Raus aus den glamourösen Abendkleidern, rein in die Bikinis zur Titelverteidigung: Wenn die "Golden Girls" Laura Ludwig und Kira Walkenhorst am Donnerstag 100 Tonnen gereinigten Ostseesand in Timmendorfer Strand betreten, endet ein dreiwöchiger Marathon aus Fernsehauftritten, Galaveranstaltungen und Sponsorenterminen.
Nach ihrer magischen Nacht von Rio de Janeiro herrschte Ausnahmezustand bei den Olympiasiegerinnen im Beachvolleyball - der Sieg bei der deutschen Meisterschaft ist für das Ausnahme-Duo daher alles andere als selbstverständlich.
"Es wird definitiv nicht leicht. Jeder will die Olympiasieger schlagen", sagte Ludwig vor dem Auftaktmatch. Den ersten Gegnerinnen gelang dies aber nicht, gegen Stefanie Hüttermann/Lena Ottens (Hünxe/Ostbevern) hieß es nach 29 Minuten 2:0 (21:10, 21:8) für Ludwig/Walkenhorst.
"Einen Durchmarsch dürfen wir nicht erwarten"
Doch selbst das 30 Jahre alte Energiebündel Ludwig muss dem Programm der vergangenen Wochen Tribut zollen. Man sei erschöpft, sagte sie, "einen Durchmarsch dürfen wir nicht erwarten."
Auch Walkenhorst ist sich über die eigene Leistungsstärke nicht sicher. "Mein Kopf fühlt sich leer an. Natürlich haben wir mehr PR-Termine wahrgenommen als sonst in Trainingsphasen. Das war ein schmaler Grad, aber ich denke, wir haben eine gute Mischung gefunden", sagte die 25-Jährige dem SID.
Die Tage nach der Rückkehr aus Brasilien waren fordernd, nicht nur, weil die beiden Wahl-Hamburgerinnen unzählige Selfies über sich ergehen lassen mussten. "Es gab Tage, da hatte ich in meinen Wangenmuskeln Muskelkater", sagt Ludwig.
"Freunde und Familie werden kommen"
Nun ist das Erfolgsduo heiß auf die Rückkehr in die Sandkiste. "Ich freue mich wahnsinnig darauf. Man weiß von vielen, dass sie hinkommen werden, ob Freunde oder Familie, die man jetzt noch nicht gesehen hat. Ich glaube, es wird fantastisch", sagte Walkenhorst.
Zeit zum Durchatmen blieb den "Golden Girls" nach der magischen und historischen Nacht an der Copacabana kaum. Am 18. August hatten sich die "Sandwühler" am berühmtesten Strand der Welt zu den neuen Königinnen ihrer Sportart gekrönt.
Im Finale gegen die Brasilianerinnen Agatha und Barbara waren die Deutschen völlig cool geblieben und hatten das frenetisch angefeuerte Heimteam mit 2:0 (21:18, 21:14) abgefertigt. Als erstes europäisches Frauen-Team überhaupt gewannen sie eine Medaille bei Olympischen Spielen - und sie war gleich aus Gold.
World Tour in Toronto steht noch auf dem Programm
Insbesondere die Erfolgsbesessenheit der beiden war auf dem Weg zum Olymp beeindruckend. Diesen nach dem Spannungsabfall wieder aufzubauen, dürfte eine große Aufgabe vor dem stimmungsvollen Championat in Schleswig-Holstein werden. Als größte Widersacher gehen Karla Borger und Britta Büthe ins Rennen. Die Stuttgarterinnen kamen in Brasilien immerhin bis ins Achtelfinale.
Wie mühsam es sein kann, nach Olympiagold einen deutschen Meistertitel zu verteidigen, mussten vor vier Jahren Julius Brink und Jonas Reckermann erfahren. Geschlaucht von den nicht enden wollenden Ehrungen und Empfängen reichte es an gleicher Stelle nur zum vierten Platz.
Und nach den nationalen Titelkämpfen ist der Stress für Ludwig und Walkenhorst noch nicht zu Ende. Zum Saisonabschluss steht in der nächsten Woche noch das Finale der World Tour in Toronto auf dem Programm. Erst im Oktober steht der Urlaub an - getrennt und mindestens zwei Monate lang.