Beim Blick in die Zukunft sprach Andrea Trinchieri wie so oft in Bildern. "Der Giro d'Italia ist eines der berühmtesten Radrennen der Welt", führte der Trainer des FC Bayern aus, das Ziel sei das "Vigorelli, eine Arena in Mailand", und es gehe darum, "dorthin zu navigieren". Soll heißen: Seinen Basketballern steht in der EuroLeague ein mörderisches Etappenrennen bevor.
Erneut gehören allein in der Hauptrunde 34 Spiele zum Programm, mit Bundesliga und Pokal kommen wohl über 90 Einsätze auf die Mannschaft zu. "Du fährst an vielen Tagen", sagte der gebürtige Mailänder Trinchieri beim Giro-Vergleich. Dazu kommt: Die Erwartungshaltung ist riesig.
"Wir haben unsere Mannschaft enorm verstärkt - vor allem in der Breite. Unser Ziel ist ganz klar, den nächsten Schritt zu gehen", sagte Klubpräsident Herbert Hainer. Da die Münchner zuletzt nur haarscharf das Final Four verpasst hatten, müsste das Finalturnier in der Halle des zweiten deutschen EuroLeague-Starters Alba Berlin (27. bis 29. Mai 2022) ihr "Vigorelli" sein. Doch Hainer relativierte seine Aussage. Der nächste Schritt werde "ja nicht nur an Tabellenplätzen festgemacht".
Trinchieri hörte genau zu, was Hainer und Geschäftsführer Marko Pesic so sagten, als sie neben ihm saßen. Die Botschaft versteht der Coach, auch wenn er weiterhin nur Englisch mit kurzen Ausflügen ins Deutsche spricht. "Wir haben eine fast perfekte Saison gehabt", meinte etwa Pesic und blieb zurückhaltender als sein Chef, "wir werden versuchen, das Maximum aus unseren Möglichkeiten rauszuholen." Im neuen Kader habe sich "die Qualität in der Quantität verbessert".
Trinchieri: "Die Playoffs sind ein Traum"
"Man muss sehr vorsichtig damit sein, was man sagt, wie man es sagt und wann man es sagt", erklärte Trinchieri - und hielt sich daran. "Sind die Play-offs in der EuroLeague ein Ziel? Nein, sie sind ein Traum", stellte der Erfolgstrainer klar: "Und wir alle arbeiten für Träume." Über das Final Four verlor er kein Wort.
Trinchieri war dennoch weit davon entfernt, tief zu stapeln. Obwohl die neue Saison denkbar schlecht begann. Es gab wegen Verletzungen und positiven Coronatests viele Ausfälle, das "Notaufgebot" (Bayern-Homepage) verlor beim Auftakt in der Bundesliga gegen Ulm (83:86 n.V.).
Personell hat der Pokalsieger weiter Probleme. Sechs Profis fehlen am Donnerstag (20.05 Uhr/MagentaSport) bei Maccabi Tel Aviv, unter anderem Vladimir Lucic und Kapitän Nihad Djedovic.
Bayern-Basketballer stimmen Hainer positiv
"Ich muss mit Kreativität eine sehr verrückte Situation klären. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe", sagte Trinchieri. Dennoch werde er "nicht in die Falle tappen, die Ziele runterzuschrauben. Ich weiß sehr genau, für was für einen Klub ich arbeite."
Erstmals treten die Bayern als festes Mitglied in der Königsklasse an. Sie haben die A-Lizenz erhalten, sind Gesellschafter in einem exklusiven Klub. "Das gibt uns natürlich auch Planungssicherheit", so Hainer. Grundsätzlich sei er "sehr zuversichtlich, dass wir den Weg in die europäische Spitze schaffen".
Trinchieri beschäftigte sich derweil weiter mit den Steinen auf der Wegstrecke. "Das Ergebnis ist nicht immer die Konsequenz dessen, was man tut", sagte der 53-Jährige: "Es gibt viele Parameter, die ein Trainer, Präsident, Manager oder Sportdirektor nicht kontrollieren kann."