Handball-EM: "Kleine Drecksau", Millionärssohn und Topmodel-Vibes! Das DHB-Team im Kadercheck

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Am Mittwoch startet das DHB-Team mit dem Spiel gegen die Schweiz (20.45 Uhr) in die Handball-EM in Deutschland. Wo ist die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason gut besetzt, an welchen Stellen drückt der Schuh? SPOX macht den Kadercheck.

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Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Patrick Groetzki startet Deutschland vorerst mit nur 17 statt 18 möglichen Spielern ins Turnier. Lukas Zerbe (TBV Lemgo) und Tim Nothdurft (Bergischer HC) stehen aber als potenzielle Nachrücker bereit. Für jede Partie muss Gislason einen 16er-Kader berufen.

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Tor

Andreas Wolff (Industria Kielce)

Für Wolff ist es bereits das elfte große Turnier mit der Nationalmannschaft. Der 32-Jährige ist neben Rune Dahmke, Kai Häfner und Jannik Kohlbacher einer von vier verbliebenen EM-Helden, die 2016 für den DHB in Polen den letzten großen Titel errangen.

Ob der Torhüter vom polnischen Spitzenklub Kielce überhaupt dabei sein können wird, stand lange auf der Kippe. Ein Ende August diagnostizierter Bandscheibenvorfall im Nackenbereich bereitete dem Euskirchener massive Probleme, zwischendurch wurde ihm sogar das Karriereende prognostiziert.

Wochenlang quälte er sich im Trainingszentrum des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim zurück. Nun steht Wolff nach eigenen Angaben bei 85 Prozent seines Leistungsvermögens.

"Er kann der Mannschaft unwahrscheinlich viel geben, er ist reifer und dadurch ein kompletter Torhüter geworden", weiß Bundestrainer Alfred Gislason um die Bedeutung seiner Nummer eins.

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David Späth (Rhein-Neckar Löwen)

Etwas überraschend, aber gleichzeitig auch irgendwie logischerweise fiel Gislasons Wahl auf Turnier-Debütant Späth als Nummer zwei. Der 21-Jährige hat 2023 gleich mehrere Ausrufezeichen gesetzt, glänzte unter anderem beim WM-Triumph der deutschen U21-Nationalmannschaft im eigenen Land und beim Sieg der Löwen im DHB-Pokal-Finale gegen Magdeburg.

Späth ist ein äußerst emotionaler Torhüter und hält ähnlich wie sein Vorbild Wolff wenig davon, kleine Brötchen zu backen. "Ich möchte eine Ikone werden", sagte der gebürtige Kaiserslauterer jüngst der Deutschen Presse-Agentur.

"Er ist ein Riesentalent. Irgendwann wird er einer der Besten der Welt sein", ist auch Wolff von den Qualitäten seines Backups, der in der laufenden Bundesliga-Saison bislang 30,47 Prozent aller Würfe auf sein Tor entschärft hat, überzeugt.

Funfact: Späths Cousine ist das Topmodel Stefanie Giesinger.

Fazit: Dass man im Handball ohne vernünftige Torhüterleistungen keinen Blumentopf gewinnt, ist eine Binsenweisheit. Man kann nur hoffen, dass sich die positive Tendenz aus den beiden abschließenden Testspielen gegen Portugal fortsetzt und die fehlenden Prozente bei Wolff in den ersten EM-Spielen schnell dazu kommen. Denn klar ist: Er ist ein absoluter Schlüsselspieler.

Tritt das ein, ist das DHB-Team zwischen den Pfosten gut bis sehr gut besetzt. Henning Fritz, Weltmeister-Torhüter von 2007, könnte mit seiner Einschätzung, die Kombination aus Wolff und Späth sei die "Idealkonstellation, das passt perfekt", richtig liegen.

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Linksaußen

Lukas Mertens (SC Magdeburg)

Wie schon bei der WM im vergangenen Jahr setzt Gislason auf Linksaußen auf Mertens und Dahmke. Der 27-jährige Mertens, der 2023 mit dem SCM die Champions League und die Klub-WM gewann, wird dabei die erste Geige spielen.

"Speedy", wie der gebürtige Wilhelmshavener genannt wird, zeichnet sich durch Tempo und Sprungkraft aus. Mertens beschreibt sich selbst als "manchmal sehr verpeilt", was glücklicherweise nur für das Leben abseits der Platte gilt. Auf dem Spielfeld ist auf ihn Verlass.

