Die Einschätzung von Kiels Geschäftsführer Thorsten Storm wirkte nach dem deprimierenden 20:24 (7:13) des Titelverteidigers bei Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen da noch am realistischsten: "Im Moment spricht alles für die Löwen. Wenn sie nicht nervös werden, wird es für sie in dieser Saison klappen", prophezeite Storm mit Blick auf die Meisterschaft. Der 51-Jährige warnte die Konkurrenz aber auch: "Uns darf man nicht abschreiben."
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THW-Coach Alfred Gislason brachte nach der dritten Punktspiel-Niederlage der Saison das "Mia-san-mia"-Gen ins Spiel: "Wir sind Kiel - wir geben nie auf. Und die Saison ist noch lang." Allerdings haben die Löwen (18:0 Zähler) nach neun Spieltagen bereits sechs Punkte Vorsprung auf den Tabellenvierten aus Kiel (12:6).
Und der beeindruckende Sieg im direkten Duell war so etwas wie ein deutliches Statement des ewigen Zweiten an den wankenden Riesen von der Förde. "Es sieht für uns ganz gut aus, denn jetzt liegt der Druck bei Kiel", sagte der erneut überragende Löwen-Keeper Mikael Appelgren.
Kiel schreibt sich nicht ab
Doch trotz des spürbaren Optimismus' beim Vizemeister der vergangenen beiden Jahre traute sich so recht keiner, von einer Vorentscheidung im Titelrennen zu sprechen. "Wir müssen weiter in jedes Spiel reingehen, als sei es unser letztes", forderte Nationalspieler Patrick Groetzki.
Bei den Kielern indes geht die Ursachenforschung für den Fehlstart weiter. "Wir machen einfach zu wenig Tore", haderte der ratlose Kapitän Rene Toft Hansen und mahnte: "Wenn wir jetzt noch einmal verlieren, dann ist es mit der Meisterschaft vorbei."
Nach den Abgängen von Torjäger Filip Jicha (FC Barcelona) und Spielmacher Aron Pálmarsson (MKB Veszprem) läuft es vor allen Dingen im Rückraum des erfolgsverwöhnten THW noch nicht rund. Zudem trifft den dreimaligen Champions-League-Sieger, der in der gesamten letzten Runde drei Niederlagen kassierte, der Ausfall von Kreisläufer Patrick Wiencek (Kreuzbandriss) hart. "Wir haben Qualität abgegeben und stecken in einem kompletten Umbruch. So etwas dauert", meinte Storm - und fügte trotzig an: "Wir haben Potenzial nach oben und werden es auch zeigen. Das werden alle Handball-Fans in Deutschland erleben."
Gislason experimentiert
Gislason wagte vor 13.200 Zuschauern in der ausverkauften Höhle der Löwen ein Experiment. In der ersten Angriffsphase brachte der Isländer für den eigenen Keeper stets einen siebten Feldspieler, um so die 3:3-Abwehr der Löwen zu einem Wechsel ins 6:0-System zu veranlassen. Der Erfolg hielt sich Grenzen. Nicht zuletzt weil vor allen Dingen der ehemalige Welthandballer Domagoj Duvnjak (3 Tore) enttäuschte.
Bereits am Donnerstag flogen die Kieler von Frankfurt nach Polen, wo am Samstag das Champions-League-Spiel bei Wisla Plock ansteht. Auf der internationalen Dienstreise bleibt viel Zeit zum Reden und zum Trainieren. "Wir haben eine gute erste Sechs, aber noch einen langen Weg vor uns, die Neuen zu integrieren", meinte Gislason.
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