Kiel fordert Reformen

SID
Im Spiel um Platz drei beim Final Four zog der THW Kiel gegen PSG den Kürzeren
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Der Saisonhöhepunkt mit dem Final Four der Champions League ist vorbei, doch den arg gebeutelten Spielern des THW Kiel bleibt für ihren wohl verdienten Urlaub keine Zeit. Endspurt in der Bundesliga, die Olympischen Spiele in Rio, Vorbereitung auf die neue Saison - der Irrsinn geht weiter.

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Die Rufe nach einer Reduzierung der Belastung für die Topspieler werden zwar immer lauter, doch der Reformwille bei den Beteiligten bleibt gering.

"Die Spieler mutieren zu einer Art Handball-Roboter. Es werden immer mehr Spiele. Wir müssen aufpassen", sagte Kiels Manager Thorsten Storm dem SID angesichts der zu hohen Belastungen.

Der THW und andere deutsche Spitzenklubs hoffen daher darauf, dass auf der Mitgliederversammlung der Erst- und Zweitligisten am 6./7. Juli beschlossen wird, künftig 16 statt 14 Spieler pro Partie einsetzen zu dürfen. Dies ist in anderen europäischen Topligen bereits der Fall.

HBL bleibt neutral

"Ich hoffe, dass man uns in diesem Fall hilft. Ich habe natürlich für die Klubs Verständnis, die keine 16 Spieler brauchen. Das ist die Mehrzahl", sagte Storm. Die kleineren Vereine fürchten, dass ihnen bei einer Erhöhung weitere gute Spieler von den Topklubs abgeworben werden.

Die HBL verhält sich neutral. "Ich kann beide Seiten nachvollziehen. Wir als HBL stehen dem Ausgang offen gegenüber", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann dem SID. Für eine Änderung genügt eine einfache Mehrheit, diese scheint aber nicht realistisch. Storm betont daher die Wichtigkeit der Topvereine, die den deutschen Handball im internationalen Geschäft vertreten: "Wir brauchen die Europacup-Klubs, um den Stellenwert der Sportart aufrechtzuerhalten."

Über die Notwendigkeit von Reformen ist man sich einig, doch keine Partei ist zum Verzicht bereit. Die Champions League wurde vor der abgelaufenen Saison noch einmal aufgebläht, auch die Termine für Länderspiele werden nicht weniger.

Die HBL schließt eine Reduzierung der Liga in den kommenden Jahren zudem aus. "Die Klubs, die nicht in der Champions League spielen, brauchen diese 34 Spiele. Wir sind seit 30 Jahren stabil. Drastisch haben die Spiele in der Champions League und mit der Nationalmannschaft zugenommen", sagte Bohmann.

Direkter Vergleich wird aufgewertet

Die Leidtragenden sind die Spieler. Kiel hatte in dieser Saison 13 schwere Verletzungen. Viele Spieler hätten sich auf den Platz geschleppt, so THW-Trainer Alfred Gislason. Topstars zieht es daher immer mehr ins Ausland - zum einen aus wirtschaftlichen Gründen, zum anderen wegen der geringeren Belastung in der Liga wie in Spanien.

In Deutschland soll in der kommenden Saison bei Punktgleichheit von zwei oder mehr Mannschaften der direkte Vergleich und nicht mehr die Tordifferenz entscheiden. Damit muss eine Mannschaft, die nach 50 Minuten deutlich führt, nicht auch noch in den letzten zehn Minuten aufs Tempo drücken. Über eine Änderung entscheidet ebenfalls die Mitgliederversammlung. "Ich gehe fest davon aus, dass das durchgeht", sagte Bohmann.

Die Kieler, die unabhängig von einer Erhöhung der Profi-Zahl pro Spiel in der neuen Saison mit vier Nachwuchsspielern in einem 20er-Kader planen, gastieren unterdessen am Mittwoch beim ThSV Eisenach. Mit einem Sieg will der THW die Saison als Dritter beenden und damit die Voraussetzung schaffen, auch in der kommenden Saison wieder in der Champions League zu spielen. Denn die Königsklasse will sich niemand entgehen lassen, trotz der Belastung.

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