Kaum war der Mega-Kampf gegen Tyson Fury fix, stürzte sich Tom Schwarz schon in die Videoanalyse. Der Magdeburger Schwergewichtsboxer konnte sich dabei das Lachen nicht verkneifen, als der britische Ex-Weltmeister auf dem Bildschirm vor ihm seine typischen Mätzchen abzog. Die werden auch Schwarz blühen, wenn er am 15. Juni in Las Vegas gegen den "Klitschko-Bezwinger" in den Ring steigt.
Angst hat der 24-jährige Deutsche vor seinem ersten Auftritt in Übersee jedoch nicht. "Das ist die größte Chance meines Lebens. Ich werde alles dafür geben zu gewinnen", sagte er dem MDR: "Natürlich rechne ich mir da etwas Großes aus. Und wenn das klappt, wäre das der absolute Wahnsinn." Ambitioniert ist Schwarz - und darf das auch sein, immerhin hat er jeden seiner bislang 24 Profikämpfe (16 durch K.o.) gewonnen und hält sogar den Intercontinental-Titel des Weltverbandes WBO. Gegen Weltklasse-Boxer hat er aber bislang nicht gekämpft, Fury ist der erste.
Der 30-Jährige hatte Wladimir Klitschko 2015 völlig überraschend um dessen WM-Titel gebracht. Auf den Triumph folgte das Tief mit Dopingvergehen, einer angeblich manisch depressiven Phase und mehreren Rücktritten. Doch Fury ist zurück: Am 1. Dezember 2018 boxte er gegen WBC-Weltmeister Deontay Wilder (USA) wieder um einen WM-Gürtel, musste sich trotz eindrucksvoller Leistung aber erstmals nach zuvor 27 Siegen mit einem Unentschieden zufriedengeben. Das wird ihm gegen Schwarz nicht reichen, will er doch 2020 Wilder zum Rückkampf fordern.
Fury: "Schwarz ist ungeschlagen, jung, frisch und ehrgeizig"
"Ich bin sehr fit und total bereit. Ich kann es nicht abwarten zu kämpfen. Schwarz ist ungeschlagen, jung, frisch und ehrgeizig", ließ Fury ungewohnt handzahm verlauten. Der Ton wird sich wohl noch ändern, je näher der Kampf rückt. Schließlich ist Fury für seine Zermürbetaktik und sein loses Mundwerk bekannt. Das weiß auch Schwarz' Promoter Ulf Steinforth vom Boxstall SES. "Da ist er erst 24 und da muss auch sein ganzes Team ihn festhalten und beschützen. Das wird wahrscheinlich viel heftiger als der Boxkampf selber", sagte er.
Steht Schwarz dies jedoch alles durch und besiegt Fury gar am Ende, öffnen ihm sich wohl alle Türen. Stichwort WM-Kampf. "Wenn du einmal Champions League bist, dann bist du immer Champions League. Und wenn wir das alles richtig machen, dann wird Tom Schwarz immer Champions League sein", sagte Steinforth. Wichtig wäre ein solcher Achtungserfolg vor allem auch für das angeschlagene deutsche Boxen.
Im Juli 2018 hatte der Supermittelgewichtler Tyron Zeuge (Berlin) als letzter Weltmeister der Bundesrepublik seinen WBA-Titel verloren. Das ist Schwarz bewusst: "Ich gehe nicht nach Las Vegas, um zu verlieren. Ich möchte den Sieg nicht mal für mich, ich möchte den einfach für Deutschland und meine Familie."