"Kiel kann man mit Bayern vergleichen"

Von Stefan Rommel
Hendrik Pekeler spielt seit 2012 für den TBV Lemgo
© getty

Hendrik Pekeler steht vor seiner letzten Saison beim TBV Lemgo, bevor er zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt. Im SPOX-Interview spricht der Kreisläufer über die Dominanz des THW Kiel, seine persönlichen Ziele und die großen Fußstapfen von Bjarte Myrhol.

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SPOX: Herr Pekeler, wie ist die Vorbereitung auf die anstehende Saison verlaufen?

Hendrik Pekeler: Im Großen und Ganzen sehr gut. Wir haben in den Tagen vor dem Auftakt im Pokal das Pensum und die Intensität etwas heruntergefahren, nachdem wir in den Wochen davor sehr intensiv gearbeitet haben. Der "Erima Cup" in Bremen war dann für fast alle im Kader nochmals die Chance, sich in zwei Spielen auf starkem Niveau zu präsentieren.

SPOX: Ihre Mannschaft hat auffällig oft mit einem zusätzlichen Feldspieler und ohne Torhüter die Angriffe gespielt - auch wenn der Gegner nicht in Überzahl war. Ist dieses taktische Mittel auch regelmäßig in der Bundesliga zu erwarten?

Pekeler: Unsere Mannschaft steht schon ein wenig für diese taktische Variante. Wir spielen das ja auch gerne, wenn wir in Unterzahl sind. Bei Gleichzahl ist das einfach nur eine Abwandlung davon. Es stimmt aber, dass das derzeit nicht viele Mannschaften in der Liga so machen wie wir. Früher noch Balingen, aber heute? Da fällt mir jetzt kein anderes Team ein.

SPOX: Bringt das denn unterm Strich auch den gewünschten Effekt?

Pekeler: Wir arbeiten daran, daraus einen echten Vorteil für uns zu entwickeln. Man muss auch immer die Situation betrachten und wie das Spiel bis dahin gelaufen ist. Wir haben damit auch schon ein paar Tore Rückstand aufholen können. Aber dass wir jetzt zum Beispiel gegen einen fast übermächtigen Gegner wie Kiel ständig darauf zurückgreifen werden, damit ist nicht zu rechnen. Es ist ein Plan B, wenn es einmal nicht so läuft. Mehr erstmal nicht.

SPOX: Was ist das Ziel mit dem TBV in dieser Saison?

Pekeler: Wir wollen auf jeden Fall den neunten Platz der Vor-Saison bestätigen. Das wäre schon gut. Allerdings wird das auch richtig schwer werden, weil die Mannschaften, die wir zuletzt hinter uns gelassen haben, ordentlich aufgerüstet haben. Ich denke zum Beispiel an Göppingen... Dazu spielt ja auch eine Mannschaft mehr in der Bundesliga mit. Und ehrlich gesagt ist unser Kader auch nicht so groß wie der von anderen Mannschaften. Wir haben zehn, elf gestandene Spieler, dazu noch ein paar junge. Wir müssen schauen, dass wir ohne größere Verletzungen durchkommen. Wir können dank unseres starken Anschlusskaders mit den 1994er-Jahrgängen schon einiges kompensieren. Aber eben noch nicht auf dem Niveau, wie es andere Teams mit erfahrenen Spielern können.

SPOX: Wie sehen Ihre persönlichen Ziele aus?

Pekeler: Ich will auf jeden Fall meine erste Weltmeisterschaft spielen mit der A-Nationalmannschaft. Dafür will ich mich empfehlen, ich will einen Entwicklungsschritt machen.

SPOX: Ihre Situation ist ja etwas speziell: Ihr Wechsel nach der Saison zu den Rhein-Neckar Löwen steht schon länger fest, Sie geben gewissermaßen eine einjährige Abschiedstour in Lemgo.

Pekeler: Wenn ich mich zu den erfahrenen Spieler zählen darf, dann müssen wir nach Florian Kehrmanns Karriereende nun mehr Verantwortung übernehmen. Das muss mein Anspruch sein.

SPOX: In der Offensive sollen Sie in Mannheim Bjarte Myrhol ersetzen, in der Abwehr erwarten viele einen Nachfolger für Oliver Roggisch. Sind diese Vergleiche zulässig?

