Barbora Krejcikova schickte Küsse in den Himmel, schnappte sich den schmucken Coupe Suzanne Lenglen und stemmte den Silberpokal glückselig in die Höhe. Die 25-jährige Tschechin hat sensationell die French Open gewonnen - und dachte auch im größten Moment ihrer Karriere an ihre 2017 verstorbene Trainerin Jana Novotna.
"Als sie im Sterben lag, habe ich viel Zeit mit ihr verbracht. Einige ihrer letzte Worte zu mir waren: 'Habe Spaß und versuche, einen Grand Slam zu gewinnen'. Sie war so eine Inspiration für mich", sagte Krejcikova: "Ich vermisse sie sehr und hoffe, dass sie jetzt glücklich ist. Ich bin es und kann es nicht glauben, dass ich hier gewonnen habe."
In einem umkämpften Finale hatte sie sich kurz zuvor mit 6:1, 2:6, 6:4 gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa durchgesetzt und triumphierte damit als erste Tschechin seit Hana Mandlikova 1981 - damals noch unter Flagge der Tschechoslowakei.
Krejcikova besitzt sogar die Chance aufs seltene "Double". Die Athletin aus Brünn steht auch im Doppel-Endspiel und könnte erstmals seit Mary Pierce im Jahr 2000 beide Wettbewerbe gewinnen.
Erstmals seit 1958 keine deutsche Starterin in Runde zwei
Mit Krejcikova krönte sich im sechsten Jahr in Folge in Paris eine neue Spielerin zur Major-Siegerin. Sie ist erst die dritte ungesetzte Spielerin, die zum Turniersieg stürmte und streicht ein Preisgeld von 1,4 Millionen Euro ein, Pawljutschenkowa erhält 750.000 Euro.
Titelverteidigerin Iga Swiatek aus Polen war bereits im Viertelfinale gescheitert. Im Männerfinale am Sonntag (15 Uhr) stehen sich der Weltranglistenerste Novak Djokovic und Stefanos Tsitsipas, der Bezwinger der deutschen Nummer eins Alexander Zverev, gegenüber.
Pawljutschenkowa gegen Krejcikova - auf das überraschende Finale wäre vor dem Wettbewerb wohl kein Experte gekommen. Sie kämpften sich durch einen Frauen-Wettkampf in Paris, in dem es von Beginn an turbulent zuging. Der Presse-Boykott und der folgende Rückzug der viermaligen Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka sorgten direkt am Anfang für ein echtes Beben.
Es folgten kleinere Nachbeben, als immer mehr Favoritinnen wie Ashleigh Barty (Australien) oder Aryna Sabalenka (Belarus) stürzten. Die drei deutschen Frauen um Angelique Kerber hatten bereits nach der erste Runde ihre Sachen gepackt - erstmals seit 1958 schaffte es keine Starterin des DTB in die zweite Runde. In den Fokus spielten sich andere Spielerinnen.
Krejcikova jubelt über größten Sieg ihrer Karriere
"Heute geht es um Tagesform. Pawljutschenkowa hat sicher mehr Erfahrung gesammelt in den letzten 13, 14 Jahren", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner bei Eurosport vor dem ersten Aufschlag des Finals. Die Russin hatte große Lockerheit ausgestrahlt, doch damit war es auf dem Platz schnell vorbei.
Krejcikova nahm schnell in den Ballwechseln die Rolle der Chefin ein, verteilte gut und Pawljutschenkowa hatte zunächst keine Lösung parat. Doch das Bild veränderte sich anschließend. Pawljutschenkowa wurde jetzt mutiger, ging schnell auf den Gewinnschlag und glich nach Sätzen aus.
Im dritten Durchgang spielten dann die Nerven eine immer stärkere Rolle - und Krejcikova blieb cool und jubelte über den größten Sieg ihrer Karriere.