Nach seinem perfekten Debüt stand Marcel Kittel strahlend im Konfettiregen und war bester Laune. "Dieser Sieg schmeckt besonders süß. Alles hat so gut geklappt, ich weiß gar nicht, was wir hätten besser machen können", sagte der Thüringer Radprofi begeistert nach seinem starken ersten Auftritt für das belgische Team Etixx-Quick Step.
Gleich im ersten Rennen für seine neue Mannschaft hat der 27-Jährige gezeigt, dass mit ihm in dieser Saison wieder zu rechnen ist. Kittel ließ auf der ersten Etappe der Dubai Tour in Fujairah nach 173 km in einem beeindruckenden Massensprint seinen britischen Rivalen Mark Cavendish um mehr als eine Radlänge hinter sich. Cavendish war Kittels Vorgänger bei Quick Step und fährt jetzt für das südafrikanische Team Dimension Data.
Bei der Zieldurchfahrt schrie der gebürtige Arnstädter seine Freude heraus und mit seinem entschlossenen Jubel schien er auch eine Menge Ballast mit losgeworden zu sein. "Vor allem nach der harten Saison letztes Jahr bin ich unglaublich glücklich. Das Timing im Sprint war perfekt, das gibt mir ein richtig gutes Gefühl", sagte Kittel, der eine durch Erkrankungen und mannschaftsinterne Probleme belastete Saison hinter sich hat.
"Ich starte bei Null"
Die Schwierigkeiten gipfelten in der Nichtnominierung für die Tour de France und der Trennung vom Team Giant-Alpecin. "Ich starte bei Null", hatte Kittel schon im Vorfeld der neuen Saison gesagt und sich erstmal bescheidene Ziele gesteckt. Das Rennen in Dubai diente ihm eigentlich nur, um Harmonie mit seinen neuen Helfern im Sprintzug zu entwickeln und an der Abstimmung zu arbeiten.
Kittel will alles Schritt für Schritt angehen und auch über die Highlights Tour de France (2. bis 24. Juli) und die sprinterfreundliche WM im Oktober in Katar noch nicht allzu intensiv nachdenken. Die hohen Erwartungen an seine Comeback-Saison schiebt er beiseite. "Es ist wichtig, alles Stück für Stück zu sehen", sagte Kittel unlängst dem SID.
Auch deshalb, weil Kittel im Vorjahr die bislang schwierigste Phase seiner Karriere erlebte. Der achtmalige Tour-Etappensieger haderte, zweifelte, rätselte. Das neue Umfeld hat ihm aber nun schon einmal seinen Optimismus zurückgegeben, das war Kittel schon vor wenigen Wochen im Trainingslager anzumerken. "Ich habe meine innere Balance wiedergefunden", sagte der Top-Sprinter über seine ersten Eindrücke.
Kittel erinnerte dort schon wieder viel mehr an den unbeschwerten Sonnyboy, der 2013 und 2014 bei der Tour de France ins Gelbe Trikot sprintete. Daran Anteil hat auch Zeitfahr-Spezialist Tony Martin, mit dem Kittel eng befreundet ist und der in Dubai nun mit ihm gemeinsam diesen Traumstart feiern durfte. "Ähnlich wie mich hat ihn das letzte Jahr wachgerüttelt, die Motivation nochmal geschürt", sagte Martin zuletzt über Kittel.