Pekeler: Mit Oliver habe ich ja noch in der Nationalmannschaft gespielt, er war als Teil des Teams bei den Löwen ein ganz entscheidender Punkt für meinen Wechsel. Von ihm kann ich sicherlich noch eine Menge lernen, auch wenn er kein aktiver Spieler mehr ist. Aber Bjarte Myrhol als Kreisläufer zu beerben, ist die schwerste Aufgabe überhaupt. Er ist der beste Kreisläufer der gesamten Liga. Ich will aber nicht versuchen, ihn zu kopieren. Ich habe meinen eigenen Spielstil und den will ich dann bei den Löwen durchdrücken. Aber dafür ist noch ein Jahr Zeit. Jetzt gilt die volle Konzentration dem TBV Lemgo.

SPOX: Haben Sie sich mit Myrhol denn schon ausgetauscht über die Situation, die Sie in einem Jahr erwarten wird?

Pekeler: Bisher noch nicht. Vielleicht reden wir nach einem der Spiele in dieser Saison mal kurz darüber. Ich werde ihn aber nicht extra deswegen anrufen.

SPOX: Der THW Kiel hat unglaublich stark eingekauft und erscheint nahezu unschlagbar. Dabei war Kiel in den letzten zehn Jahren schon neun Mal Meister...

Pekeler: Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass sie den Titel gebucht haben. Von jeder wichtigen Handball-Nation steht der beste Spieler, der in der Bundesliga unterwegs ist, im Kieler Kader. Es wird nicht oft vorkommen, dass Kiel ein Spiel verliert. Ich hoffe nur nicht, dass es eine 68:0-Punkte-Saison wird, beziehungsweise jetzt ja dann eine 72:0-Saison. Auf Kieler Seite macht man einfach vieles richtig, das muss man neidlos anerkennen. Sie haben das Monopol in Deutschland. Vergleiche mit dem FC Bayern im Fußball sind durchaus zulässig.

SPOX: Den Bayern wird nachgesagt, sie kauften nicht nur ein, um die eigene Mannschaft zu stärken. Sondern auch, um den direkten Konkurrenten zu schwächen.

Pekeler: Jedenfalls haben sie Landin nun von den Rhein-Neckar Löwen geholt. Der Mannschaft, die zuletzt in der Bundesliga nur zwei Tore schlechter war. Steffen Weinhold kam aus Flensburg - auch ein direkter Konkurrent, der dem THW sogar den Champions-League-Titel weggeschnappt hat. Aber nochmal: Kiel hat sich diesen Status erarbeitet und profitiert nun davon.

SPOX: In Solingen beim Bergischer HC wurden Ihnen in jungen Jahren zwei ältere Spieler zur Seite gestellt, die sich etwas um Sie gekümmert haben. Ist das ein praktikables Modell auch für andere Klubs?

Pekeler: In meiner Zeit in Kiel war ich mit 17, 18 Jahren auf mich alleine gestellt. In Solingen haben sich dann zwei Norweger um mich gekümmert, Kristoffer Moen und Kenneth Klev. Da ging es besonders um alltägliche Dinge, bei denen sie mir zur Hand gegangen sind. Für mich und meine persönliche Entwicklungen waren die beiden als Paten sehr wichtig.

SPOX: Vor einigen Jahren war Ihr Image nicht das beste. Wie weit ist diese Zeit mittlerweile weg?

Pekeler: Die Journalisten schreiben immer noch gerne über meinen Werdegang und dann kommt schnell die Zeit zwischen 2008 und 2010 in Kiel hoch. Mich nervt das langsam, immer diese alten Geschichten... Ich habe mir in den letzten vier Jahren nichts zu Schulde kommen lassen. Für mich ist das abgehakt. Umso bedauerlicher, dass es immer wieder neu aufgerollt wird. Aber offenbar muss ich damit leben.

SPOX: Deutschland ist in der WM-Qualifikation sportlich gescheitert, hat aber im Nachtrag eine Wild Card bekommen. Hätte es nicht sehr viel Größe gezeigt, wenn der Verband die zurückgewiesen hätte?

Pekeler: Schwierige Frage. Sportlich gesehen haben wir es nicht verdient, bei der WM dabei zu sein. Wir hatten zwei Spiele gegen Polen und haben uns nicht durchsetzen können. Das ist ein Fakt. Es bleibt auf jeden Fall ein fader Beigeschmack, weil sich Australien ja sportlich qualifiziert hatte. Dass die jetzt für uns rausgeschmissen wurden, schafft uns auch ein komisches Gefühl. Auf der anderen Seite muss man auch sehen, dass man die Chance, bei einer WM zu spielen, nicht einfach so verstreichen lassen kann. Da sagt man nicht 'nein' und verzichtet darauf. Die Leute im Gremium des Weltverbands haben sich sicherlich auch die entsprechenden Gedanken gemacht. An Bob Hannings Stelle hätte ich auch nicht gesagt: 'Nein danke, aber das nehmen wir nicht an.'

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