Eine Woche vor der Hallen-WM in Sopot (7. bis 9. März) erfüllten in Berlin nicht nur die deutschen Leichtathleten die hohen Erwartungen, sondern auch das erstmals in dieser Form ausgetragene Hallen-ISTAF.
Angetrieben von den lautstarken 10.847 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof zeigten fast alle deutschen WM-Starter gute Leistungen. Zudem stellte die australische Olympiasiegerin Sally Pearson in 7,79 Sekunden über 60 m Hürden eine Jahresweltbestleistung auf.
Halle voll
"Es ist schon etwas Besonderes, wenn die Leichtathletik so eine Halle vollbekommt", sagte Kugelstoß-Weltmeister David Storl, der mit 21,20 Meter gewann und ungeschlagen zur WM fährt. "Es ist unglaublich. So etwas sollte es häufiger geben", sagte Pearson.
Die 27-Jährige stellte ihre Jahresweltbestleistung bereits im Vorlauf auf und war bei ihrem späteren Sieg im Finale nur eine Hundertstel langsamer. Die deutsche Meisterin Nadine Hildebrand (Sindelfingen) kam in 7,98 auf Platz zwei. Pearsons Auftritt war der erste und einzige Hallenwettkampf der Australierin vor der WM, wo sie ihren Titel verteidigen will.
Sportlich überzeugten auch der deutsche Stabhochsprung-Meister Malte Mohr und Sprinterin Verena Sailer. Mohr siegte in persönlicher Bestleistung von 5,90 Meter, scheiterte danach allerdings dreimal am deutschen Hallen-Rekord von 6,01 m. Nur der neue Hallenweltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) sprang in dieser Saison höher. Er ist aber verletzungsbedingt in Sopot nicht am Start.
Emotionaler Schlusspunkt durch Harting
Die deutsche Hallen-Meisterin und ehemalige Freiluft-Europameisterin Sailer (Mannheim) gewann die 60 m in eingestellter persönlicher Bestleistung von 7,12 Sekunden. Ebenfalls persönliche Bestleistung lief der deutsche 60-m-Meister Lucas Jakubczyk in 6,56. Der Berliner wurde guter Zweiter hinter Altmeister Kim Collins von den Karibikinseln St. Kitts and Nevis (6,52).
Den emotionalen Schlusspunkt der rund vierstündigen Veranstaltung setzte Lokalmatador Harting. Der Wettstreit gegen seine Konkurrenten war dabei wie angekündigt eine Mischung aus Sport und Show. Mit einem ans Boxen angelehnten Einmarsch waren die Kontrahenten in die Halle gekommen. Schon vor dem eigentlichen Wettbewerb wurde von der Hallenregie in die Kabinen der Sportler geschaltet.
Kein neuer Rekord
Harting, beim Einzug in einen schwarzen Mantel gekleidet, kostete die ungewohnte Atmosphäre aus - für den deutschen Rekord von Wolfgang Schmidt (66,20 m) aus dem Jahr 1980 reichte es jedoch nicht. Am Ende wurde es mit 62,20 Metern nur Platz vier. Es gewann der Magdeburger Martin Wierig mit 64,82. Bei der WM müssen die Fans auf einen Auftritt des deutschen Vorzeige-Leichtathleten ohnehin verzichten: In Sopot gehört der Diskuswurf nicht zu den Wettbewerben.
Die erste Auflage des Hallen-ISTAF in der Arena kostete die Veranstalter etwa 450.000 Euro. Für die Durchführung inklusive Auf- und Abbau blieben nur 22 Stunden Zeit. Noch am Freitagabend hatten die Eisbären Berlin an gleicher Stätte in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gespielt, am Sonntagmorgen musste die Halle wieder übergeben werden. Erstmals fand in der Multifunktionsarena eine Leichtathletik-Veranstaltung statt.