SPOX: Jetzt steht mit der WM das große Highlight an. Ihr Erstrunden-Gegner heißt Aden Kirk. Danach würde John Henderson warten, danach potenziell der Bully Boy, Michael Smith. Mit welcher Einstellung fahren Sie zur WM?
Clemens: Auch wenn viele die Aufgabe zum Start als machbar einschätzen und sie das sicherlich auch ist, muss ich ihn komplett ernstnehmen. Nur wenn ich mein bestes Darts spiele, wird es für den Sieg reichen. Ich will einfach gut spielen. Was dabei herauskommt, sehen wir dann. Ich mache mir keinen Stress und setze mich mit irgendwelchen Erwartungshaltungen unter Druck. Aber ich weiß, dass ich jeden ärgern kann.
SPOX: Im vergangenen Jahr wurde Rob Cross aus dem relativen Nichts Weltmeister. Wenn Gaga Clemens Weltmeister werden würde, wie würden Sie das in Relation setzen? Wie wenn der 1. FC Saarbrücken die Champions League gewinnt? Dafür sind Sie zu gut.
Clemens: (lacht) Saarbrücken spielt vor allem nicht in der Champions League und kann sie somit auch nicht gewinnen. Ich würde eher sagen: Wenn ich den Titel hole, wäre es wie eine Deutsche Meisterschaft des SC Freiburg.
SPOX: Sie waren noch nie im Ally Pally, richtig?
Clemens: Ja, es ist mein erstes Mal. Ich werde am Donnerstag schon hinfliegen und versuchen, in eine Session reinzukommen, damit ich die Atmosphäre schon mal erleben und aufsaugen kann. Vor einiger Zeit habe ich noch Kneipen-Turniere gespielt und jetzt werde ich im Ally Pally auf der Bühne stehen, das ist Wahnsinn. Ich werde es wohl erst so richtig realisieren, wenn ich da bin.
SPOX: Mit Max Hopp, Martin Schindler, Robert Marijanovic und Ihnen sind vier Deutsche bei der WM vertreten. Die Einschaltquoten könnten wieder neue Rekorde bringen. Wie erklären Sie sich den Erfolg von Darts in Deutschland?
Clemens: Ich hätte es mir nie vorstellen können, dass Darts so groß wird. Früher haben auch viele Leute in Deutschland gespielt, aber die Profis haben nur totale Freaks gekannt. Da hast du mal ein Video von jemandem geschickt bekommen, das war's. Jetzt berichten alle Medien darüber. Ich glaube, dass die Schnelligkeit für die Faszination sorgt und einen Nerv trifft. Ein Leg ist in zweieinhalb Minuten vorbei, es gibt ständig Entscheidungen. Es ist wie dauerhaftes Elfmeterschießen. Wenn erst mal ein Deutscher um die ganz großen Trophäen mitspielt und vielleicht eine gewinnt, wird der Boom noch gewaltiger. Wir sehen ja in anderen Sportarten, was große Erfolge für eine Wirkung haben.
SPOX: Zum Abschluss noch ein paar schnelle Fragen: Was würden Sie als Ihre Stärken bezeichnen?
Clemens: (lacht) Meine Doppelquote kann ich da jetzt nicht nennen. Ich würde sagen, dass ich ein guter und konstanter Scorer bin und dass ich eine Gemütsruhe und Gelassenheit besitze - das hilft mir auf der Bühne.
SPOX: Die Frage ist, ob Gerwyn Price Sie aus der Ruhe bringen könnte?
Clemens: Das weiß ich noch nicht. Das muss ich noch herausfinden. Generell muss ich dazu sagen, dass die Emotionen für die Fans bestimmt eine coole Sache sind, aber für mich überschreitet er mit seinem Auftreten teilweise schon eine Grenze.
SPOX: Was ist Ihr Lieblingsdoppel?
Clemens: Doppel 12.
SPOX: Ihr Lieblingsspieler?
Clemens: Barney. Ich mag seine Art und seinen Wurfstil. Hoffentlich klappt es noch mit einem Match, bevor er seine Karriere beendet. Wir haben leider noch nie gegeneinander gespielt.
SPOX: Wann steigt der 1. FC Saarbrücken in die 3. Liga auf?
Clemens: Hoffentlich sobald es geht. Ich bin jedenfalls ein treuer Fan und würde mir wünschen, dass wir zumindest mal wieder eine Klasse höher spielen.
SPOX: Was sind Ihre weiteren Leidenschaften neben Darts?
Clemens: Ich schaue im Fernsehen Sport rauf und runter, ich schaue wirklich alles. Biathlon, Handball, ganz egal. Ich bin ein wandelndes Lexikon für unnützes Sportwissen. (lacht)