Andrea Petkovic ist bestens aufgelegt. Ob sie zur Hochzeit von Wimbledonsieger Novak Djokovic eingeladen war, will jemand von der French-Open-Halbfinalistin wissen. "Nein. Vielleicht, weil ich ihm vorher mein herzliches Beileid ausgesprochen habe", witzelte "Petko".
Die 26-Jährige strotzt kurz vor der Abreise in die USA am Mittwoch und dem Start der Hartplatzsaison vor Selbstvertrauen. Der Glaube an einen Grand-Slam-Sieg ist nach ihrem Durchmarsch von Roland Garros groß wie nie.
"Ich habe gemerkt, ich bin da dran. Vor Paris hatte ich immer noch das Gefühl, ich bin wahnsinnig weit weg vom Titel", sagte Petkovic am Montag im Gespräch mit dem "SID" und meinte: "Ich glaube immer mehr daran, dass ich vielleicht mal ein Grand-Slam-Turnier gewinnen kann."
"Will wieder in Top Ten"
Ein weiteres Ziel der Weltranglisten-18., die in dieser Saison bereits zwei Turniere gewonnen hat (Charleston und Bad Gastein), ist der Sprung zurück in den erlauchten Kreis der Weltrangliste: "Definitiv will ich wieder in die Top Ten." Dort stand Petkovic 2011 als Neunte bereits, "aber heute bin ich eine bessere und komplettere Spielerin."
Nach eigener Einschätzung hat die deutsche Nummer zwei erst "70 Prozent" ihres Potenzials ausgeschöpft. Glaubt man ihrem Trainer Eric van Harpen, dann ist Petkovic sogar erst bei "40 Prozent". Besonders am Aufschlag und der Beinarbeit will der 70-jährige Niederländer mit seinem Schützling noch arbeiten. Zudem setzt "Petko" seit ein paar Wochen auf Meditation - nun soll Yoga hinzukommen.
Voller Vorfreude blickt Petkovic bereits dem Fed-Cup-Finale gegen Gastgeber Tschechien am 8./9. November entgegen. Der Sieg in Prag hätte für die Darmstädterin einen enormen Stellenwert. "Er wäre für uns alle fast auf einer Stufe mit einem Grand-Slam-Titel. Es wäre wie Weltmeister werden mit dem Team", sagte sie.
Allerdings sieht Petkovic ihr Team gegen Wimbledonsiegerin Petra Kvitova, Lucie Safarova & Co. eher in der Außenseiterrolle: "Ich würde sagen, die Tschechinnen sind definitiv Favorit. Vor allen Dingen nach dem Wimbledon-Turnier - mit dem Erfolg von Kvitova und der Halbfinal-Teilnahme von Safarova."
"Druck ist größer geworden"
Am Mittwoch wird Petkovic in die USA aufbrechen, wo sie mit ihrer Teilnahme am Turnier in Stanford in der kommenden Woche die Hartplatzsaison einläutet. Bei den US Open in New York (25. August bis 7. September), bei denen sie 2011 bereits im Viertelfinale stand, wird die Hessin nach ihrem starken Abschneiden in Paris zum erweiterten Favoritenkreis zählen.
Das weiß Petkovic: "Der Druck ist jetzt wieder größer geworden. Ich habe zwar nichts zu verteidigen. aber viel zu verlieren, weil die Erwartungen wieder höher geworden sind", berichtete sie. Es sei eine neue Situation, "und ich muss lernen, damit umzugehen. Ich muss mich wieder daran gewöhnen, dass mit mir gerechnet wird. Ich bin selbst gespannt, wie gut ich darauf reagiere".
Am liebsten auf die Fanmeile
Im Hinterkopf ist das Fed-Cup-Finale allerdings schon jetzt präsent. Dabei hat Petkovic ihre ganz eigenen Vorstellungen, wie ein Titelgewinn gefeiert werden würde: "Auf die Fanmeile in Berlin können wir nicht. Da passen nicht genug Fans hin", kalauerte sie, die zuletzt in vielen Bereichen Höhenflüge erlebte - beim Turnier in Bad Gastein hatte sie viel Spaß als Co-Pilotin in einem Helikopter.
Und eine Petkovic setzt sich immer neue Ziele: "Ich will einen Fallschirmsprung machen. Nicht, weil ich mich darauf freue, sondern weil ich mich überwinden will", erklärte sie - und lacht.
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