Die beiden Guards diktierten in der entscheidenden Schlussphase das Geschehen, während die Italiener immer mehr ihren Faden verloren.
Marco Belinelli war am Ende zwar Topscorer der Partie mit 22 Punkten, doch auch er konnte nichts gegen den 15:0-Lauf der Litauer ausrichten, der das Viertelfinale letztlich entschied.
Hilfe bekam der Guard der San Antonio Spurs von Alessandro Gentile (15), Andrea Cinciarini (11) und Luigi Datome (10), der sich aber offenbar früh am Knie verletzte und trotz 37 Minuten Spielzeit nicht richtig fit wirkte.
Litauen hatte in Jonas Maciulis (13) und Martynas Pocius (11) weitere Spieler mit zweistelliger Punktausbeute.
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tipoff: Die Litauer starten wie gewohnt mit Kalnietis, Seibutis, Maciulis, Kleiza und Darjus Lavrinovic. Und auch die Italiener ändern ihre erste Fünf nicht: Cinciarini, Aradori, Belinelli, Datome und Cusin beginnen.
3.: Toller Start für Litauen. Nach fünf Punkten durch Lavrinovic (ja, ein Dreier war auch dabei!) sorgen Seibutis und Kalnietis für eine 9:2-Führung.
9.: Litauen ist physisch schier übermächtig in der Anfangsphase. Selbst wenn ein Riese wie Valanciunas einen Layup verlegt, kommt eben Kleiza geflogen und erhöht auf 22:12.
13.: Italien kommt. Diener für zwei, dann Dreier durch Datome und wieder Diener. Gentile hat mit drei Freiwürfen die Chance, auf einen Punkt Abstand zu verkürzen, setzt dann aber zwei daneben. Deshalb 27:24 Litauen.
15.: Pocius fügt sich prächtig ein, trifft zwei Dreier und spielt dann Belinelli schwindlig. Seibutis erhöht dann auf 34:26.
20.: Klasse Comeback der Italiener! Belinelli, Cinciarini und wieder Belinelli treffen und verkürzen zur Halbzeit auf 39:40. Ein tolles und intensives Spiel, das Lust auf mehr macht.
21.: Italien führt! Und besorgt hat diese Führung der leicht angeschlagene Datome (Kniescheibe) mit einem Lefty-Skyhook - plus Foul!!! Der Freiwurf geht daneben, trotzdem heißt es 41:40.
27.: Die Stimmung kocht langsam aber sich über! Gentile erhöht für Italien per Layup auf 53:50, aber Kalnietis kennt keine Angst und nagelt den Dreier rein. Ausgleich, aber da schlägt Cinciarini direkt zurück, 55:53 für die Squadra.
31.: Schwacher Pass von Diener auf Datome nach einer ziellosen Penetration. Der Flügel verliert zwangsläufig den Ball, Seibutis schließt im Fastbreak ab. Kein guter Start der Squadra ins Schlussviertel, 61:58 Litauen.
36.: Geht's dahin für Italien? Die Squadra hat im vierten Viertel noch keinen Punkt erzielt und völlig die Spannung verloren. Derweil erhöht Motiejunas mit vier weiteren Punkten auf 69:58. Knifflige Situation.
39.: Es stand 76:70 für Litauen, da schmeißt Kalnietis den Ball weg. Italien glaubt wieder an den Sieg, doch der schwache Aradori verliert seinerseits den Ball! Das war's, Italien verliert dieses Viertelfinale!!!
Der Star des Spiels: Mantas Kalnietis. Viele hatten Zweifel, ob der Shooting Guard als Aufbauspieler gut genug sei, um Litauen weit zu bringen. Siehe da, die Balten stehen im Halbfinale. Und da muss noch nicht Schluss sein.
Denn Kalnietis hat seine neue Aufgabe quasi im Vorbeigehen gelernt, verleiht dem Spiel seiner Mannschaft inzwischen überlegt Struktur und ist auf dem Court ohnehin ein Alleskönner. Das zeigen nicht zuletzt seine Zahlen (17 Punkten 7 Rebounds, 5 Assists).
Der Flop des Spiels: Pietro Aradori. Bisher war er einer der besten Scorer und verlässlichsten Spieler der Italiener. Gegen Litauen erlebte der Guard sein persönliches Waterloo. Sein erster Jumper sah noch butterweich aus, danach fiel er vor allem durch chaotischen Basketball auf.
Aradori beging vier zum Teil unnötige Fouls, verlor fünf Mal den Ball und hatte überhaupt keine Antwort auf die hinten raus immer stärker werdenden Guards der Litauer.
Analyse: Wie erwartet (bzw. von Fans der Squadra Azzurra befürchtet) hatte Litauen von Anfang an krasse Vorteile unter den Körben. Center Darjus Lavrinovic sorgte für die ersten Punkte, der bullige Linas Kleiza suchte im Low Post das Duell mit dem filigraneren Luigi Datome und auch ein Jonas Maciulis punktete in der Zone. Gepaart mit einer beweglichen und engen Defense spielte sich das Team von Trainerfuchs Jonas Kazlauskas eine frühe 14:6-Führung heraus.
Italien versuchte es eingangs der Partie zu viel über Einzelaktionen, kam dann aber immer besser in Fahrt. Mit einigen Dreiern öffneten Travis Diener und Luigi Datome das Feld, in der Folge lief der Ball besser durch die Reihen der Squadra. Und sie erzwangen einige Ballverluste der Litauer, was wiederum zu Fastbreaks führte.
Zur Halbzeit war alles offen, und eng blieb die Partie auch im weiteren Verlauf. Mit einem krachenden Dunking am Ende des dritten Viertels besorgte der starke Marco Belinelli die Führung, doch zu Beginn des Schlussabschnitts verlor die Squadra Azzurra erneut und völlig unerklärlich ihre Linie.
Litauen nutzte die Schwächephase zu einem 15:0-Lauf, der erst vier Minuten vor Schluss von zwei Belinelli-Freiwürfen beendet wurde. Da war es für die Italiener eigentlich schon zu spät, in der Arena von Ljubljana hörte man inzwischen nur noch litauische Fans.
Italien stemmte sich viel zu spät gegen die drohende Niederlage, aufgrund leichter Fehler des Gegners wäre ein Comeback jedoch fast noch möglich gewesen. Aber eben nur fast. Litauen steht im Halbfinale und trifft schon am Freitagnachmittag auf Kroatien, Italien bangt um die Teilnahme an der WM 2014.
Der Spielplan der EuroBasket 2013