Timo Boll kämpfte wie ein Löwe, verlor und wurde dennoch gefeiert: Der Rekord-Europameister aus Düsseldorf musste sich im Viertelfinale des Tischtennis-Weltcups in Paris zwar dem Südkoreaner Joo Se Hyuk nach sieben hart umkämpften Sätzen mit 3:4 geschlagen geben, doch die 4000 Zuschauer in der Halle Georges Carpentier waren aus dem Häuschen.
Minutenlang brachte das Publikum den beiden Protagonisten nach dem packenden Duell Angriffs- gegen Abwehrspieler Ovationen dar.
Boll stand derweil abgekämpft da und sog die Stimmung ein. Der 30-Jährige verpasste mit dem K.o. zwar die Chance auf ein Aufeinandertreffen mit den übermächtigen Chinesen, war aber keinesfalls betrübt.
"Unglaublich, wie Joo gespielt hat"
"Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Aber es war unglaublich, wie Joo heute gespielt hat. Das muss ich einfach anerkennen", sagte Timo Boll, der in der entscheidenden Phase auch großes Pech hatte. Beim Stand von 9:9 im siebten Satz blieb seine Rückhand nach einem der längsten Ballwechsel des Spiels an der Netzkante hängen.
Viel wichtiger war Timo Boll, dass er nach seiner Zwangspause wieder bei der Musik ist. Zuletzt hatte er den World-Team-Cup in Magdeburg sowie die Bundesliga-Partie gegen Fulda-Maberzell wegen einer Reizung im Bereich der Lendenwirbelsäule verpasst.
Tischtennis-Bundestrainer Jörg Roßkopf war vom Auftritt seines Schützlings ebenfalls angetan und lobte, dass Boll "nach seiner Verletzung schnell wieder auf einem Niveau gespielt hat, das bemerkenswert ist."
Der Olympiadritte von 1996 zollte aber auch der Leistung des Boll-Bezwingers Respekt: "Es war eine absolute Weltklasseleistung Joos, der seit Monaten in fantastischer Form spielt. Südkorea ist bei der nächsten WM und bei Olympia ein sehr, sehr ernsthafter Gegner."
Wang Hao einfach zu stark
Auch für Dimitrij Ovtcharov war in Paris im Viertelfinale des mit 150.000 Dollar (umgerechnet 109.000 Euro) dotierten Wettbewerbs Endstation. Der Russland-Legionär von Fakel Orenburg unterlag dem Weltranglistenzweiten Wang Hao aus China klar mit 1:4.
"Er war heute der bessere Spieler, das muss man einfach feststellen. Im dritten Satz bis 7:6 war noch ein Chance da, danach war er am Tisch heute der bessere Mann", lautete sein ehrliche Einschätzung. Erst in der Vorwoche hatte Ovtcharov beim World-Team-Cup noch einen 3:1-Erfolg über den Chinesen feiern können.
In der Vorrunde hatten die beiden deutschen Top-Spieler überzeugen können. Boll hatte seine Gruppe mit drei Siegen in drei Spielen gewonnen, Ovtcharov mit zwei Siegen in seiner Staffel den zweiten Platz belegt.