"Es ist extrem bitter, wie das am Ende gelaufen ist. Wir sind über die Emotion gekommen, haben auch unsere Stärken ausgespielt, waren aber dann ein paarmal zu oft zu weit weg", sagte Spielmacher Philipp Weber im ZDF. Sein Fazit: "Das ist jetzt schon ein Scheißgefühl."
"Ich glaube, dass wir einen Punkt verdient gehabt hätten. Anfangs waren wir in der Abwehr nicht so gut, das wurde dann aber besser. Insgesamt war die zweite Halbzeit sehr gut von uns. Der Unterschied war, dass wir ein paar Fehler mehr als Ungarn gemacht haben", so Gislason.
Damit nimmt die deutsche Auswahl, die zum Auftakt mit 43:14 gegen Uruguay gewann und anschließend vom coronabedingten Rückzug Kap Verdes (10:0 gewertet) profitierte, lediglich zwei Punkte mit in die Hauptrunde. Dort müssen somit voraussichtlich drei Siege aus drei Partien her, um ins Viertelfinale einzuziehen.
Die Gegner in der Hauptrunde in der sogenannten "Neuen Hauptstadt Ägyptens" (eine Regierungsstadt 50 Kilometer östlich von Kairo) sind am Donnerstag Europameister Spanien (20.30 Uhr), Brasilien (Samstag) und Polen (Montag).
Deutschland vs. Ungarn: Der Spielverlauf
Gislason verzichtete in seinem 16er Kader diesmal auf Torhüter Silvio Heinevetter, Kreisläufer Moritz Preuss sowie die Rückraumspieler Lukas Stutzke und Marian Michalczik. Rechtsaußen Patrick Groetzki wurde für den verletzten Tobias Reichmann nachnominiert. Im Kasten durfte Andreas Wolff statt Jogi Bitter von Beginn an ran.
Die deutsche Mannschaft hatte von Beginn an große Probleme. Sebastian Firnhaber und Johannes Golla gelang es im Mittelblock zu selten, die Anspiele an den Kreis zu verhindern. Insgesamt war die Abwehr zu statisch und nicht aggressiv genug.
Im Angriff leistete sich das DHB-Team zu viele technische Fehler in Form von leichten Ballverlusten. Außerdem ließen Julius Kühn & Co. gegen eine starke Deckung der Ungarn einige Möglichkeiten liegen.
So setzte sich das Team von Trainer Istvan Gulyas nach einem ausgeglichenen Start (5:5 nach zehn Minuten) allmählich ab. Nach 25 Minuten führte Ungarn sogar mit fünf Treffern Vorsprung (15:10).
Gislason musste eine Auszeit nehmen und stellte um. Für den unglücklichen Wolff kam Bitter in den Kasten. Da Firnhaber früh zwei Zwei-Minuten-Strafen auf dem Konto hatte, rückte Fabian Böhm in den Mittelblock. Plötzlich war die Mannschaft vor allem dank der offensiveren Deckung und starker Paraden von Bitter deutlich besser im Spiel und kam durch einen 4:0-Lauf zur Halbzeit auf 14:15 heran.
Lekai verpasst DHB-Team den Todesstoß
Obwohl Schiller stark spielte, brachte Gislason zur zweiten Halbzeit Uwe Gensheimer auf Linksaußen. Philipp Weber glich direkt nach der Pause aus. Doch die Schwächen in der deutschen Deckung traten teilweise wieder zum Vorschein. Angeführt vom überragenden Spielmacher Mate Lekai stellte Ungarn bis zur 40. Minute auf 22:20.
Die deutsche Mannschaft ließ außerdem glasklare Möglichkeiten liegen. Timo Kastening vergab gleich mehrfach, weshalb er durch Patrick Groetzki ersetzt wurde. Außerdem kam aus dem Rückraum in dieser Phase zu wenig.
Aber das DHB-Team bewies Kampfgeist und profitierte von tollen Einzelaktionen vom eingewechselten Paul Drux. Der Berliner stellte zehn Minuten vor dem Ende auf 24:23 für Deutschland.
Die Partie wurde nun zu einem echten Krimi, beim Stand von 27:27 ging es in die letzten zwei Minuten. Bence Banhidi traf für die Ungarn vom Kreis, Groetzki glich 45 Sekunden vor dem Ende aus. Doch Lekai verpasste Deutschland drei Sekunden vor dem Ende den Todesstoß.
Deutschland vs. Ungarn: Die Daten zum Spiel
Anfangsformation DHB: Wolff - Schiller, Kühn, Weber, Häfner, Kastening, Golla
Torschützen DHB: Schiller (7 - 4 von 4 Siebenmeter), Weber (5), Kühn, Drux, Häfner (alle 3), Kastening, Böhm (beide 2), Golla, Gensheimer, Groetzki (alle 1)
Torschützen Ungarn: Mathe, Banhidi (beide 8), Lekai (4), Szita (3), Ancsin, Bodo (beide 2), Balogh (1 - 1 von 2 Siebenmeter), Rosta (beide 1)
Zwei-Minuten-Strafen: Deutschland (6) - Ungarn (7)
Der Star des Spiels: Mate Lekai
Der Spielmacher der Ungarn wirbelte die deutsche Deckung regelrecht durcheinander. Tolle Finten, großartige Anspiele und dazu noch das alles entscheidende Tor (insgesamt vier Treffer). Grandioser Auftritt! Ebenfalls bärenstark: Kreisläufer Bence Banhidi, der von der deutschen Abwehr nicht zu bremsen war und alle seine acht Würfe versenkte.
Der Flop des Spiels: Andreas Wolff
Durfte erstmals bei dieser WM ran und begann ordentlich mit zwei schnellen Paraden. Bekam dann aber gar keinen Ball mehr zu packen (2 von 15, 13 Prozent), was für seine Ansprüche natürlich viel zu wenig ist. Wurde folgerichtig noch im ersten Durchgang durch Bitter ersetzt.
Handball-WM 2021: Der DHB-Kader im Überblick
Spieler | Position | Verein |
Andreas Wolff | Tor | KS Vive Kielce |
Johannes Bitter | Tor | TVB Stuttgart |
Silvio Heinevetter | Tor | MT Melsungen |
Uwe Gensheimer | Linksaußen | Rhein-Neckar Löwen |
Marcel Schiller | Linksaußen | Frisch Auf Göppingen |
Julius Kühn | Rückraum links | MT Melsungen |
Paul Drux | Rückraum links | Füchse Berlin |
Fabian Böhm | Rückraum links | TSV Hannover-Burgdorf |
Lukas Stutzke | Rückraum links | Bergischer HC |
Philipp Weber | Rückraum Mitte | SC DHfK Leipzig |
Juri Knorr | Rückraum Mitte | TSV GWD Minden |
Marian Michalczik | Rückraum Mitte | Füchse Berlin |
Kai Häfner | Rückraum rechts | MT Melsungen |
David Schmidt | Rückraum rechts | Bergischer HC |
Antonio Metzner | Rückraum rechts | HC Erlangen |
Patrick Groetzki | Rechtsaußen | Rhein-Neckar Löwen |
Timo Kastening | Rechtsaußen | MT Melsungen |
Moritz Preuss | Kreis | SC Magdeburg |
Johannes Golla | Kreis | SG Flensburg-Handewitt |
Sebastian Firnhaber | Kreis | HC Erlangen |