Drei Stunden nach Spielende war die befürchtete und niederschmetternde Diagnose da. Eine Untersuchung in einem Krankenhaus im Kölner Stadtteil Merheim hatte ergeben, dass sich Strobel einen Innenbandriss sowie einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zugezogen hat.
"Es hat mich leider hart erwischt", sagte der Spielmacher von der HBW Balingen-Weilstetten, der sich die Verletzung ohne gegnerische Einwirkung in der neunten Minute zugezogen hatte. Strobel wird das Mannschafts-Quartier am Dienstagmorgen verlassen.
"Es war ganz schlimm, als man ihn auf die Trage gehoben hat, weil er vor Schmerzen geschrien hat", beschrieb Bundestrainer Christian Prokop die Schock-Situation für das DHB-Team: "Die Gedanken sind jetzt natürlich bei Martin."
Prokop: Tim Suton wäre naheliegend
Prokop kam in diesem Moment aber logischerweise nicht darum herum, seine Gedanken auch auf ein aus der Strobel-Verletzung resultierendes Thema zu lenken. Welcher Spieler rückt aus dem 28er-Kader für das letzte Hauptrundenspiel und das Halbfinale nun zum Team?
"Mit Sicherheit wäre es naheliegend, Tim Suton zurückzuholen. Aber bestätigen will ich momentan noch nichts", meinte Prokop dazu. Der Spielmacher vom TBV Lemgo war neben Tobias Reichmann der letzte Spieler, der vor Turnierstart aus dem vorläufigen Aufgebot gestrichen wurde.
Hanning bringt Pieczkowski ins Spiel
Auch Bob Hanning prophezeite, man werde "die Durchschlagskraft eines Suton in die Überlegungen mit aufnehmen". Allerdings ergänzte der DHB-Vizepräsident: "Es gibt die Möglichkeit, Franz Semper wieder zurückzuholen und mit Fabian Wiede mehr auf die Mittelposition zu gehen. Man könnte außerdem klassisch denken mit Niclas Pieczkowski, der ähnlich wie Strobel ein Spiel lenken kann."
Der rechte Rückraumspieler Semper, der während der Vorrunde in Berlin im Kader gestanden hatte, wurde erst mit Beginn der Hauptrunde in Köln durch Kai Häfner ersetzt. Er spielt genauso für den SC DHfK Leipzig wie der relativ klassische Spielmacher Pieczkowski.
Ist Reichmann ein Kandidat?
Und dann gab es noch einen weiteren Namen, der in den Katakomben der Lanxess Arena zumindest von den Journalisten immer wieder in den Ring geworfen wurde: Reichmann. Der Grund: Patrick Groetzki spielt auf Rechtsaußen mit positiven Ausnahmen kein gutes Turnier, war gegen Kroatien sogar richtig schwach.
Wäre es deshalb nicht eine Überlegung wert, Melsungens Reichmann zurückzuholen, obwohl dieser nach seiner Streichung aus dem Kader in den USA-Urlaub aufgebrochen war und mit denkwürdigen Instagram-Posts für Aufsehen gesorgt hatte?
Prokop wollte sich nicht in die Karten schauen lassen: "Ich bitte um Verständnis, dass wir uns die Zeit nehmen und alles in Ruhe besprechen."