Serbien im Finale - Bangen um Bayerns Jovic

Von Robert Arndt
Bogdan Bogdanovic war Topscorer der Serben
© fiba.com

Vize-Olympiasieger Serbien hat im zweiten Halbfinale bei der EM in Istanbul Russland mit 87:79 geschlagen und trifft damit im Finale auf Slowenien. Boban Marjanovic und Bogdan Bogdanovic überragten dabei für die Orlovi. Der neue Bayern-Guard Stefan Jovic musste verletzt runter.

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Damit nahmen die Serben erfolgreich Revanche für ihre einzige Niederlage im Turnier, die sie in der Vorrunde gegen die Russen einstecken mussten (72:75). Bogdan Bogdanovic (24 Punkte, 9/16 FG) und Boban Marjanovic (18 Zähler, 6 Rebounds) überzeugten dabei auf serbischer Seite. Bogdanovic machte mit zwei wichtigen Würfen in der Crunchtime den Deckel drauf.

Der neue Point Guard der Bayern, Stefan Jovic (8 Punkte, 6 Assists), leitete das Spiel der Serben stark, musste aber Ende des dritten Viertels verletzt auf die Bank. Auch Bayerns Vladimir Lucic (13 Punkte, 8 Rebounds) hatte einige gute Momente.

Bei den Russen war erneut Alexey Shved mit 33 Punkten Topscorer, hatte aber eine teils fragliche Wurfauswahl (8/20 FG, 6/15 Dreier). Neben ihm scorten auch Andrey Vorontsevich (14), Dmitry Khvostov (10) und Timofey Mozgov (11 Punkte, 9 Rebounds) zweistellig.

Serbien spielt damit am Sonntag um 20.30 Uhr im Sinan Erdem Dome um die Goldmedaille, Russland muss wenige Stunden vorher gegen Spanien im Spiel um Bronze antreten.

Russland vs. Serbien: Der SPOX-Spielfilm

Vor dem Tip-Off:

Keine Veränderungen bei den Russen. Die Starting Five bestand aus Shved, Khvostov, Dmitry Kulagin, Vorontsevich und Mozgov. Auch bei den Serben begannen mit Jovic, Bogdanovic, Lucic, Bircevic und Kuzmic die bekannten Namen.

1. Viertel: Die Serben erwischten den besseren Start und erzielten die ersten fünf Punkte. Russland konterte über Mozgov, der Kuzmic schnell zwei Fouls anhing. Bogdanovic fand mehrfach die Lücken in der Defense und kam einige Male unbehelligt zum Abschluss. Der andere Star, Shved, hatte mit seinem Wurf ebenfalls Probleme, blieb aber an der Linie ohne Fehl und Tadel (5/5). Serbien erspielte sich aber bessere Würfe und führte mit 25:20.

2. Viertel: Es blieb zunächst ein enges Spiel. Beide Mannschaften spielten geduldig ihre Systeme herunter und nahmen Würfe erst tief in der Shotclock. Die Serben suchten immer wieder Marjanovic, der mehrere Fouls zog. So zogen die Serben Stück für Stück davon und erspielten sich eine zweistellige Führung. Russland nahm zu viele Jumper, die allesamt nicht mehr fielen. Auch Shved war weitestgehend abgemeldet in den zweiten zehn Minuten und wollte es zu sehr erzwingen. Backsteine waren die Folge. 48:34 Serbien.

3. Viertel: Die Russen hatten nun einen besseren offensiven Rhythmus, doch die Serben ließen ihren Gegner nicht herankommen. Durch drei Dreier konnte der Rückstand zumindest auf zehn Zähler eingedampft werden. Doch Serbien ließ es nun ein wenig schleifen. Russland traf nun auch die offenen Würfe, es war wieder ein Basketball-Spiel. Dann brachte Djordjevic aber wieder Jovic und so wurde das serbische Spiel flüssiger. Dann aber der Schock: Der neue Bayern-Guard knickte um und musste vom Court gebracht werden. 66:57 Serbien.

4. Viertel: Serbien geriet ein wenig ins Schwanken. Nach einem unsportlichen Foul von Guduric verkürzten die Russen. So übernahmen in Bogdanovic und Marjanovic wieder die Stars - Serbien konnte durchschnaufen. Shved bäumte sich von Downtown noch einmal auf. Zwei Punkte betrug der Vorsprung nur noch, dann versenkte Micic einen ganz wichtigen Dreier. Bogdanovic erhöhte per Jumper 100 Sekunden vor dem Ende auf sieben Zähler, wenig später ließ er einen weiteren folgen. Serbien siegte mit 87:79.

Russland vs. Serbien: Der Boxscore

Der Star des Spiels

Boban Marjanovic. Durch die frühen Foulprobleme von Kuzmic bekam der Center der Detroit Pistons mehr Spielzeit, die er hervorragend nutzte. Unter dem Korb war er kaum zu bezwingen - wenn Russland mal den Weg in die Zone suchte. Auch im Angriff wurde der Hüne regelmäßig im Post gesucht und traf auch über den ebenfalls langen Mozgov. Sein Block gegen den Nets-Center war das Highlight des Spiels.

Der Flop des Spiels

Dmitry Kulagin. War als Stopper für Bogdanovic vorgesehen, doch das funktionierte überhaupt nicht. Der ehemalige Fenerbahce-Guard schüttelte seinen Gegenspieler in schöner Regelmäßigkeit ab und dominierte so die Offense. Auch im Angriff konnte Kulagin nichts beisteuern. Seine beiden Jumper in acht Minuten Spielzeit klatschten nur auf den Ring.

Russland vs. Serbien: Das fiel auf

  • Auch mit Mozgov hatten die Russen Probleme, den Gegner vom Offensiv-Rebound abzuhalten. Serbien jagte zumeist mit gleich zwei Spielern dem Abpraller hinterher und wurde dafür auch belohnt. Am defensiven Brett boxten die Serben hervorragend aus und griffen sich fast jeden umkämpften Abpraller. Unverständlich darum, dass Mozgov im zweiten Viertel lange auf der Bank schmorte. Genau in diesem Zeitraum setzten sich die Serben entscheidend ab.
  • Wie schon im ganzen Turnier versuchten die Russen, ihren Star in der Defense zu verstecken. So verteidigte Shved zumeist gegen den Small Forward der Serben, während sich Khvostov vornehmlich um Jovic kümmerte. Auf der anderen Seite jagte zumeist Bogdanovic dem Guard von Khimki hinterher und schränkte zumeist dessen Kreise sehr ordentlich ein.
  • Wenn Shved mal seinen Gegenspieler geschlagen hatte, war die serbische Hilfe sofort da und versperrte den Weg zum Korb. So musste Shved meist schwere Jumper nehmen oder den Ball abgeben. So hatten die Russen des öfteren freie Würfe, welche aber von den Rollenspielern meist nur an den Ring gesetzt wurden. Einzige positive Ausnahme: Andrey Vorontsevich.

  • Keines der Teams im Halbfinale nahm im Turnier so wenig Distanzwürfe wie die Serben. Dieser Trend bestätigte sich einmal mehr. Zur Pause waren es lediglich sechs Versuche. Bei den Russen war der Distanzwurf dagegen essentiell. Während im ersten Durchgang wenig lief (4/12 Dreier), flutschte es nach dem Wechsel besser. So konnte das Team von Sergey Bazarevich zumindest Paroli bieten, auch wenn nicht zum Sieg reichte. Serbien kam am Ende noch einmal ins Schwanken. Die Offense funktionierte nicht mehr, da Jovic verletzt zuschauen musste. Bogdanovic tütete den Sieg letztlich ein.
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