Evenepoel wiederholte damit seinen Vorjahrestriumph im Kampf gegen die Uhr, hat aber noch nicht genug: Am kommenden Sonntag soll im Straßenrennen über 273,9 km oberhalb des Zürichsees die historische Krönung gelingen.
"Es war ein sehr harter Tag, vielleicht das schwierigste Zeitfahren meines Lebens", sagte Evenepoel. Auf den ersten Metern habe ihm "Power" gefehlt, "auch auf den letzten zwei, drei Kilometern musste ich hart pushen. Egal wie der Zeitunterschied ist - ich habe meine Zeit grün aufleuchten sehen. Das ist es, was zählt."
Das Double bei Weltmeisterschaften hat noch kein Radprofi geschafft, der doppelte Doppelschlag mit Olympia und WM wäre eine Leistung, die lange einmalig bleiben könnte. Zuzutrauen ist sie Evenepoel, doch der 24-Jährige bekommt im Straßenrennen große Konkurrenz: Am Start ist dann auch Tour-de-France-Champion Tadej Pogacar aus Slowenien.
Die deutschen Starter Miguel Heidemann und Maximilian Schachmann hatten am ersten WM-Tag keine Chance aufs Podium. Heidemann (Trier) erreichte Rang 20, der Berliner Schachmann belegte den 23. Platz. Der deutsche Meister Nils Politt (Köln) war in Zürich nicht am Start.
Evenepoel hatte nach seinem historischen Doppelgold von Paris kurz gekränkelt, war aber rechtzeitig zum letzten Höhepunkt der Saison fit geworden. "Meine Batterien sind wieder voll aufgeladen", sagte er vor den Titelkämpfen in der Schweiz.
Am Sonntag ging er als letzter Fahrer auf die Strecke. Auf der Startrampe noch erlebte er eine Schrecksekunde, als ihm die Kette abrutschte. Ein Betreuer konnte sie wieder aufziehen, 20 Sekunden vor dem Start saß Evenepoel auf seiner goldenen Rennmaschine und beeindruckte mit Bestzeiten ab der ersten Zwischenzeitnahme. Bei der Zieldurchfahrt am Sechseläutenplatz richtete er sich früh auf und jubelte ausgelassen. Evenepoel verwies den zweimaligen Zeitfahrweltmeister Ganna um 6,43 Sekunden auf den Silberrang.