Der Rechtsanwalt der Rhein-Neckar Löwen berichtete am zwölften Prozesstag von einer Parallelwelt, in der Bestechung von Schiedsrichtern an der Tagesordnung sein soll.
"Es scheint im internationalen Handball ein etabliertes System zu geben, in dem Unparteiische bei Europacup-Spielen bestochen werden", sagte Wiegert. Es ginge nur darum, welche Mannschaft geschickter im Umgang mit den Schiedsrichtern sei. In der Bundesliga sei dies allerdings wohl nicht der Fall, so Wiegert.
Der 51 Jahre alte Zeuge stützt seine Aussagen auf ein Treffen im Hause Serdarusic, bei dem angeblich Beweise für die Manipulation der Champions League 2007 gezeigt worden sind.
Wiegert weist Vorwürfe zurück
Wiegert, der neben dem Gesellschafter der Löwen, Jesper Nielsen, und Löwen-Manager Thorsten Storm bei dem Treffen im Hause der Eheleute Serdarusic dabei war, bestätigte, entsprechende Beweise in den Händen gehalten zu haben. Ob er die Belege für authentisch gehalten hatte, ließ er offen. Die Inhalte hätten ihn nicht interessiert.
Den Vorwurf der Verteidigung, die Löwen hätten die angebliche Manipulation nur erfunden, um die Ablöse für zwei Kieler Spieler zu drücken, wies Wiegert zurück. "Darüber wurde niemals gesprochen", sagte der Anwalt.
In dem Marathon-Prozess geht es um das Finalrückspiel der Handball-Champions-League 2007 zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt.
CL-Finale 2007 manipuliert?
Kiels Ex-Manager Schwenker und Ex-Trainer Serdarusic wird vorgeworfen, die beiden polnischen Schiedsrichter über einen kroatischen Mittelsmann bestochen und so den Titel gekauft zu haben. Schwenker, Serdarusic und die beiden Referees bestreiten die Vorwürfe.
Weiter geht es am Donnerstag kommender Woche. Dann tritt Georg Wegner, ehemaliger Gesellschafter des THW Kiel, in den Zeugenstand.
Die Kammer rechnet unterdessen mit einem baldigen Ende des Prozesses. Sie hält es für möglich, dass bereits im Januar 2012 die Plädoyers gehalten werden.