Arnoldas Kulboka im Interview: "Charlotte? War schon eine Überraschung“

Arnoldas Kulboka wurde von den Charlotte Hornets in der zweiten Runde gedraftet.
© getty

Arnoldas Kulboka wurde im Draft 2018 von den Charlotte Hornets in der zweiten Runde ausgewählt, spielt in dieser Saison aber noch bei Brose Bamberg. Im Interview mit SPOX spricht der 20-jährige Litauer über seinen Sommer, seine Erfahrungen in Las Vegas und seine Ziele mit den Oberfranken in der Basketball Champions League. Bamberg ist am heutigen Mittwoch bei AEK Athen im Einsatz (live ab 18.30 Uhr auf DAZN).

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SPOX: Herr Kulboka, es war ein aufregender Sommer für Sie. Sie wurden von den Charlotte Hornets an Position 55 ausgewählt, waren in Las Vegas und wurden auch den Leuten in Charlotte vorgestellt. Konnten Sie wenigstens ein bisschen durchschnaufen?

Arnoldas Kulboka: Es war tatsächlich einiges los. Ich wurde gedraftet, konnte mich in den USA ein wenig an das größere Feld gewöhnen, habe in der Summer League gespielt. Klar, das war extrem anstrengend und auch fordernd, aber ich habe die Monate genossen.

SPOX: Wussten Sie schon vor dem Draft, dass Sie gedraftet werden und dass es wahrscheinlich Charlotte wird?

Kulboka: Ich hatte insgesamt bei sieben verschiedenen Teams Workouts, aber die Hornets waren keines davon. Es war also schon eine kleine Überraschung, aber auf der anderen Seite auch nicht. Ich wusste, dass mich einige Teams hier während meiner Zeit in Bamberg beobachtet hatten. Charlotte gehörte zu diesen Teams.

SPOX: Was hat die Hornets von Ihrem Skillset überzeugt und was erwartet man in der Zukunft von Ihnen?

Kulboka: Sie waren sehr zufrieden mit meinem Spiel und dem Level, auf dem es sich derzeit befindet. Ich bin mit 2,08 Meter sehr groß für einen Flügelspieler und kann ein wenig scoren, das hat ihnen gefallen. Natürlich werde ich weiter an mir arbeiten und wenn ich bereit bin, werden sie mich anrufen.

SPOX: Wie Sie schon erwähnt haben, sind Sie auch in der Summer League für die Hornets aufgelaufen. Und das lief richtig gut - im ersten Spiel machten Sie 12 Punkte in 13 Minuten.

Kulboka: Das stimmt, ich habe aber ansonsten nicht allzu viel gespielt. Dafür war ich bei allen Trainingseinheiten dabei und habe ein Gefühl für das Team bekommen. Ich habe alle Coaches und auch General Manager Mitch Kupchak kennengelernt. Das alleine war eine gute Erfahrung für mich.

SPOX: Sie haben sicherlich auch ein wenig mit Kupchak gesprochen. Was haben die Hornets für Pläne mit Ihnen?

Kulboka: Ich habe zunächst einmal noch zwei Jahre Vertrag in Bamberg. Charlotte wird genau hinsehen, wie ich mich nun entwickeln werde. Wenn sie dann glauben, dass ich bereit bin und mich gut entwickelt habe, werden sie mich holen. Dazu muss ich aber vor allem an meiner Defense arbeiten, offensiv noch variabler werden und auch meinen Körper stärken.

SPOX: Die Summer League ist in den vergangenen Jahren zu einem echten Event geworden, auch die großen Stars schauen vorbei. Was haben Sie von Ihrem Aufenthalt in Las Vegas mitgenommen?

Kulboka: Für mich war einfach wichtig, dass ich das erleben konnte. Ich träume seit meiner frühesten Kindheit davon, in die NBA zu kommen. Es ist unglaublich, dass ich nun dort auf dem Feld stehen konnte. Man schaut sich um und sieht all diese unfassbar athletischen Spieler, das ist im Vergleich zum europäischen Basketball einfach ein riesiger Unterschied.

