Jadon Sancho steht bei Manchester United am Scheideweg. Nach einem öffentlichen Zerwürfnis mit seinem Trainer Erik ten Hag und ohne Anzeichen auf Besserung ist seine Karriere im Old Trafford wohl vorbei - zumindest solange der Niederländer das Sagen hat.
Die Situation hat sich dramatisch zugespitzt, nachdem Sancho den Trainer im September in den sozialen Medien der Lüge bezichtigte, nachdem ten Hag ihn - vielleicht unnötigerweise - in einer Pressekonferenz für seine schwachen Leistungen im Training gerügt hatte. Die Beziehung der beiden gilt nun als irreparabel geschädigt. Der frühere BVB-Spieler darf nicht einmal mit seinem Teamkollegen essen, flog aus der Whatsapp-Gruppe der ersten Mannschaft und will sich schlicht nicht entschuldigen.
Ten Hag möchte, dass Sancho den Verein so schnell wie möglich verlässt - entweder auf Leihbasis oder per dauerhaftem Wechsel. Erst vor zwei Jahren hatte United 85 Millionen Euro für den Flügelstürmer an den BVB überwiesen - nun scheint klar, dass Sancho nicht einmal mehr die Hälfte wert ist.
Da das Transferfenster im Januar immer näher rückt und die Liste der Interessenten für Sancho angeblich täglich länger wird, stellt sich die Frage, welche die beste Option für den United-Außenseiter wäre.
Die Süper Lig
Die frischeste Möglichkeit, die sich für Sancho anbietet, ist ein Wechsel in die Süper Lig, den schon viele ehemalige Premier-League-Spieler vollzogen haben. In England heißt es dieser Tage, dass gleich mehrere türkische Klubs an seinen Diensten interessiert seien.
Doch auch wenn ein Wechsel womöglich die Chance auf Champions-League-Fußball und Titelgewinne böte, wäre Sanchos Karriere auf absolutem Spitzenniveau erstmal vorbei - und er ist erst 23 Jahre alt.
Die Saudi Pro League
Alles, was wir über die Türkei geschrieben haben, träfe auch bei einem Transfer nach Saudi-Arabien zu. Aber der überwältigende Zustrom von erfahrenen Superstars, namhaften Spielern im besten Alter und jungen Nachwuchsspielern machen diese Liga noch interessanter.
Es bleibt abzuwarten, wie sich ein Wechsel in den Golfstaat auf die Karriereaussichten eines Spielers auswirkt, der sich in den besten Jahren befindet oder kurz davor steht. Die neu gewonnene Bekanntheit in Saudi-Arabien inmitten des exponentiellen Wachstums der Liga könnte jedoch als Sprungbrett zu größeren und besseren Vereinen dienen.
FC Barcelona
Der FC Barcelona ist ein weiterer Verein, der mit Sancho in Verbindung gebracht wurde. Aber es scheint, dass ein Wechsel nicht realistisch ist. Das ist kaum verwunderlich, wenn man unter anderem die andauernden finanziellen Schwierigkeiten der Blaugrana bedenkt.
Es ist unwahrscheinlich, dass sie einen ihrer speziellen "Hebel" betätigen wollen, um einen unnötigen Deal für einen Flügelspieler zu finanzieren, der nicht mehr in Form und nicht mehr gefragt ist.
Barça wird sich wohl eher darauf konzentrieren, João Félix dauerhaft zu verpflichten. Auch angesichts des sagenhaften Aufstiegs von Lamine Yamal ist eine Verpflichtung Sanchos überflüssig, Ferran Torres und Raphinha sind weitere Optionen auf der Außenbahn.
Juventus
Juventus ist vielleicht Sanchos wahrscheinlichstes Ziel im Januar - aber das macht es nicht unbedingt zu seiner besten Option. Auch wenn auf dem Spielfeld Besserung in Sicht ist, herrscht bei Juve abseits des Platzes ein unglaubliches Chaos. Der Wettskandal um Nicolò Fagioli ist die jüngste Kontroverse, die den Verein nach dem positiven Test von Paul Pogba auf eine verbotene Substanz vor wenigen Wochen erschüttert.
Je nachdem, für welches System sich Massimiliano Allegri entscheidet, könnte Sancho in Turin einen Platz in der Startelf bekommen, den Bianconeri fehlt es an Qualität auf den Flügeln. Außerdem könnte die Serie A seinem Spielstil sehr entgegenkommen.
Amtszeit von Erik ten Hag aussitzen
Während United und ten Hag ihn so schnell wie möglich loswerden wollen, wird gemunkelt, dass Sancho bleiben wollen könnte. Denn der Niederländer steht angesichts des miesen Saisonstarts unter Druck und es wird bereits über eine Entlassung spekuliert.
Auf einen Abgang des Teammanagers zu spekulieren wäre allerdings ziemlich riskant.
BVB
Eine Rückkehr nach Dortmund wäre für Sancho sicherlich verlockend - und schließlich sieht man sich immer zweimal im Leben.
Aus fußballerischer Sicht ergäbe es Sinn; er würde sich wahrscheinlich schnell wieder eingewöhnen, da er mit der Stadt, den Spielern und dem Trainerstab vertraut ist.
Wenn Sancho jedoch in den Kader der englischen Nationalmannschaft zurückkehren möchte, könnte eine Rückkehr in die Bundesliga seine Chancen schmälern. Gareth Southgate zögerte während seiner ersten Zeit in Deutschland stets, ihn zu nominieren. Der Coach der Three Lions hat öffentlich erklärt, dass das Niveau in Deutschland nicht mit dem der Premier League zu vergleichen sei - wenn er sich da mal nicht geirrt hat (Stichwort Jude Bellingham).
Die große Frage: Will der BVB ihn wieder bei sich aufnehmen nach all dem, was passiert ist? Das könnte auch von finanziellen Aspekten entschieden werden.
Ebenfalls sollte berücksichtigt werden, dass die Dortmunder mit Rückholaktionen namhafter Spieler in den letzten Jahren nicht wirklich Glück hatten.
Tottenham Hotspur
Sancho wurde im Sommer nur kurz mit einem Wechsel zu Tottenham in Verbindung gebracht, die Gerüchte verstummten schnell. Aber dieser Wechsel wäre vielleicht das Beste sowohl für Manchester United als auch ihn selbst und seine Chancen auf eine Teilnahme an der EURO 2024.
Die Spurs sind zwar in der Breite gut besetzt, aber sie verfügen nicht über einen Spieler mit der Qualität, die ein Sancho in Form bringen könnte - vor allem, da Son Heung-min nach dem Abgang von Harry Kane im Sommer im Zentrum agiert.
Trainer Ange Postecoglou müsste aber erst das Selbstvertrauen und die Form des Flügelspielers wiederherstellen. Der Australier lässt einen Offensivfußball spielen, der theoretisch das Beste aus Sancho herausholen könnte.
Wenn Sancho bei den Spurs, die in der Premier League ganz oben mitspielen wollen, einen guten Eindruck machen sollte, könnte er bald auch wieder für England spielen.