Mertens' Ausbeute in der laufenden HBL-Saison: 28 Tore in 18 Spielen.

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Rune Dahmke (THW Kiel)

Dahmke gehört mit seinen 30 Jahren zu den erfahrenen Spielern im DHB-Kader. Allerdings plagt sich der Kieler mit einer Muskelverhärtung herum und war deshalb bei den beiden Siegen gegen Portugal (34:33 und 35:31) in den abschließenden Testspielen keine Option.

Mit dem THW erlebt Dahmke eine komplizierte Saison, Rang fünf in der HBL ist eine herbe Enttäuschung. In bislang 25 Pflichtspielen steuerte der Mann von der Förde 55 Tore und damit durchschnittlich 2,2 Treffer pro Partie bei.

Dahmke ist übrigens der Schwager in spe von Norwegens Superstar Sander Sagosen. Sagosens Frau ist die Schwester von Dahmkes Verlobter, der Weltklasse-Handballerin Stine Bredal Oftedal.

Fazit: Machen wir es kurz: Wird Dahmke fit, dürfte es mit ihm und Mertens auf Linksaußen keine großen Probleme geben. Das DHB-Team ist hier gut besetzt.

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Rückraum links

Julian Köster (VfL Gummersbach)

Köster ist zwar erst 23 Jahre alt und spielt erst sein drittes großes Turnier für die DHB-Auswahl, gehört neben Andi Wolff, Johannes Golla und Juri Knorr aber zweifellos bereits zu den wichtigsten Säulen der deutschen Mannschaft.

Der gebürtige Bielefelder wird vor allem in der Abwehr im Mittelblock neben Golla gebraucht, ist aber auch im Angriff äußerst wertvoll, wie er in der laufenden Spielzeit mit durchschnittlich 3,9 Toren pro Partie als Kapitän des VfL Gummersbach beweist. Mit 79 Assists in 18 Spielen ist er zudem nach Marian Michalczik der zweitbeste Vorlagengeber in Deutschlands Eliteliga.

Außerdem verzückt Köster die Damenwelt, wie sein DHB-Teamkollege Timo Kastening verriet: "Der absolute Frauenschwarm. So ein kleines verschmitztes Lächeln. Schön groß, sieht gut aus, eine schicke Frisur. Bei dem passt alles."

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Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen)

Der Mann mit dem Astralkörper, der im Sommer nach acht Jahren in Göppingen zu den Rhein-Neckar Löwen wechseln wird, wurde in der Vergangenheit immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Andernfalls wäre Heymann vermutlich bereits jetzt auf einem noch höheren Level.

Trotzdem ist der 25-Jährige mit seinem Tempospiel und seiner Zweikampfstärke ein wertvoller Akteur. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Michalczik dürfte der gebürtige Heilbronner für Gislason sogar noch wichtiger werden, weil er nun auch als Backup im Mittelblock gebraucht wird.

Seine Ausbeute in der laufenden HBL-Saison: 46 Tore in 19 Partien und damit durchschnittlich 2,4 Treffer pro Spiel.

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Martin Hanne (TSV Hannover-Burgdorf)

Hanne hatte bis zu den Tests gegen Portugal noch kein einziges Länderspiel auf dem Buckel, überzeugte dann aber direkt bei seinem Debüt mit fünf Toren. Die große Stärke des 22-Jährigen ist es, wenn er mit hohem Tempo in Eins-gegen-Eins-Situationen kommt. Dann ist er "einfach eine Waffe", befand auch Teamkollege Juri Knorr.

Der Niedersachse aus Peine, der auch in der Abwehr Stärken hat, ist die Überraschung im deutschen Kader und könnte mit seiner Unbekümmertheit vielleicht sogar eine EM-Überraschung werden. 2022, als Hanne aufgrund von Rückenproblemen elf Monate pausieren musste, war derweil an eine Teilnahme an der Heim-EM nicht zu denken.

Ein weiteres Plus ist seine Flexibilität. Gegen Portugal wurde Hanne von Gislason sogar auf Linksaußen getestet. Der taktische Plan: Hanne während des Spiels von außen ins Zentrum holen und dort seine Wurfstärke nutzen. "Diese Idee haben wir uns von den Dänen geklaut, die machen das mit Niclas Kirkelokke", sagte Gislason dazu.