SPOX: Bevor Sie aber überhaupt von der NBA träumen konnten, entschieden Sie sich, aus Litauen nach Deutschland zu wechseln. Das ist ein ungewöhnlicher Schritt, da die Ausbildung im Baltikum doch eigentlich gut ist. Isaiah Hartenstein nahm zum Beispiel den umgekehrten Weg. Wie kam es dazu?

Kulboka: Ich hatte verschiedene Möglichkeiten, Deutschland war eine davon, aber ich hätte auch in Litauen bleiben können. Mit 17 Jahren bin ich mit meinem Agenten nach Bamberg gereist, habe mir alles angeschaut und die Bedingungen waren großartig. Die Coaches hier wollten unbedingt mit mir zusammenarbeiten und das hatte für mich damals die höchste Priorität. Ich habe diese Entscheidung auch zu keinem Zeitpunkt bereut.

SPOX: Die meiste Zeit verbrachten Sie aber in der ProA beim Farmteam, den Baunach Young Pikes. Wie wichtig war daher das Leihgeschäft in der vergangenen Saison, als Sie in Italien spielen durften?

Kulboka: Das hat mir auf jeden Fall sehr geholfen. Das Umfeld war ein bisschen anders und wir haben mit Orlandia nicht viele Spiele gewonnen, aber ich bekam viel Spielzeit, hatte eine wichtige Rolle inne und wurde zum besten jungen Spieler der Champions League gekürt. Es war genau das, wonach ich gesucht hatte. Ich würde sagen, dass es sich ausgezahlt hat. Auch in Bamberg waren sie sehr zufrieden mit dieser Leihe. Ich hoffe, dass ich mir nun auch bei Brose meine Minuten erkämpfen und dem Team dabei helfen kann, Spiele zu gewinnen.

SPOX: Für Sie war es sicherlich hilfreich, dass in Bamberg ein kleiner Umbruch stattgefunden hat und man vermehrt auf jüngere Spieler setzen möchte. War das eine glückliche Fügung?

Kulboka: Das wird sich zeigen, aber ich hoffe, dass ich die Möglichkeit bekomme, mich zu beweisen. Dazu muss ich mich aber in den Trainingseinheiten zeigen. Ich muss beweisen, dass ich Defense spielen kann. Wenn der Coach mich braucht, muss ich da sein und meine Chance nutzen.

SPOX: Was kann dieses Team nach dem Umbruch in dieser Saison erreichen?

Kulboka: Wir kommen natürlich aus der EuroLeague, auch wenn wir nun vielleicht ein wenig jünger sind und ein kleineres Budget haben. Die Gegner wollen sich entsprechend beweisen und da müssen wir aufpassen. In der Basketball Champions League wollen wir ins Final Four, um zumindest um den Titel mitspielen zu können.

SPOX: Helfen sollen dabei auch die Veteranen, die noch übriggeblieben sind. Wer sind für Sie die Spieler im Kader, zu denen Sie aufschauen, von denen Sie sich etwas abschauen wollen?

Kulboka: Im Optimalfall natürlich von jedem, aber besonders von Nikos Zisis. Er hat so viele Jahre in der EuroLeague auf einem hohen Niveau gespielt, hat so viel Erfahrung und hat gegen die besten Spieler in Europa gespielt. Wenn er etwas sagt, dann hört man natürlich zu und versucht diese Ratschläge dann auch umzusetzen. Es ist wirklich toll, wie er den jungen Spielern in unserem Team hilft.

SPOX: Was ist so besonders an einem Spieler wie Zisis?

Kulboka: Er ist einfach er selbst. Er ist ruhig, lässt sich nicht von seinen Emotionen leiten und konzentriert sich einfach auf das Spiel. Er weiß, was er zu tun hat - so simpel das klingen mag. Und das versucht man sich als junger Spieler einfach von ihm abzuschauen.

SPOX: Kommen wir zum Abschluss noch einmal zu Ihnen: Wann würden Sie am Ende der Spielzeit von einer persönlich erfolgreichen Saison sprechen?

Kulboka: Natürlich steht an erster Stelle, dass die Mannschaft so viele Spiele wie möglich gewinnt. Wenn der Coach mich dann braucht, werde ich versuchen, alles umzusetzen, was er von mir haben will. Aber natürlich will ich in der Champions League auch meinen Titel als bester Youngster verteidigen.

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