Das Strampeln des Freiwasser-Rekordweltmeisters hatte Erfolg: Die 23-jährige WM-Debütantin Isabelle Härle schwamm mit dem deutschen Team über fünf Kilometer zu Bronze. "Mein Gott, ich kann das alles noch gar nicht glauben", sagte sie später, als sie noch einmal über ihren ungewöhnlichen Weg nach Shanghai nachgedacht hatte. Gerade einmal sieben Wochen ist es her, dass ihre WM-Träume platzten.
Drei deutsche Meistertitel fischte die Langstreckenspezialistin in Berlin aus dem Becken, doch sowohl über 400 als auch über 800 und 1500 m reichte die Zeit nicht, um das Ticket nach China zu lösen.
Härle nutzt zweite Chance
Mitten in der tiefsten Enttäuschung eröffnete sich plötzlich eine neue Chance. Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz rief die gebürtige Bremerin an. "Sie hat mir ein bisschen leid getan", sagte der Coach, "ich habe sie gefragt, ob sie Lust und Laune hat, doch noch zur WM zu fliegen." Härle überlegte nicht lange und sagte zu, ohne zu wissen, was auf sie zukam. "Ich hatte 1000 Fragen, Stefan hat bestimmt ein blutiges Ohr, so oft wie ich ihn angerufen habe."
Nach einem Meilenrennen in London schwamm sie bei den deutschen Freiwasser-Meisterschaften über fünf Kilometern allen davon - und doch noch nach Shanghai. In den aufgeheizten Fluten vor dem Stadtstrand der Millionenmetropole führte sie dann der Rekordweltmeister höchstpersönlich zur ersten Medaille.
Thomas Lurz war im Dreier-Team des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) quasi das Bindeglied zwischen Vorschwimmer Jan Wolfgarten und Härle. Stimmte im trüben Wasser vor Jinshan das Tempo an der Spitze nicht, musste der Freiwasser-Neuling hinten Alarm geben - mit einem Schlag auf die Füße des Vordermannes.
Bundestrainer Lurz hofft auf positiven Effekt
"Das hat sehr, sehr gut geklappt", lobte Stefan Lurz, "sie ist immer im Sog der Jungs geblieben und hat gekämpft bis zum Umfallen." Nach einer Runde lag das DSV-Trio sogar noch auf Platz zwei, am Ende "ging aber die Kraft aus", so Lurz. Dennoch reichte es nach 57:44,2 Minuten hinter den USA und Australien zur zweiten deutschen Freiwasser-Medaille der WM. "Das ist doch viel härter als im Becken", fand Härle, "die kämpfen wie die Tiere."
Stefan Lurz hofft nun, dass die Quereinsteigerin "bei der Stange bleibt". Schließlich gibt es viele Schwimmerinnen, die drinnen und draußen gleichermaßen erfolgreich sind - wie die englische Zehn-Kilometer-Weltmeisterin Keri Anne Payne, die derzeit Zweitschnellste der Welt über 1500 m im Becken ist. Härle indes will es zunächst drinnen weiter versuchen.
"Ich muss im Becken die Olympia-Zeit schaffen", sagte sie. Draußen ist diesmal das Ticket schon weg - die zweimalige Weltmeisterin Angela Maurer holte es sich am Dienstag über zehn Kilometer.
Hausding und Feck überrraschend ausgeschieden
Vize-Weltmeister Patrick Hausding aus Berlin und der Leipziger Stephan Feck haben bei der WM in Shanghai überraschend das Finale vom Drei-Meter-Brett verpasst. Doppel-Europameister Hausding, der zusammen mit Sascha Klein vom Turm Synchron-Silber gewonnen hatte, kam mit 408,70 Punkten nur auf Rang 15, Feck lag mit 405,90 Zählern noch einen Platz dahinter.
Am Dienstag waren die beiden im Synchronspringen Fünfte geworden. Die Entscheidung über die Medaillen fällt am Freitag.