Fazit: Potenzial ist zweifelsohne da, von einer Weltklasse-Besetzung ist Deutschland auf der Königsposition allerdings weit entfernt. Der Ausfall von Paul Drux, der nach seinem Achillessehnenriss erst im Dezember sein Comeback bei den Füchsen Berlin gegeben hat und für den die EM zu früh kommt, macht die Situation nicht weniger verzwickt. Theoretisch ist Philipp Weber noch eine Option im linken Rückraum.

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Rückraum Mitte

Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen)

Vollbluthandballer, Instinkthandballer und Straßenhandballer: Dank Knorr sind die Zeiten vorbei, in denen sich das DHB-Team nach einem klassischen Spielmacher, der auf höchstem Niveau agieren kann, gesehnt hat. Das wurde spätestens bei der WM im vergangenen Jahr deutlich, als der 23-Jährige grandios aufspielte.

Knorr trifft gute Entscheidungen, beherrscht das Anspiel an den Kreis und auf die Außen, hat Drang zum Tor und ist stark in Eins-gegen-Eins-Situationen. Keine Frage: Der gebürtige Flensburger, der in der HBL bei 84 Toren und 53 Assists nach 17 Partien steht, ist Deutschlands Hoffnungsträger, der Druck auf ihn entsprechend groß.

"Wir sollten ehrlich sein, dass wir nicht die Superstars wie Dänemark und Frankreich haben", dämpfte Knorr berechtigterweise die Erwartungshaltung: "Vielleicht sind wir eine Wundertüte mit extrem viel Potenzial, aber wir müssen uns da reinkämpfen und erstmal die Gruppenphase überstehen."

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Nils Lichtlein (Füchse Berlin)

Lichtlein ist ein Versprechen für die Zukunft. Das zeigte sich bei der U21-WM im vergangenen Jahr, als der 21-Jährige nach herausragenden Leistungen als MVP des Turniers ausgezeichnet wurde.

"Er ist ein kleines Genie, handballtechnisch gesehen", sagte Carsten Lichtlein jüngst über seinen Neffen Nils. Der Onkel des Spielmachers war beim EM-Coup 2016 in Polen als Torhüter dabei.

Auch Füchse-Berlin-Macher Bob Hanning ist vom gebürtigen Regensburger restlos begeistert. Durch die klugen Zeit- und Raum-Entscheidungen wirke es so, als spiele er eine Sekunde in der Zukunft, meinte der frühere DHB-Vizepräsident.

Aufgrund der Verletzungen von Drux und Fabian Wiede erhielt Lichtlein in Berlin bereits viele Spielanteile. 2,1 Tore und 2,0 Assists pro Partie können sich sehen lassen. Lichtlein wird bei der EM zwar nur aus dem zweiten Glied heraus agieren, könnte aber bereits wichtige Akzente setzen.

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Philipp Weber (SC Magdeburg)

Weber spielt beim SCM nur eine untergeordnete Rolle, es fehlt ihm also an Spielpraxis. Auch, weil der 31-Jährige, der die Erfahrung von vier großen Turnieren mitbringt, dabei aber nicht immer restlos überzeugen konnte, zuletzt mit einer Knieverletzung zu kämpfen hatte.

Weber dürfte auch bei der EM keine ganz große Rolle spielen, könnte für Gislason aber trotzdem in einigen Momenten eine wichtige Option sein.

"Er ist unser Darts-Profi. Seitdem Patrick Wiencek raus ist, ist er ungeschlagen an der Darts-Scheibe", sagte Kastening über den früheren Leipziger.

Fazit: Auf Rückraum Mitte steht und fällt alles mit Knorr. Spielt er kein gutes Turnier, ist eine erfolgreiche EM aus deutscher Sicht eigentlich ausgeschlossen. Es bleibt abzuwarten, ob der Youngster mit dem bei einer Heim-EM noch einmal größeren Druck umgehen kann. Zuzutrauen ist es ihm auf jeden Fall. Frelich wären weder Lichtlein noch Weber zum jetzigen Zeitpunkt in der Lage, Knorr adäquat zu ersetzen.

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Rückraum rechts

Kai Häfner (TVB Stuttgart)

Häfner ist nach dem Groetzki-Aus mit 34 Jahren der Oldie in der deutschen Mannschaft. Unvergessen sind seine Heldentaten bei der EM 2016, als der Rückraumspieler nachnominiert und dann im Handumdrehen zu einem absoluten Leistungsträger wurde.

