SPOX: Herr Taylor, Sie gehen in die letzten Tage als professioneller Darts-Spieler. Verdrängen Sie den Gedanken daran noch, um sich auf die letzte große Aufgabe zu konzentrieren oder überwiegt die Vorfreude aufs Karriereende?
Phil Taylor: Natürlich denke ich darüber nach, jeden Tag. Den Gedanken kann ich gar nicht verdrängen. Allerdings stimmt es nicht ganz, dass ich als Profi aufhöre. Ich werde immer noch ein professioneller Darts-Spieler sein, aber ich werde andere Aufgaben haben. Ich werde nach meinem offiziellen Karriereende noch genauso hart arbeiten wie jetzt.
SPOX: Wie genau muss man sich das vorstellen?
Taylor: Es wird eine andere Art von Arbeit. Ich werde viel Promotion machen, weiterhin viel reisen. Es geht um persönliche Auftritte, After Dinners, Exhibitions, wohltätige Arbeit, Sponsoren-Arbeit, Autogrammstunden und Meet and Greets - es wird eine ganz andere Erfahrung. Aber für mich ist bei all dem vor allem eines wichtig: Es gibt keinen Druck.
SPOX: Könnten Sie sich auch vorstellen, wie etwa Wayne Mardle oder Rod Harrington als Experte für das Fernsehen zu arbeiten?
Taylor: Nein, ich sehe mich nicht als TV-Experte. Davon gehe ich nicht aus. (schmunzelt)
SPOX: Was werden Sie ab dem kommenden Jahr am meisten vermissen?
Taylor: Ich werde es kein bisschen vermissen. Mir geht es sehr gut. Viele Sportler sagen zu mir, dass ich es vermissen werde. Aber das werde ich nicht. Ich habe 30 Jahre lang gespielt. Das ist genug.
SPOX: In diesen 30 Jahren haben Sie unzählige bedeutende Momente erlebt - viele Titel, große Siege, bittere Niederlagen. Gibt es etwas, was Sie im Rückblick bereuen?
Taylor: (überlegt) Ich habe zu viel für den Sport geopfert. Ich habe immer 100 Prozent gegeben und dabei einiges auf der Strecke gelassen. Das war es wert, aber irgendwann kannst du das nicht mehr. Vor allem bereue ich jedoch die bitteren Niederlagen.
SPOX: Haben Sie spezielle Matches im Sinn?
Taylor: Zuerst denke ich da an die Weltmeisterschaft im letzten Jahr. Ich hätte das Match gegen Barney nie verlieren dürfen. Nicht in einer Million Jahren hätte ich dieses Spiel verlieren dürfen, aber ich habe es verloren. Beim WM-Finale 2003 gegen John Part habe ich auch das Gefühl, dass ich es niemals hätte verlieren dürfen.
SPOX: Ein klarer Fokus auf der WM...
Taylor: Ja, klar. Es ist das größte Turnier der Welt. Die Niederlagen dort waren immer die, bei denen es besonders hart war, sie zu verdauen.
SPOX: Im nächsten Jahr werden Sie erstmals nicht mehr mit dabei sein, wenn im Ally Pally die Darts fliegen. Sehen Sie in den kommenden Jahren nach Ihrem Karriereende eine noch deutlichere Dominanz von Michael van Gerwen als zuletzt?
Taylor: Nein, sehe ich nicht. Es haben schon jetzt einige neue Gesichter den Durchbruch geschafft. Und ich denke, bei Michael werden die vielen Reisen, die viele Zeit, die er weg von seiner jungen Familie zu Hause ist, ihren Tribut fordern. Ich glaube, das fordert schon jetzt seinen Tribut. Außerdem hatte er schon in diesem Jahr Rückenprobleme aufgrund seiner Spielweise. Das wird schlimmer werden, je älter er wird. Er ist wahrscheinlich einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe. Aber wird er für eine lange, lange Zeit auf diesem Niveau spielen? Nein. Und ich denke, das will er auch nicht.
SPOX: Wen sehen Sie als seine größten Konkurrenten in den nächsten Jahren?
Taylor: Ich weiß es nicht. Es gibt einen jungen Burschen aus Australien, den ich sehr schätze: Corey Cadby. Er hat das Zeug dazu, ein weiterer Michael zu werden. Aber wer sonst so oben mitspielen wird? Wir werden sehen.
SPOX: Wenn Sie Stand jetzt die zehn Premier-League-Teilnehmer für das kommende Jahr bestimmen könnten, welche wären das?
Taylor: Es ist immer schwierig, weil sich die Dinge mit der WM auch ändern können. Aber natürlich sind die üblichen Verdächtigen dabei: Peter Wright, Michael van Gerwen, Gary Anderson. Ich bin nicht sicher, ob es James Wade in diesem Jahr schaffen wird, da bin ich ganz ehrlich. Auch bei Adrian Lewis weiß ich es nicht sicher. Barney wird wahrscheinlich dabei sein, aber auch für ihn wird es eng. Ich denke, es wird auch Zeit für ein paar neue Gesichter in der Premier League. Eine Halle mit 10.000 Menschen zu füllen, ist nicht so einfach. Wenn ich aufhöre, wird es schwierig für die PDC. Das glaube ich wirklich.