit hier", sagte die strahlende Kerber (33) nach dem 6:4, 6:4 gegen Gauff und rief dem Publikum auf dem Centre Court zu: "Ihr gebt mir die Energie, mein bestes Tennis zu zeigen. Das ist so ein magischer Ort für mich."
Für Zverev bleibt das Viertelfinale in Wimbledon jedoch unerreichbar. Der 24-Jährige kämpfte sich gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime zwar nach 0:2-Satzrückstand stark zurück, musste sich aber doch 4:6, 6:7 (6:8), 6:3, 6:3, 4:6 geschlagen geben. Vor allem sein zuletzt starker Aufschlag ließ den French-Open-Halbfinalisten zu oft im Stich.
Kerber über Duell gegen Muchvoa: "Knifflige Gegnerin"
Kerber gehört indes nach ihren beeindruckenden Leistungen eindeutig zu den Titelanwärterinnen - auch wenn sie schon mantraartig ihre Devise wiederholte, "jeder Sieg hier ist ein Erfolg für mich". Als einzige im Feld verbliebene Siegerin auf dem "heiligen Rasen" bekommt sie es am Dienstag mit Australian-Open-Halbfinalistin Karolina Muchova (Tschechien/Nr. 19) zu tun.
"Das ist eine knifflige Gegnerin", sagte Kerber, beide bisherigen Duelle hat sie aber gewonnen: "Ich denke, es wird ein weiterer harter Kampf." Die Kielerin, die schon die Generalprobe in Bad Homburg gewonnen hatte, steht nun bei neun Siegen auf Rasen in Serie. "Umso länger sie im Turnier ist, desto gefährlicher wird sie", sagte die frühere Wimbledon-Halbfinalistin Julia Görges bei Sky.
Nach dem schwierigen Beginn fand die deutsche Nummer eins gegen Gauff, von vielen schon als kommender Star der Szene gepriesen, immer besser ihren Rhythmus. Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin konterte ihre 16 Jahre jüngere Gegnerin oft clever aus, die aggressive Gauff musste sich jeden Punkt hart erkämpfen. Auch von offensichtlich leichten Problemen im Oberschenkel - nach den kräftezehrenden Matches der vergangenen Tage nicht verwunderlich - ließ sich Kerber nicht groß beeinträchtigen.
"Coco ist so eine talentierte Spielerin, sie hat eine so große Zukunft vor sich", sagte die Deutsche, nachdem sie den ersten Matchball mit einem krachenden Ass verwandelt hatte. Doch die Gegenwart gehört Kerber.
Zverev scheitert nach Vier-Stunden-Thriller
Zverev verpasste hingegen die Chance, als erst dritter Deutscher nach Boris Becker und Michael Stich bei jedem der vier Grand-Slam-Turniere die Runde der letzten Acht zu erreichen. Der Hamburger ging mit der makellosen Bilanz von drei Siegen ohne Satzverlust aus drei Begegnungen ins Duell mit Auger-Aliassime. So klar waren die Kräfteverhältnisse aber bei Weitem nicht.
War Zverevs Aufschlag in den vorherigen Runden eine sichere Bank, wackelte er diesmal extrem. Alleine zwölf Doppelfehler servierte er in den ersten beiden Sätzen - auch deshalb gab er jeweils einen 4:2-Vorsprung gegen den nahezu fehlerlosen Kanadier aus der Hand.
"Ich habe das Match wegen meines Aufschlags verloren", sagte Zverev, eine Erklärung für seine 20 Doppelfehler fand er aber nicht. Die Niederlage tue sogar "nicht so sehr weh", fügte er selbstkritisch an, "weil ich nicht annähernd auf dem Level gespielt habe, wie ich es bei einem Grand Slam tun müsste."
Doch der Deutsche kämpfte verbissen. Eine überstandene Schrecksekunde, als er bei einem Ausfallschritt das rechte Knie überstreckte und vor Schmerzen gekrümmt am Boden lag, schien ihm sogar neuen Mut zu geben. Zverev agierte viel selbstbewusster, mit dem Momentum auf seiner Seite erzwang er den Entscheidungssatz. Dort zeigte aber Auger-Aliassime die besseren Nerven.
Wimbledon-Achtelfinale im Überblick
Herren
Spielerin 1 | Spieler 2 | Ergebnis |
Novak Djokovic (SRB/1) | Cristian Garin (CHI/17) | 6:2, 6:4, 6:2 |
Andrey Rublev (RUS/5) | Marton Fucsovics (HUN) | 3:6, 6:4, 6:4, 0:6, 3:6 |
Karen Khachanov (RUS/25) | Sebastia Korda (USA) | 3:6, 6:4, 6:3, 5:7, 10:8 |
Roberto Bautista Agut (ESP/8) | Denis Shapovalov (CAN/10) | 1:6, 3:6, 5:7 |
Matteo Berrettini (ITA/7) | Ilya Ivashka (BLR) | 6:4, 6:3, 6:1 |
Alexander Zverev (GER/4) | Felix Auger-Aliassime (CAN/16) | 6:4, 7:6, 3:6, 4:6, 6:4 |
Roger Federer (SUI/6) | Lorenzo Sonego (ITA/23) | 7:5, 6:4, 6:2 |
Daniil Medvedev (RUS/2) | Hubert Hurkacz (POL/14) | 2:6, 7:6, 3:6, 4:3 (wird am 6. Juli fortgesetzt) |
Damen
Spieler 1 | Spieler 2 | Ergebnis |
Ashleigh Barty (AUS/1) | Barbora Krejcikova (CZE/14) | 7:5, 6:3 |
Emma Raducanu (GBR) | Ajla Tomljanovic (AUS) | |
Paula Badosa (ESP/30) | Karolina Muchova (CZE/19) | 6:7, 4:6 |
Coco Gauff (USA/20) | Angelique Kerber (GER/25) | 4:6, 4:6 |
Karolina Pliskova (CZE/8) | Liudmila Samsonova (RUS) | 6:2, 6:3 |
Madison Keys (USA/23) | Viktorija Golubic (SUI) | 6:7, 3:6 |
Iga Swiatek (POL/7) | Ons Jabeur (TUN/21) | 7:5, 1:6, 1:6 |
Aryna Sabalenka (BLR/2) | Elena Rybakina (UKR/18) | 6:3, 4:6, 6:3 |