SPOX: Herr Groetzki, Sie haben im Mai Ihr Abitur bestanden. Sind Sie zufrieden?
Patrick Groetzki: (zögert) Ja. Es hätte besser sein können, aber ich hatte mir eine Zwei vor dem Komma als Ziel gesetzt. Und das habe ich geschafft.
SPOX: Dann steht ja einem Studium nichts mehr im Weg. Ihre Karriere fängt gerade erst an, aber haben Sie jetzt schon eine Vorstellung, was nach der aktiven Handballkarriere kommen könnte?
Groetzki: Im Moment leiste ich erstmal meinen Zivildienst am Olympiastützpunkt in Heidelberg. Ab Oktober nächsten Jahres will ich dann auf jeden Fall ein Studium anfangen. Wahrscheinlich erst einmal ein Fernstudium, anders ist es zeitlich nicht möglich. Es wird in die BWL-Richtung gehen.
SPOX: Sehen wir Sie dann also womöglich irgendwann als Sportmanager in der Bundesliga?
Groetzki: Lust hätte ich schon. Aber ich möchte eigentlich etwas machen, das nichts mit Sport zu tun hat. Eine andere Richtung, vielleicht etwas mit Sprachen.
SPOX: Die Doppelbelastung mit Schule oder Studium und Handball ist sicher sehr hoch. Kommen Sie jetzt etwas zur Ruhe?
Groetzki: In den letzten Jahren war Schule immer mit dabei. Deshalb waren auch die Spiele und Trainingseinheiten immer stressig. Früher habe ich so gut wie nie vormittags trainiert, jetzt schaffe ich das. Gerade in Phasen mit vielen Auswärtsspielen bin ich ein bisschen entspannter und freier im Kopf. Den Gedanken ans Lernen oder Nachholen gibt es nicht mehr. Das ist schon ein gutes Gefühl.
SPOX: Wie sieht es mit Ihrer Freizeit aus? Für Privates bleibt da wahrscheinlich nicht viel Zeit.
Groetzki: Ich versuche, meine freie Zeit mit meiner Freundin und Freunden zu verbringen. Ich bin ja ziemlich viel unterwegs. Und da kann ich einfach am besten abschalten. Manchmal tut es ganz gut, den Kopf ein bisschen vom Handball freizubekommen.
SPOX: Haben Sie denn - außer dem Handball - noch andere sportliche Interessen?
Groetzki: Ich bin ziemlich fußballinteressiert. Da ich nur fünf Minuten vom Wildparkstadion in Karlsruhe entfernt wohne, gehe ich mit meinen Kumpels öfter mal zum KSC. Freunde von mir spielen dort. Und bei Hoffenheim waren wir auch schon ein paar Mal.
SPOX: Apropos sportinteressiert: Ihre Schwester spielt auch aktiv Handball. Die Groetzkis sind also eine richtige Handballfamilie.
Groetzki: Das stimmt. Meine Eltern haben beide Handball gespielt, meine Großeltern auch. Das liegt bei uns in der Familie. Meine Schwester besucht ein Handball-Internat in Trier. Wenn wir dann beide mal zu Hause sind, geht es schon viel um Handball. Aber wie ich schon sagte, es ist schön, auch mal über etwas anderes zu sprechen. Handball kann man nicht immer gebrauchen.
SPOX: Wir wollen aber jetzt doch ein bisschen über Handball sprechen. Die Rhein-Neckar-Löwen sind ja momentan sehr erfolgreich. Dritter in der Bundesliga, im Pokal-Achtelfinale und Gruppenerster in der Champions League.
Groetzki: Momentan ist alles sehr gut. Der Punktverlust in der Champions League hätte nicht sein müssen, dass wir da den Punkt abgegeben haben, war dumm. Ansonsten läuft im Prinzip alles nach Plan. Wir sind ein bisschen schwer gestartet, aber mittlerweile haben wir uns ganz gut gefunden.
SPOX: Und wie sieht es mit Ihrer persönlichen Form aus?
Groetzki: Ich bin im Moment nicht konstant genug. Es sind immer ein paar gute Spiele dabei, dann aber auch wieder ein paar schlechte. Es sind noch nicht alle Spiele so, wie ich mir das vorstelle. Da gibt es auf jeden Fall noch Steigerungspotenzial.
SPOX: Gibt es neben dieser fehlenden Konstanz noch andere Schwächen bei Patrick Groetzki?
Groetzki: Im körperlichen Bereich muss ich auf jeden Fall noch zulegen. In der Bundesliga herrscht eine ziemlich harte Gangart, da kann das eine oder andere Kilo mehr sicher nicht schaden. Manchmal will ich auch zu viel, wenn es mal nicht so gut läuft. Ich will immer alles gleich besser machen, alles sofort verbessern - da muss ich noch geduldiger werden.
SPOX: Sie selbst konnten sich in Ihrem Verein durchsetzen. Viele Nachwuchsspieler haben in Deutschland damit Probleme. Können Sie Ihnen Tipps geben?
Groetzki: Ich bekomme bei den Löwen meine Chance und bin zur Zeit der einzige Mann auf meiner Position. Als junger Spieler hat man selten das Glück, von Anfang an auf einem Niveau mit den etablierten Kollegen zu stehen. Da muss man einfach den einen oder anderen Schritt mehr machen, vielleicht auch mal nach dem Training in der Halle bleiben. Das ist als junger Spieler sehr wichtig und hat mir extrem gut getan.
SPOX: Sie sind Junioren-Weltmeister und kamen auch schon bei Heiner Brand im Nationalteam zum Einsatz. Momentan stehen Sie auf der Abrufliste für den gerade laufenden Supercup. Wie dicht sind Sie an der DHB-Auswahl dran?
Groetzki: Ich mache mir da nicht so viele Gedanken. Den Supercup schaue ich mir gemütlich im Fernsehen an. Ich bin erst 20 und die anderen Spieler sind wesentlich älter. Ich muss jetzt erst einmal in der Liga meine Leistung bringen, dann kommt so etwas ganz von alleine.
SPOX: Aber die EM in Österreich Anfang 2010 muss doch ein Ziel sein, oder?
Groetzki: Darüber mache ich mir jetzt noch keinen Kopf. Das kommt, wenn die Leistung stimmt. Wenn es früher passiert, ist es natürlich schön, ich will ja nicht ewig darauf warten.
SPOX: Bei einer EM kann man sich auch für europäische Topklubs empfehlen. Gibt es eigentlich einen Traumverein, bei dem Sie später einmal spielen möchten? Und ein Vorbild, dem Sie nacheifern?
Groetzki: Ich habe noch einen Vertrag bei den Löwen bis 2011. Hier habe ich eine gute Perspektive. Aber ich möchte auf jeden Fall in meiner Karriere einmal ins Ausland gehen, andere Kulturen und Sprachen kennenlernen. Spanien wäre meine erste Wahl. Ein Vorbild gibt es nicht, man sollte seinen eigenen Stil haben und niemanden nachahmen. Ideal ist es, sich von vielen Spielern das Beste abzuschauen.
SPOX: Sie wirken sehr erwachsen. Haben Sie sich durch die Erfolge verändert?
Groetzki: Die ein oder andere Ehrung ist sicher schön, aber ich denke nicht, dass sich für mich irgendetwas ändern muss. Ich bin so ganz zufrieden. Durch Erfolg wird man kein anderer Mensch.
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