Was bei den ersten Sticheleien als vermeintlicher Publicity-Stunt maximal für ein Lächeln gesorgt hat, ist tatsächlich Realität. Am 26. August werden sich Floyd Mayweather Jr. und Conor McGregor in der T-Mobile Arena gegenüberstehen. Es ist das Duell zwischen den Besten zweier Welten - und genau das ist das Problem.
Wer an den Kampf zwischen der eigentlich seit zwei Jahren zurückgetretenen Box-Legende und dem Mixed-Martial-Arts-Superstar große Erwartungen hat, wird im Anschluss mit einer Enttäuschung leben müssen. Keine Frage, die Show rund um das Mega-Event in der Wüste Nevadas wird keine noch so winzige Nuance vermissen lassen. Auf der sportlichen Seite sieht es allerdings etwas anders aus.
Mayweather ist inzwischen 40 Jahre alt, stand seit zwei Jahren nicht im Ring und ist dennoch der haushohe Favorit gegen einen dann 29-jährigen Kontrahenten in dessen Prime, dem es zwar nicht an Selbstvertrauen mangelt, wohl aber an den nötigen Fähigkeiten, in einem reinen Boxkampf gegen einen der besten Boxer aller Zeiten auch nur den Hauch einer Chance zu haben.
Sieg für McGregor wäre die Sensation des Jahrtausends
Wie soll ein Mann, der zuletzt als Jugendlicher im Boxring stand, das vollbringen, woran Fighter wie Oscar De La Hoya, Canelo Alvarez oder Manny Pacquiao gescheitert sind? Die Antwort lautet: gar nicht. Ein Sieg wäre die Sensation des Jahrtausends, ein Lucky Punch hierfür die absolut einzige Möglichkeit.
Auch wenn McGregor im MMA-Sport ohne Frage zu den besten Kämpfern seiner Zunft gehört und dabei über ein starkes Stand Up verfügt, so liegen zwischen dem Schlagabtausch mit den Fäusten im Octagon und einem Boxring Welten. Die Ansetzung ist aus Wettbewerbssicht ein schlechter Scherz. Selbst das beste Sparring kann den Iren mit dem riesigen Ego, der wie ein Besessener trainieren und alles andere in den Hintergrund stellen wird, nicht darauf vorbereiten, was ihn erwartet: eine Demütigung durch eines der größten technischen Genies der Boxgeschichte und Champion in fünf verschiedenen Gewichtsklassen.
Relevant für den Boxsport sind gänzlich andere Duelle. Etwa das zweite Aufeinandertreffen von Andre Ward und Sergey Kovalev (So., ab 3 Uhr live auf DAZN) oder im September der Kracher zwischen Alvarez und Knockout-Maschine Gennady Golovkin, um nur einmal an der Oberfläche zu kratzen.
Normalerweise dürfte die Nevada State Athletic Commission angesichts des haarsträubenden Matchups den Fight gar nicht erst sanktionieren, wird dies aber wohl tun. Ausschlaggebend dafür ist mit den finanziellen Rahmenbedingungen die einzige Ebene, die das Schauspiel in Las Vegas legitimiert.
Mayweather vs. McGregor: Popcorn-Kino ohne Tiefgang
Das Event ist kein Mega-Fight mit Niveau, sondern Popcorn-Kino ohne Tiefgang, das für alle Beteiligten verdammt viel Gewinn generieren wird. Geld regiert die (Sport-)Welt und der Schlagabtausch wird gewiss für absurde Rekorde sorgen.
Allein die Einnahmen durch die Pay-per-View-Verkäufe werden aktuell auf knapp 500 Millionen US-Dollar geschätzt. Eine Summe, die sogar den bislang teuersten Boxkampf der Geschichte zwischen Mayweather und Pacquiao im Jahr 2015 in den Schatten stellen würde - und die letztlich einen Hauptgrund darstellt, warum sich Money, der sich nicht nur als Boxer, sondern vor allem auch als Geschäftsmann sieht, diesen ganzen unglaublichen Zirkus überhaupt antut.
Denn so fragwürdig der sportliche Vergleich auch ist, profitieren werden im Endeffekt beim erwarteten Ausgang beide Kämpfer, ihre Promoter und alle Personen, die etwas mit dem Spektakel zu tun haben. Mayweather feiert seinen 50. Sieg im 50. Auftritt und übertrumpft mit fadem Beigeschmack endgültig Rocky Marciano, mit dem er bei seinem Triumph über Andre Berto gleichziehen konnte. Dazu verdient er einmal mehr eine lächerliche Menge Geld.
McGregor wird ein sehr reicher Mann
McGregor, der Mayweather im Octagon demütigen würde, wird durch den Kampf ein sehr reicher Mann, der sich kurz schütteln und einfach in seine Welt zurückkehren wird. Gelingt ihm durch ein Wunder die Überraschung, katapultiert er sich binnen Sekunden in Sphären, die er sonst nie hätte erreichen können.
All diese Faktoren machen die Farce von Las Vegas im Endeffekt zu einem Must-See-Event, dessen Hauptakt innerhalb des Seilgeviert dennoch eigentlich nur Nebensache ist. Der Kampf des Jahres ist es nicht und hängen bleiben, wird für den Sport sowieso nichts - weder im Boxen noch in der MMA-Welt.