Mick Schumacher stürmte am Jubelbild seines berühmten Vaters vorbei auf das oberste Treppchen in Monza - und verschaffte der geschundenen Ferrari-Seele zumindest ein wenig Linderung. Wo der legendäre Michael Schumacher die Tifosi ein ums andere Mal in Ekstase versetzt hatte, gewann sein 21-jähriger Sohn am Samstag erstmals ein Hauptrennen der Formel 2. In Italien war das mehr als nur eine schöne Randgeschichte.
Mick Schumacher sei "der einzige Lichtstrahl" für Ferrari, schrieb die Gazzetta dello Sport: "Wenn in Monza ein Schumacher in einem roten italienischen Auto siegt, dann schlagen die Herzen schneller." Und nur Mick Schumacher, urteilte La Repubblica, "bringt ein wenig Erleichterung an diesem tödlichen Wochenende für Ferrari in Monza."
Im Unterbau der Formel 1 fährt Schumacher für das Prema-Team, er gehört aber längst zur Ferrari-Jugendakademie, will im kommenden Jahr in die Königsklasse aufsteigen. Ein Platz beim eng mit Ferrari verbundenen Alfa-Romeo-Team ist denkbar - und mit seinen Leistungen schafft er dafür gerade die Grundlage, der Knoten scheint geplatzt. Am Samstag, nach seinem Sieg, raunte ihm Ferrari-Teamchef Mattia Binotto gut hörbar die Worte "great job" zu.
Mit tränenerstickter Stimme hatte Schumacher am Boxenfunk gerade mal "Grazie" herausgebracht. Auch Minuten später war er noch überwältigt. "Es fühlt sich großartig an", sagte er: "Ich bin sehr glücklich, hier zu stehen. Ich will das erstmal genießen."
Mick Schumacher: Mitten im Titelkampf der Formel 2
Dazu hat Schumacher allen Grund: Durch seinen zweiten Formel-2-Sieg nach dem Erfolg im Sprintrennen von Budapest 2019 befindet er sich mit einem Mal mitten im Titelkampf. Am Sonntag im Sprintrennen ließ er noch einen vierten Rang folgen, mit 141 Punkten verbesserte er sich auf Rang zwei in der Gesamtwertung - nur der Brite Callum Ilott (Uni-Virtuosi Racing) liegt noch fünf Zähler voraus. Seinen russischen Teamkollegen Robert Schwarzman (138) ließ Schumacher hinter sich.
Und diese Konstellation ist sechs Rennen vor Schluss höchst interessant. Auch Schwarzman und Ilott sind Ferrari-Junioren und wollen in die Formel 1, erst am Freitag hatte Binotto den Konkurrenzkampf angeheizt. "Ich glaube, Robert, Callum und Mick tun alles und zeigen Fortschritte. Die zweite Saisonhälfte wird wichtig sein", sagte der Ferrari-Teamchef.
Beim Ferrari-Motorkunden Alfa Romeo ist noch kein Fahrer für die Saison 2021 bestätigt, die Verträge von Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland) und Antonio Giovinazzi (Italien) laufen aus. Und Testfahrten in einem Formel-1-Boliden wurden Mick Schumacher schon für dieses Jahr in Aussicht gestellt.