Der fliegende Holländer war für Fabian Hambüchen eine Winzigkeit zu stark: Der Wetzlarer ist wie bei Olympia 2012 hinter dem neuen Weltmeister Epke Zonderland bei den Titelkämpfen in Antwerpen zur Silbermedaille am Reck geflogen. Ganze 0,067 Zähler fehlten zum zweiten Reck-Gold bei einer WM nach 2007 in Stuttgart.
Aber von Enttäuschung war bei den 25-Jährigen keine Spur, eher im Gegenteil. "Da hätten uns die Kampfrichter auch gemeinsam auf den ersten Platz setzen können. Aber das Ergebnis geht in Ordnung. Epke ist schließlich mein Freund und er hatte hier auch einen kleinen Heimbonus", sagte Hambüchen, der den Entscheidung am Königsgerät einfach "nur geil" fand.
In Jubelpose verließ er nach seiner gelungenen Übung das Podium, Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen klatschte in die Hände. Belohnt wurde der Ex-Weltmeister mit beachtlichen 15,933 Punkten und seinem zweiten Edelmetall nach dem Gewinn von Bronze im Mehrkampf.
Traumübung von Zonderland
Topfavorit Zonderland, von den 9500 Flamen im Sportpaleis frenetisch bejubelt, zeigte eine Traumübung mit dem sensationellen Ausgangswert von 7,7 Punkten und einer Bewertung von 16,000 Zählern. Nach dieser Vorstellung war die Entscheidung am Königsgerät praktisch schon gefallen, auch wenn Hambüchen mit der Schwierigkeit von 7,4 konterte und die exaktere Ausführung zeigte.
Mitfavorit und Mehrkampf-Weltmeister Kohei Uchimura aus Japan leistete sich in der Mitte seiner Kür einen kleinen Hänger, turnte aber ansonsten seine anspruchsvolle Übung sauber durch und rettete damit zumindest die Bronzemedaille.
Keine Chance in diesem Weltklassefeld hatte Andreas Bretschneider. Der Chemnitzer kam in seinem ersten WM-Finale überhaupt zwar gut durch seine Kür, ihm fehlte es aber an den absoluten Höchstschwierigkeiten. Am Ende belegte er mit 15,158 Punkten den sechsten Platz.
Olympiasieger verteidigt Titel am Sprung
Beim Sprung verteidigte Olympiasieger Yang Hak Seon aus Südkorea seinen Titel erfolgreich, Uchimura und der Chinese Lin Chaopan wurden gemeinsam neue Weltmeister am Barren. Bei den Frauen ging der Titel am Boden an Simone Biles aus den USA, die Russin Alija Mustafina setzte sich in der Medaillenentscheidung am Schwebebalken durch.
Für die beste deutsche Platzierung bei den Frauen hatte bereits am Samstag Sophie Scheder gesorgt. Die 16-Jährige aus Chemnitz kam in einem hochklassigen Stufenbarren-Finale mit einer nahezu optimalen Übung auf Rang fünf. Es war das beste deutsche Ergebnis am Doppelreck bei einer WM seit sieben Jahren.
"Ich wollte mein erstes WM-Finale einfach nur genießen. Mit meinem Abschneiden bin ich sehr zufrieden", sagte die letztjährige Junioren-Europameisterin, die wegen eines Knochenödems in der Hüfte über Monate nur eingeschränkt hatte trainieren können. Die ehemalige Vize-Europameisterin Elisabeth aus Seitz war im Mehrkampf nicht über den 15. Platz hinausgekommen.
Die nächsten Weltmeisterschaften werden im Oktober 2014 in südchinesischen Nannning ausgetragen. Bereits im Mai ist die bulgarische Hauptstadt Sofia Schauplatz der europäischen Titelkämpfe.