"Angie war nicht fit und durcheinander"

Von Jan Höfling
Angelique Kerber konnte in Australien ihren ersten Grand Slam gewinnen
© getty

Bei den Australian Open trat Angelique Kerber in die Fußstapfen von Steffi Graf. Es war der Abschluss eines langen Weges aus einem tiefen Tal. Der frühere Davis-Cup-Spieler Alexander Waske blickt im Gespräch mit Omnisport auf die Probleme der Vergangenheit sowie den Durchbruch bei den US Open 2012 zurück und erklärt, was für die Wende ausschlaggebend war.

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"Wir hatten uns 2011 in Wimbledon länger unterhalten", erinnert sich der frühere Doppel-Spezialist Waske gegenüber Omnisport an eine Kerber, die sich auf der Suche nach der eigenen Form befand. "Angie war ein bisschen durcheinander, hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein und wusste nicht, in welche Richtung sie gehen wollte."

Eine laut Waske zum damaligen Zeitpunkt "nicht fitte Kerber" trainierte in Folge des Gesprächs sechs Wochen zusammen mit dem heute 40-Jährigen in dessen Tennis-University, die der Frankfurter zusammen mit Rainer Schüttler gegründet hatte.

US Open als Wendepunkt

Bei den anschließenden US Open, bei denen die Deutsche erst im Halbfinale gegen die spätere Siegerin Samantha Stosur die Koffer packen musste, zeigte Kerber dann, dass sie mit der Weltelite mithalten kann.

"Danach hat sie am 6. November als erste Spielerin auf der ganzen Welt ihre Vorbereitung begonnen", erinnert sich Waske an den neu entdeckten Ehrgeiz Kerbers. Die inzwischen 28-jährige Kielerin sei damals "richtig heiß" gewesen und habe gemerkt, dass sie "über bessere Fitness, mehr Stabilität und besseres Training viel besser werden kann", so Waske weiter.

Nach der sieben Wochen andauernden Vorbereitung konnte Kerber sich im Jahr 2012 bis auf Rang fünf vorarbeiten. Eine Herangehensweise, von der sich Waske beeindruckt zeigt. "Ich ziehe noch heute den Hut vor ihr, dass sie das durchgezogen hat", lobt der Hesse, der durch Kerbers großen Coup zudem auf positive Folgen für den Tennis-Sport hofft.

Tennis-Boom in Deutschland?

"Ein Tennis-Boom in Deutschland wäre toll, würde uns allen helfen. Insofern sind wir sehr happy, dass Angie das geschafft hat", blickt der Rechtshänder, der im Oktober 2012 seine Karriere endgültig beendet hatte, nach vorn. "Auch die Einschaltquoten waren wohl sehr hoch. Das hat sie sich auch verdient, sie hat ein riesiges Turnier gespielt."

Er hoffe aufgrund der enormen Leistung Kerbers, dass das Tennis durch den Triumphzug in Melbourne wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, so Waske.

Während die Lobeshymnen nach dem Triumph Down Under wohl noch eine Weile anhalten werden, wartet auf Kerber bereits die nächste sportliche Aufgabe: In Leipzig steht für die erste deutsche Grand-Slam-Sieger nach Steffi Graf die Fed-Cup-Partie gegen die Schweiz auf dem Programm.

Die WTA-Weltrangliste: Kerber springt auf Zwei

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