Seit seinem Wechsel von Melsungen nach Stuttgart im vergangenen Jahr geht Häfner bei den Schwaben voran. Er bringt es in dieser Saison auf durchschnittlich 5,4 Tore und 2,9 Assists pro Partie, was eine starke Ausbeute bedeutet.

Was Gislason von Häfner erwartet, ist klar: Volle Pulle drauf auf die Abwehr und dadurch Löcher für die Nebenleute reißen.

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Christoph Steinert (HC Erlangen)

Steinert benötigte nach seiner Schulterverletzung im Sommer realtiv lange, um wieder in Form zu kommen. Mittlerweile zeigt der 33-Jährige wieder alle Facetten seines Spiels. Seine Wucht und Torgefahr sind zurück, außerdem ist er in der Abwehr ein wichtiger Faktor.

In der letzten Vorbereitungsspielen zeigte sich, dass der gebürtige Berliner (51 Tore und 34 Vorlagen in 18 HBL-Spielen in dieser Saison) zunächst vor allem in der Defensive eingesetzt werden könnte. Er ersetzte häufiger Häfner in der Abwehr.

Steinert, der auch auf Rechtsaußen agieren kann, ist übrigens ein absoluter Espresso-Freak. "Täglich beschäftige ich mich mit der Röstung und der Zubereitung des perfekten Kaffees", sagte er.

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Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf)

Uscins ist der nächste U21-Weltmeister in Gislasons Aufgebot und ein weiterer Spieler, der bei den "Recken" unter dem früheren Bundestrainer Christian Prokop überzeugt.

Der 21-Jährige, der theoretisch auch für Lettland hätte spielen können, agiert auf der Platte für sein Alter extrem abgezockt und konstant, ist ein echter Stratege.

Für Uscins, der Fan des früheren Nationalspielers Steffen Weinhold ist, geht es bei der EM vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und möglichst befreit aufzuspielen, wenn er für Häfner oder Steinert kommt.

Fazit: Der Ausfall von Fabian Wiede (Sprunggelenksverletzung) wiegt schwer. Ähnlich wie im linken Rückraum kann auch auf rechts keine Rede davon sein, dass das DHB-Team auf Weltklasse-Niveau besetzt ist. Mit vereinten Kräften ist es Häfner, Steinert und Uscins trotzdem zuzutrauen, die Position nicht zu einer großen Problemzone werden zu lassen.

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Rechtsaußen

Timo Kastening (MT Melsungen)

Kastening ist seit der EM 2020 fester Bestandteil der Nationalmannschaft und mit 106 Toren in 19 Spielen aktuell bester DHB-Torschütze in der HBL. Nach dem Ausfall von Groetzki dürfte der 28-Jährige auf Rechtsaußen mehr oder weniger zum Alleinunterhalter werden.

Der bekennende Fan des FC Bayern, der einst von Fußball-Trainer Dieter Hecking beim Rauchen erwischt wurde, ist eine verlässliche Größe und sollte bei der Heim-EM ein Leistungsträger sein.

Im Vorfeld des Turniers hat der gebürtige Niedersachse mit bemerkenswerten Aussagen zu seiner Alkoholfahrt im Januar 2022 für Schlagzeilen gesorgt. "Es war nicht ohne, als es rauskam. Viele Kinder und Fans haben mir das nicht zugetraut, weil ich sonst der Lebensfrohe mit Vorbildcharakter war. Das hat, um ehrlich zu sein, noch einmal reingehauen. Wenn du etwas tust, das Menschen nicht von dir erwarten, macht das etwas mit dir. Mein Verhalten zu hinterfragen, hat mir in dieser Angelegenheit wirklich die Augen geöffnet", hatte Kastening unter anderem gesagt.

Fazit: Auf Rechtsaußen ist das DHB-Team aktuell zwar dünn, aber keinesfalls schlecht besetzt. Mit Kastening und Steinert als Alternative dürfte es keine größeren Schwierigkeiten geben.

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Kreis

Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt)

Kapitän, Abwehrchef und auch im Angriff am Kreis gefordert: Golla ist einer der alles entscheidenden Spieler der deutschen Auswahl. Mit seiner hochprofessionellen, tadellosen Einstellung ist der 26-Jährige ein Musterprofi und gerade für die jungen Spieler ein absolutes Vorbild.

Dass "Golli" eine derart steile Karriere hinlegen würde, war lange nicht absehbar. Zu B-Jugend-Zeiten wurde er noch aus der Hessenauswahl aussortiert und wollte dann eigentlich Polizist werden. Um bei der MT Melsungen zum Probetraining eingeladen zu werden, musste er proaktiv mit dem damaligen Trainer Michael Roth in Kontakt treten.

