"Es ist wirklich unglücklich, dass er die Linienrichterin so getroffen hat. Dafür gibt es Regeln. Die Supervisor machen nur ihren Job", sagte Viertelfinalist Alexander Zverev: "Aber es ist wirklich Pech für ihn. Wenn er den Ball nur einige Zentimeter woanders hingeschlagen hätte, wäre alles gut gewesen." Djokovic selbst wollte nichts mehr sagen, er verließ die Anlage wortlos.
Später schrieb er bei Instagram: "Diese ganze Situation hat mich wirklich traurig und leer zurückgelassen." An die Linienrichterin adressierte er entschuldigende Worte: "Es tut mir sehr leid, dass ich ihr solchen Stress bereitet habe. Es war so unbeabsichtigt und so falsch." Bei den Veranstaltern der US Open und allen betroffenen Personen bat er um Verzeihung.
Die Disqualifikation werde er als "Lektion für mein Wachstum und meine Entwicklung als Spieler und Mensch" nehmen. Der Linienrichterin gehe es gut, schrieb Djokovic, er habe sich diesbezüglich bei den Turnierveranstaltern versichert.
Was war passiert? Djokovic, der klare Turnierfavorit, der in diesem Jahr noch ungeschlagene Dominator der Tour, hatte in seinem Achtelfinal-Duell gegen den Spanier Pablo Carreno Busta gerade ein Break zum 5:6 im ersten Satz kassiert, als er fatalerweise einen Ball nach hinten wegschlug. Plötzlich sank eine Linienrichterin, offenbar am Kehlkopf getroffen, zu Boden und rang nach Luft.
US-Open: Carreno Busta "geschockt"
Den ersten dramatischen Szenen, die auch sein Gegner Carreno Busta laut eigenen Angaben "geschockt" miterlebte, folgten minutenlange Diskussionen. "Ich akzeptiere jede Entscheidung", sagte Djokovic dabei, den Offiziellen blieb letztlich keine Wahl. Djokovic verliert laut eines Statements des US-amerikanischen Tennisverbands (USTA) nicht nur seine Titelchance, sondern auch alle bei dem Turnier erreichten Weltranglistenpunkte sowie das Preisgeld - plus einer möglichen Geldstrafe.
Die Entscheidung schmerzt nicht nur Djokovic, sondern auch die Veranstalter der US Open. "Man muss es sich nur vorstellen. Er ist die Nummer eins der Welt, der absolute Superstar, Federer und Nadal sind nicht da", sagte Boris Becker bei Eurosport. Es sei für die Verantwortlichen die "schwerste, aber richtige" Entscheidung gewesen. Carreno Busta betonte, er habe sich auf dem Platz gut gefühlt und hätte das Spiel viel lieber auf sportlichem Wege beendet.
US Open: Thiem und Medvedev die größten Favoriten?
Djokovic war als klarer Favorit in das Turnier gestartet. Er ging mit einer Bilanz von 26:0 in das Duell mit Carreno Busta und schien auf dem Weg zu seinem 18. Grand-Slam-Titel kaum aufzuhalten zu sein.
Nun wird es erstmals seit 2014, als Marin Cilic die US Open gewann, wieder einen Sieger geben, der seinen ersten Major-Titel feiern wird. Die größten Chancen werden Dominic Thiem aus Österreich und dem Vorjahresfinalisten Daniil Medvedev aus Russland eingeräumt. Gute Karten hat sicher auch Alexander Zverev, der erstmals in seiner Karriere in New York das Viertelfinale erreicht hat.
Djokovic, Nadal, Federer: Unfassbare Dominanz der Big 3
Seit 2005 haben Roger Federer und Rafael Nadal, die beide die US Open wegen der Corona-Pandemie absagten, sowie Djokovic 52 von 61 möglichen Grand-Slam-Titeln gewonnen.
2004 stand letztmals keiner der großen Drei zumindest im Halbfinale eines der vier bedeutendsten Turniere der Welt. Seit den US Open 2016, als der Schweizer Stan Wawrinka triumphierte, gingen alle Grand-Slam-Titel an Djokovic, Nadal oder Federer.