Manuel Neuer ernannte ihn sogar zum "MVP"! Nico Schlotterbeck bereitet Julian Nagelsmann ein "Luxusproblem"

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Die meisten Lobpreisungen nach dem Achtelfinal-Sieg gegen Dänemark bekam Antonio Rüdiger, aber auch sein Interims-Nebenmann Nico Schlotterbeck zeigte eine starke Vorstellung - mit nur einem Schönheitsfehler. Manuel Neuer kürte den 24-jährigen Dortmunder zum MVP, Bundestrainer Julian Nagelsmann steht vor einer schwierigen Entscheidung.

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Die Trophäe schaut ein bisschen wie der Europa-League-Pokal aus. Nur kleiner, symmetrischer und weniger verschnörkelt, dazu mit einem bunten Muster und einem Sponsoren-Schriftzug umzogen. Nach jeder EM-Partie bestimmt ein Expertengremium der UEFA den offiziellen Spieler des Spiels, zur Belohnung gibt es dann diese Mini-Europa-League-Trophäe.

Der FC Sevilla ging im Laufe der EM bis dato überraschend leer aus, dafür durften schon drei DFB-Spieler den Pokal mitnehmen. Bei der Eröffnungs-Gala gegen Schottland Jamal Musiala, beim Sieg gegen Ungarn Ilkay Gündogan und nun - nachdem beim Remis gegen die Schweiz mit Granit Xhaka ein Gegner ausgezeichnet worden war - bekam ihn beim 2:0 im Achtelfinale gegen Dänemark Antonio Rüdiger.

Die Auszeichnungen für Musiala und Gündogan waren unumstritten. Rüdiger machte gegen Dänemark ebenfalls eine starke Partie, wunderbar symbolisiert vom frenetischen Jubel samt Urschrei nach seinem allerletzten Block tief in der Nachspielzeit. Dennoch gibt es Diskussionspotenzial um die Berechtigung seiner Wahl zum Spieler des Spiels - und das liegt an seinem ähnlich glänzenden Nebenmann. "MVP ist Toni Rüdiger geworden", sagte Manuel Neuer. "Aber für mich war es der Schlotti." Schlotti ist Nico Schlotterbeck und er schrieb in diesem Achtelfinale eine besondere Geschichte.

Als Vertreter des gesperrten Jonathan Tah stand Schlotterbeck gegen Dänemark erstmals unter Bundestrainer Julian Nagelsmann in der Startelf. Ausgerechnet in seinem Dortmunder Heim-Stadion. Es war erst das 14. Länderspiel des 24-jährigen Innenverteidigers und sein bis dato bestes - für Schlotterbeck dürfte es sich wie eine Erlösung angefühlt haben. "Ich hatte bisher nicht die glücklichsten Auftritte beim DFB", gab er anschließend zu. Deshalb habe er sich "selbst am meisten Druck" gemacht und sei entsprechend "gottfroh" über seinen starken Auftritt und den Zu-Null-Sieg.

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Nico Schlotterbeck: Ein Gesicht des deutschen Scheiterns in Katar

Schlotterbeck gilt seit jeher als unglaublich talentiert, gleichzeitig aber auch als unglaublich leichtsinnig. Bisweilen hat man das Gefühl, er hätte Situationen im Kopf schon längst gelöst - bis er merkt, dass der Ball irgendwo auf dem Weg verloren gegangen oder der Gegenspieler entwischt ist. So wie vor zwei Jahren der Japaner Takuma Asano.

Mit einem Stellungsfehler leitete Schlotterbeck Deutschlands Pleite im ersten Spiel der WM 2022 in Katar gegen Japan ein. Daraufhin verlor er seinen Startplatz, das DFB-Team scheiterte in der Gruppenphase. Schlotterbeck avancierte zu einem der vielen Gesichter des deutschen Scheiterns in Katar. Hansi Flick setzte den Innenverteidiger fortan nur noch sporadisch ein. Nachfolger Nagelsmann verzichtete bei seinen ersten drei Kader-Nominierungen gänzlich auf ihn.

Dann vermeldete die Tagesschau Ende Mai plötzlich Schlotterbecks Berufung in den EM-Kader. Es war Auftakt und gleichzeitig größte Überraschung des ungewöhnlichen wie gelungenen DFB-Nominierungs-Prozederes vor der EM. Schlotterbeck habe sich bei Borussia Dortmund "sehr stabilisiert und gute Leistungen gezeigt", erklärte Nagelsmann. "Er ist perspektivisch ein Spieler, der für die Nationalmannschaft wichtig wird."

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Nico Schlotterbeck glänzt gegen Dänemark - trotz Schönheitsfehler

Erstmals bot sich diese Perspektive nun im EM-Achtelfinale. Als gesetztes Innenverteidiger-Pärchen waren Real Madrids Antonio Rüdiger und Bayer Leverkusens Jonathan Tah ins Turnier gegangen, beide sahen aber schnell Gelbe Karten. Tah fing sich bereits im dritten Gruppenspiel gegen die Schweiz seine zweite Verwarnung ein, gegen Dänemark fehlte er also gesperrt. Im Vertretungs-Dreikampf mit Waldemar Anton und Robin Koch setzte sich Schlotterbeck durch.

Als technisch beschlagener Linksfuß gab er dem deutschen Aufbauspiel gegen Dänemark eine zusätzliche Dimension. Mit einem wunderbaren Steilpass schickte er Jamal Musiala vor dessen 2:0 in die Tiefe. Zudem sorgte Schlotterbeck mehrmals bei Eckbällen für Gefahr. Einmal köpfelte er sogar ins Netz, der Treffer zählte wegen eines durchaus strittigen Offensivfouls von Joshua Kimmich aber nicht.

Gegen den Ball funktionierte das Zusammenspiel mit Rüdiger tadellos. "Wir haben außergewöhnlich verteidigt und kaum etwas zugelassen", sagte Schlotterbeck. "Bis auf die eine Szene, die ich selber produziert habe." In Minute 42 trug sich ein klassischer Schlotterbeck zu, leichtsinnig verlor er den Ball im eigenen Strafraum - der Lapsus blieb aber unbestraft. Es war der einzige Schönheitsfehler seines ansonsten starken Auftritts.

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DFB-Team: Julian Nagelsmann steht vor einem "Luxusproblem"

Unabhängig von der personellen Besetzung ist die Defensive bei dieser EM eine Stärke des DFB-Teams. Deutschland spielte schon zweimal zu Null und kassierte insgesamt erst zwei Gegentore. Es werde viel über Stürmer gesprochen, sagte Neuer: "Aber in so einer Phase des Turniers ist es wichtig, ohne Gegentor zu bleiben."

Vor dem Viertelfinale gegen Spanien stellt sich Nagelsmann die schwierige Frage: Schlotterbeck in der Startelf belassen oder trotz seines überzeugenden Auftritts wieder durch den zuvor gesetzten Tah ersetzen? "Nico hat sehr gut gespielt, aber Jona hat alle Spiele auch herausragend gut gestaltet", sagte Nagelsmann. "Das ist ein Luxusproblem." Ähnlich wie es die Frage nach dem Spieler des Spiels gegen Dänemark war.