Es war das breite Grinsen, das sie verriet. "Die Meisterschaft ist noch lange nicht entschieden", sagte Nationalspieler Dominik Klein nach dem beeindruckenden 32:27-Erfolg des THW Kiel im Nordderby bei der SG Flensburg-Handewitt. Klein und seine Mitspieler gaben sich zwar alle Mühe, vor den zahlreichen Journalisten die Euphorie zu dämpfen - doch es gelang ihnen nicht.
Zu beeindruckend war die Leistung des Rekordmeisters in Flensburg, zu übermächtig thronen die Zebras mit nunmehr 15 Siegen aus 15 Spielen über dem Rest der Liga. Durch die gleichzeitige Pleite des Titelverteidigers HSV Hamburg beim TuS N-Lübbecke gerät die Handball-Bundesliga bereits vor dem Liga-Gipfel am Sonntag zur One-Team-Show.
THW Kiel unstoppable
Der THW Kiel scheint in diesem Jahr nicht zu stoppen - das zeigte auch die Partie bei der SG Flensburg-Handewitt. Geradezu lässig, wie die Gäste auf den schnellen 0:3-Rückstand reagierten: Als die Campushalle zum Tollhaus zu werden drohte, machte Kiel kurzerhand ernst, traf binnen dreieinhalb Minuten fünf Mal in Folge und gab die Führung bis zum Schlusspfiff nicht mehr her. "Wir hatten nie das Gefühl, das Spiel aus der Hand zu geben. Immer wenn Flensburg zwei Treffer gemacht hat, haben wir Gas gegeben", sagte Filip Jicha, der mit seinen zwölf Treffern maßgeblichen Anteil am Kieler Erfolg hatte.
Der tschechische Nationalspieler war es auch, der den THW aus der Bredouille brachte, als es in der zweiten Halbzeit noch einmal eng wurde. Beim Stand von 16:15 hämmerte Jicha den Ball trotz Kieler Unterzahl zwei Mal in die Flensburger Maschen und sorgte damit für die Vorentscheidung.
"Wir müssen die Euphorie bremsen"
Von einer vorzeitigen Entscheidung in Sachen Meisterschaft wollte Jicha nach seiner Gala-Vorstellung aber nichts wissen: "Wir müssen die Euphorie bremsen. Das sind nur zwei Punkte", sagte Jicha und fügte mit Blick auf den Bundesliga-Gipfel gegen den HSV Hamburg hinzu: "Wir spielen zu Hause, da sind wir in der Pflicht".
Beim HSV ist nach der ebenso bitteren wie sensationellen 31:32-Pleite in Lübbecke Ernüchterung eingetreten. Bei der Analyse der dritten Saisonniederlage nahmen die Spieler kein Blatt vor den Mund. "Das war Scheiße. Der Gegner war nicht zu stark. Wir waren einfach zu schlecht", sagte Rechtsaußen Hans Lindberg.
Titelverteidigung nicht mehr aus eigener Kraft möglich
Die erste Niederlage nach 19 Pflichtspielsiegen hat für den amtierenden Meister weitreichende Folgen. Aus eigener Kraft können die Hamburger den Titel nun nicht mehr erfolgreich verteidigen. "Jetzt wird es für uns sehr schwer", sagte HSV-Trainer Per Carlen konsterniert. Verliert der HSV in Kiel, gerät sogar der zweite Platz in Gefahr. Die Füchse Berlin haben als neuer Zweiter schon jetzt einen Punkt mehr auf ihrem Konto als die Hamburger.
Für Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes ist die Sache klar. "Ich bin mir sicher, dass der THW Meister wird", sagte Vranjes: "Ich sehe in der Bundesliga keine Mannschaft, die Kiel in dieser Form schlagen kann."Alfred Gislason vernahm die Aussage seines Kollegen mit Wohlwollen. Der THW-Trainer weiß vor dem Heimspiel gegen den HSV um die herausragende Form seines Teams. "Wir haben einen Lauf, der auch von Hamburg nur schwer zu stoppen sein wird", diktierte Gislasson in die Notizblöcke der Journalisten. Er grinste.
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