Berauscht vom Gefühl der Rückkehr in den Sport nach einer fast zweijährigen Pause gelang Rath mit dem zehn Millionen Euro teuren Rapphengst beim CDI im belgischen Kapellen ein glänzender Vortrag.
Als der Grand Prix nach knapp sechs Minuten beendet war, strahlte Rath mit der Sonne um die Wette: 78,680 Punkte, ein Ergebnis, mit dem das Paar seinen Hut für die Weltmeisterschaften vom 23. August bis 7. September in der Normandie in den Ring geworfen hat.
"Ich habe das Pferd noch nie so entspannt erlebt wie heute", sagte Rath, der im Oktober erstmals Vater wird. Auch Mitbesitzer Paul Schockemöhle war die Freude ins Gesicht geschrieben: "Ich habe Totilas noch nie so gut gesehen."
Raths Stiefmutter Ann Kathrin Linsenhoff, die Totilas vor vier Jahren gemeinsam mit Schockemöhle erworben hatte, meinte freudestrahlend: "Ich bin so glücklich, wie das heute gelaufen ist. Es war eine rundweg gelungene Vorstellung, auf der man aufbauen kann."
Kein Comeback in Deutschland
Als Rath auf Totilas um 14.12 Uhr mit der Startnummer 173 ins Viereck ritt, war die Spannung bei den rund 500 Zuschauern förmlich spürbar. Lange hatte die Szene auf diesen Augenblick gewartet. Um sich aber dem großen Druck in der Heimat zu entziehen, wählte Matthias Rath bewusst den Start in der Provinz.
An Unterstützung fehlte es dennoch nicht, Bundestrainerin Monica Theodorescu war ebenfalls in die Provinz Antwerpen gereist. Auch ihr hatte Totilas ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. "Das war toll, sehr harmonisch. Man konnte sehen, dass Totilas glücklich ist."
Dabei ist Totilas laut Paul Schockemöhle körperlich aktuell "erst bei 75 bis 80 Prozent". Ob das noch für die WM reichen könnte? "In acht Wochen wäre er soweit", sagte Europas größter Pferdehändler dem "SID".
Keine Prognose der Bundestrainerin
Monica Theodorescu wollte sich noch nicht zu einer WM-Prognose überreden lassen. "Das Paar muss jetzt weitermachen. Wir haben noch die beiden Sichtungen. Da muss es sich präsentieren", sagte sie. Am Samstag haben Matthias Rath und Totilas in Kapellen noch einen Auftritt im Grand Prix Special. Danch ist noch alles offen.
Rath und Totilas - das schien lange zu einer tragischen Geschichte zu werden von zweien, die nicht zueinander kommen. Der Reiter bemühte sich bislang vergeblich, mit dem genial veranlagten Hengst an alte Erfolge anzuknüpfen. Dreimal hatte Totilas bei der WM 2010 unter dem Niederländer Edward Gal Gold gewonnen.
Lange Pechsträhne
2011 enttäuschte das Paar bei der EM in Rotterdam. 2012 war die Saison wegen Raths Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber frühzeitig beendet.
Nach einem Deckunfall im Januar war die Saison 2013 auch schon wieder gelaufen. Totilas hatte sich beim Sprung auf die Phantom-Stute eine Sehnenverletzung zugezogen.
Bei der Dressur-DM am Wochenende in Balve fehlte das Paar. Nach Perl im Saarland Ende Juni ist der CHIO in Aachen Mitte Juli die zweite und entscheidende Sichtung. Anschließend werden vier Paare plus ein Ersatzpaar für die Normandie nominiert.
Die nationale Konkurrenz ist stark. In Balve meldeten in Abwesenheit der gesetzten Helen Langehanenberg (Billerbeck) fünf Reiterinnen Ambitionen auf ein WM-Ticket an.