Golla startete durch, wechselte 2018 nach Flensburg und ist auch dort längst unverzichtbar. Den Ritterschlag von Gislason erhielt er bereits vor längerer Zeit, als der Bundestrainer Golla mit der THW-Legende Marcus Ahlm verglich. "Johannes erinnert mich stark an Marcus. Er denkt zuallererst ans Team. Und er ist wie ein Dieselmotor. Der läuft und läuft und läuft", hatte der Isländer gesagt.

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Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen)

Kohlbacher feierte seinen Durchbruch beim EM-Coup 2016 in Polen, wechselte zwei Jahre später von der HSG Wetzlar zu den Rhein-Neckar Löwen und ist dort eine feste Größe. Der begeisterte Angler war im Angriff als hervorragender Zwei-gegen-Zwei-Spieler schon immer stark und hat sich mittlerweile auch in der Abwehr massiv verbessert.

"Er ist eine kleine Drecksau auf der Platte, die richtig wehtun kann. Von solchen Typen können wir gar nicht genug haben", sagte Kastening über "Kohli". In der laufenden HBL-Saison steuert Kohlbacher bei den Löwen im Schnitt 4,2 Tore pro Partie bei.

Spielt der Kreisläufer für Deutschland, gibt es in seinem Heimatort Reisen übrigens traditionell ein Public Viewing in der Scheune seines Vaters. "Ich glaube, die lassen es da wieder ordentlich krachen", so der 117-Kilo-Brocken.

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Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf)

Fischer ist nach Späth, Uscins und Lichtlein der vierte U21-Weltmeister im Kader und mit 20 Jahren der jüngste Spieler im deutschen Aufgebot. Bei der TSV Hannover-Burgdorf ist er in der laufenden Saison in Angriff und Abwehr gesetzt. Der THW Kiel soll bereits sein Interesse am Youngster hinterlegt haben.

Beim WM-Titel der U21 war Fischer in der Abwehr der Fels in der Brandung und riss mit seinem emotionalen Auftreten die Mitspieler mit. Nach dem gesetzten Duo Golla/Köster ist er damit auch bei der Heim-EM eine wichtige Option für den Mittelblock.

Noch ein Funfact gefällig? Fischers Vater Thorsten sorgte 2014 für Schlagzeilen, als er in der Quizshow "Wer wird Millionär?" von Günther Jauch eine Million Euro einsackte.

Fazit: Mit Golla und Kohlbacher ist Deutschland am Kreis sehr gut besetzt. Nimmt man Fischer als Mann für die Zukunft dazu, ist das ein rundes, stimmiges Paket. Sorgen dürfte diese Position also nicht bereiten.

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Gesamtfazit:

Eine deutsche Handball-Nationalmannschaft müsse bei großen Turnieren immer das Ziel Halbfinale haben, ist so ein Satz, der vor einem Großereignis häufig fällt. Man muss sich beim Blick auf die vergangenen Ergebnisse allerdings fragen, ob dieses Anspruchsdenken noch zeitgemäß ist? Eher nicht! Wirft man Olympia, WM und EM in einen Topf, hat die DHB-Auswahl seit dem WM-Triumph 2007 nämlich bei gerade einmal vier von 20 Turnieren dieses Ziel erreicht.

Im gleichen Zeitraum waren die anderen großen Handball-Nationen wie Frankreich (16-mal mindestens im Halbfinale), Dänemark, Spanien (jeweils 13-mal) und Schweden (sechsmal) teilweise deutlich erfolgreicher. Selbst Norwegen (viermal) liegt mit dem DHB-Team gleichauf.

Unter normalen Umständen ist die deutsche Mannschaft auch diesmal kein Medaillenkandidat. Die Mannschaft ist zwar äußerst spannend und auch qualitativ gut besetzt, kann aber auf einigen Positionen nicht mit den Top-Nationen mithalten, weil schlicht zu wenig Weltklasse vorhanden ist. In der Vorbereitung wurde deutlich, dass zudem die Abwehr ein Sorgenkind werden könnte.

Erwischt die Mannschaft aber einen guten Start ins Turnier, kann sie einen Teamgeist entwickeln und eine gewisse Euphorie entfachen, könnte mit dem Heimvorteil im Rücken vielleicht doch eine Überraschung gelingen.

Handball-EM in Deutschland: Die Gruppen

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