Im Special brachte es die 27-Jährige im Sattel des 13 Jahre alten Rapphengstes Desperados mit persönlicher Bestleistung auf 83,784 Punkte und feierte ihren ersten nationalen Titel.
Die Mannschafts-Olympiazweite von London 2012 legte einen nahezu fehlerfreien Ritt hin und ließ die Konkurrenz weit hinter sich. Die wiedererstarkte Doppel-Olympiasiegerin Ulla Salzgeber (Blonhofen/77,627) wurde auf Herzruf's Erbe Zweite, hatte aber über fünf Prozentpunkte Rückstand. Platz drei ging an Mannschafts-Europameisterin Fabienne Lütkemeier (Paderborn/77,373) mit dem 14 Jahre alten Wallach D'Agostino.
"Ich bin zwar schon mal Meisterin bei den Juniorinnen geworden, aber das hier ist natürlich etwas ganz anderes", sagte Sprehe. Angesichts ihres großen Vorsprungs meinte die Studentin: "Das fühlt sich sehr gut an und kann von mir aus so weitergehen."
Kein guter Tag für Werth
Großen Einfluss auf ihre Entwicklung hat offenbar Bundestrainerin Monica Theodorescu. Nachdem sich Sprehe im letzten Sommer von ihrem Trainer Jürgen Koschel (Hagen a.T.W.) getrennt hatte, nahm Theodorescu die 27-Jährige unter ihre Fittiche. Seitdem wirken ihre Vorträge mit Desperados noch leichter und durchlässiger.
Keinen guten Tag erwischte die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth. Eigentlich hatte die Juristin aus Rheinberg ihr Sorgenpferd Don Johnson gebändigt, war mit ihm am Freitag im Grand Prix hinter Sprehe sogar Zweite geworden, doch im Special verfiel der Fuchs wieder in alte Fehler. Bei der Piaffe brach der zwölf Jahre alte Wallach aus und vermasselte seiner Reiterin eine bessere Benotung.
"Das war ganz klar ein Reiterfehler", sagte Werth und nahm die Schuld sofort auf sich. "Er ist intelligenter als ich. Schade, er hat sich unter Wert präsentiert", meinte die 43-Jährige, die sich aber dennoch Chancen auf eine Nominierung für die Mannschaft beim CHIO im Juli in Aachen ausrechnet. "Dieses Ergebnis heißt jetzt nicht, dass Don Johnson für ein Championat nicht in Frage kommt. Ich glaube fest daran, dass er es packt."
Gelungenes Comeback für Salzgeber
Ein gelungenes Comeback auf großer Bühne feierte Salzgeber, die die deutsche Equipe schon 2000 und 2004 zum Gewinn der olympischen Goldmedaille geführt hatte. Nach einigen Rückschlägen mit dem verletzungsanfälligen Fuchswallach Herzruf's Erbe zeigte die 55-Jährige in Balve nach Platz vier im Grand Prix auch im Special eine beachtliche Leistung. "Ich glaube, dass der Aufbau mit ihm gut gelaufen ist. Er hat sich kontinuierlich gesteigert. Wir sind wieder da", sagte Salzgeber.
Das nahm auch Klaus Röser, Vorsitzender des Dressur-Ausschusses, zur Kenntnis. Mit der Leistung der Top-Reiterinnen konnte Röser zufrieden sein. "Wir sind froh und dankbar über so ein breites Feld. Es war im Winter nicht absehbar, dass es so gut läuft", sagte Röser. Bis zur WM in der Normandie Ende August sei es aber noch ein weiter Weg. Röser: "Über die Nominierung der Mannschaft kann man jetzt noch nicht viel sagen."