Während die Brasilianer in der Kölner Lanxess Arena mit den deutschen Fans die Welle machten, stand Kroatiens Superstar Domagoj Duvnjak nach der bislang größten Sensation bei dieser WM fassungslos in der Mixed Zone.
"Wir sind unglaublich enttäuscht und traurig. Dieses Ergebnis ist für uns eine böse Überraschung, nachdem wir in der Vorrunde so gut waren", sagte der Rückraumspieler vom THW Kiel: "Bei uns hat gar nichts funktioniert. Unsere Abwehr war nicht da, unser Spiel mit dem siebten Feldspieler auch nicht."
Duvnjak: "Wir hatten alles in der eigenen Hand"
Das Team der Trainerlegende Lino Cervar hatte zuvor in der Tat einen erschreckend schwachen Auftritt hingelegt. Von Beginn an unterliefen den Kroaten unglaubliche technische Fehler, die - weil Kroatien direkt mit dem siebten Feldspieler agierte - reihenweise zu Treffern in den leeren Kasten führten. Brasilien führte schnell mit 8:3, der Favorit kam im Verlaufe der Partie nicht mehr näher als auf zwei Tore Differenz heran.
"Wir hatten alles in der eigenen Hand. Jetzt wird es richtig schwierig", meinte Duvnjak, der mit sechs Toren bester Schütze seines Teams gegen die Südamerikaner war. Die Kroaten hatten in der Vorrunde alle ihre fünf Partien gewonnen und waren dementsprechend mit vier Zählern in die Hauptrunde gegangen.
So zieht Deutschland ins Halbfinale ein
Durch den Patzer gegen Brasilien ist dieser Bonus dahin. Nach den Siegen gegen Russland und Korea war es bereits das dritte Mal, dass die Brasilianer dem WM-Gastgeber Schützenhilfe leisteten.
Sollte Deutschland am Montag Kroatien bezwingen, stünde die Truppe von Bundestrainer Christian Prokop als Halbfinalist fest. Auch Frankreich, das am Sonntag gegen Island gewann, hätte in diesem Fall bereits sein Ticket für Hamburg in der Tasche.
"Wenn es uns einer vor dem Turnier gesagt hätte, dass wir es nun sogar vorzeitig schaffen können, hätten wir ihn für verrückt erklärt", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning.
Selbst bei einer Niederlage gegen Kroatien hätte das DHB-Team noch Chancen. Ein Sieg im letzten Hauptrundenspiel gegen Spanien vorausgesetzt, wäre Deutschland bei diesem Szenario bei einer Pleite der Kroaten gegen Frankreich weiter. Selbst eine Niederlage der Franzosen könnte der Prokop-Auswahl bei einem Sieg gegen Spanien genügen, wenn die Deutschen am Ende eine bessere Tordifferenz als Frankreich aufweisen.
Duvnjak: "So verlieren wir auf jeden Fall"
"Wenn wir gegen Deutschland nicht besser spielen, verlieren wir auf jeden Fall", wollte Duvnjak von derartigen Rechenspielchen nichts wissen: "Das wird brutal schwer für uns. Deutschland hat eine überragende Mannschaft, spielt ein tolles Turnier und hat fast 20.000 Zuschauer im Rücken."
Ein weiterer Vorteil für Deutschland ist die längere Regenerationsphase. Während Kroatien gerade einmal 24 Stunden zur Erholung bekommt, hatte die DHB-Auswahl am Sonntag abgesehen von einer nicht zu intensiven Trainingseinheit frei.
"Wenn ein Spiel anfängt, vergisst man die Müdigkeit", meinte Duvnjak dazu: "Wir werden kämpfen und schauen, ob es reicht oder nicht. Wir müssen die Niederlage gegen Brasilien vergessen."