Jennifer Brady liebt es, mit ihrem schwarzen Fahrrad in Regensburg zum Training oder in die City zu cruisen. Es hat von Anfang an gefunkt zwischen der Stadt in der Oberpfalz und der 25 Jahre alten Tennisspielerin aus den USA, die am Samstag um den Titel bei den Australian Open spielt.
"Regensburg mit seinen Gassen und Plätzen kann man nicht mit amerikanischen Städten vergleichen, das gefällt ihr sehr gut", sagte ihr Trainer Michael Geserer dem Straubinger Tagblatt. Der 52-Jährige ist der Grund, weshalb sich Brady seit 2019 immer wieder in Deutschland ihre Grundlagen erschuftet - ein Schritt, der ihrer Karriere einen entscheidenden Schub brachte.
Nun hat die Weltranglisten-24. die Chance auf den ganz großen Coup. Im Finale in Melbourne (9.30 Uhr/Eurosport) trifft Brady als klare Außenseiterin auf die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka und will für eine Überraschung sorgen. "Ich werde definitiv zu 100 Prozent nervös sein", sagte Brady: "Aber ich werde versuchen, die Situation anzunehmen und den Moment zu genießen."
Jennifer Brady: "Blind Date" mit deutschem Coach
Dass sie überhaupt in die Situation gekommen ist, über ein Finale zu sprechen, hängt nach Meinung der Powerfrau mit ihrer Entscheidung für Geserer zusammen. Brady brach aus ihrer Komfortzone beim amerikanischen Tennisverband aus, sie hatte das Gefühl zu stagnieren und wollte mehr. "Das ist das, was sie auszeichnet: Dass sie den Mut hatte, diesen Schritt zu gehen", sagte Geserer: "Wir hatten Glück - ich ja genauso, denn mit ihr lässt es sich optimal arbeiten -, dass ein befreundeter Trainer der Meinung war, ich wäre der richtige Coach für sie."
Für Brady und Geserer, der auch schon Julia Görges und Philipp Kohlschreiber betreute, war es eine Art "Blind Date", beide kannten sich vorher nicht. Doch sie merkten schnell, dass es passte und erhielten auch in Form von Ergebnissen positive Rückmeldungen. Bei den US Open marschierte Brady bis ins Halbfinale und schaltete auf ihrem Weg unter anderem Angelique Kerber aus. Dann unterlag sie der späteren Siegerin Osaka nur knapp in drei Sätzen.
Nun also wieder Osaka, die der 23-maligen Grand-Slam-Siegerin Serena Williams in ihrem Halbfinale keine Chance gelassen hat. Und die auf ihren vierten Major-Triumph brennt. Doch Brady ist aus Sicht von Geserer durchaus in der Lage, ein gehöriges Wort um den mächtigen Silberpokal mitzureden.
"Jen wird von keinem ihrer Schläge überrascht sein", sagte Geserer: "Ich persönlich denke, je öfter sie gegen sie spielt, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Ausgang positiv sein wird." Vielleicht schon am Samstag.