An Selbstbewusstsein mangelt es vor dem WM-Viertelfinale weder den deutschen noch den belgischen Hockeyspielern. "Wir wollen Weltmeister werden", rief das Team von Bundestrainer Stefan Kermas als klares Ziel im indischen Bhubaneshwar aus. "Ohne Gold kommen wir enttäuscht zurück", erzählte der belgische Verteidiger Arthur Van Doren den heimischen Medien.
Beide Mannschaften müssen in der Begegnung am Donnerstag (ab 12.15 Uhr live auf DAZN) im Kalinga-Stadium ihren großen Worten Taten folgen lassen.
Der Olympiadritte Deutschland baute sein Selbstvertrauen mit drei Vorrundensiegen auf. Belgien, Olympiazweiter, blieb in der Gruppenphase ebenfalls ungeschlagen, ließ nur gegen Gastgeber Indien mit einem Remis Punkte liegen. Im Halbfinale am Samstag (ab 11.30 Uhr live auf DAZN) wartet der EM-Dritte England auf den Sieger der Partie.
Hockey-WM: Deutschland wartet seit sechs Jahren auf großen Triumph
An Erfolgen gemessen ist die breite Brust der Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes berechtigt: zwei WM-Titel, Rekord-Europameister und zweimal Gold aus den letzten drei Olympischen Spielen. Doch der letzte große Triumph liegt mit dem Olympiasieg von London mittlerweile sechs Jahre zurück. Der von deutschen Spielern oft als überheblich beschriebene Gegner wartet derweil auf den ersten Turniersieg überhaupt.
Die belgischen Hockey-Männer gelten, ähnlich wie ihre Kollegen vom Fußball, als die goldene Generation ihres Landes, die immer noch auf Gold wartet. In den vergangenen Jahren schlitterten die Red Lions immer wieder knapp daran vorbei: In Rio de Janeiro hielten sie die Silbermedaille in den Händen, der bislang größte Erfolg im belgischen Hockey. Ein Jahr später wurden sie bei der EM Zweiter.
Kermas: "Risikomanagement entscheidend"
"Belgien ist in seiner Gesamtheit eine starke Mannschaft, weil sie athletisch sehr fit sind und seit vielen Jahren in der nahezu gleichen Besetzung spielen", sagte Bundestrainer Stefan Kermas. "Wir müssen diese technisch filigranen Jungs vor Aufgaben stellen. Sehr robust verteidigen. Es wird sich viel um die Defensive drehen", ergänzte Mittelfeldmotor Mats Grambusch.
In der Defensive taten sich die Deutschen zuletzt allerdings schwer. Im letzten Vorrundenspiel gegen Außenseiter Malaysia wurde eine 3:0-Führung (5:3) durch leichtfertige Fehler in der Verteidigung aufs Spiel gesetzt.
"Das Risikomanagement wird entscheidend sein. Kontrollierter Spielaufbau oder schnelles Umschaltspiel mit gefährlichen Kontern", sagte Kermas. Während Deutschland als Gruppensieger direkt ins Viertelfinale einzogen war, musste sich Belgien in einem Überkreuzduell, einer Art Achtelfinale, noch gegen Pakistan durchsetzen.
Belgien einen Tag weniger Pause
Dass seinem Team ein Spiel weniger in den Knochen steckt und es mehr Zeit zum Regenerieren hatte, will Kermas nicht als Vorteil sehen. "Das ist für das Spiel völlig irrelevant. Denn für den Tag mehr Pause gibt es auch kein Extra-Tor oder Extra-Punkte", sagte der 39-Jährige.
Zudem glich die zusätzliche Partie der Belgier einem besseren Trainingsspiel. Nach dem 5:0 gegen Pakistan haben "die Belgier viel von Selbstvertrauen gesprochen, das sie im Hinblick auf das Spiel gegen uns getankt haben", sagte Grambusch, blieb aber zuversichtlich: "Ich habe ein sehr gutes Gefühl, weil die Mannschaft hier sehr selbstkritisch unterwegs ist."