Bernhard Langer blickte versonnen über das 18. Grün. Vor den Toren Münchens endet für einen der größten Sportler Deutschlands ein großer Teil seiner beeindruckenden Karriere - und das mit reichlich Emotionen. "Ich kann mir vorstellen, dass die ein oder andere Träne laufen wird", sagte der 66-Jährige berührt.
Die 35. BMW-Open von Donnerstag bis Sonntag in Eichenried steht ganz im Zeichen der Golf-Ikone. "Servus Bernhard" lautet das Motto bei dessen letztem Auftritt auf der DP World Tour und vor seinen deutschen Fans. Es sei "etwas ganz Besonderes, in der Heimat meinen Abschied geben zu dürfen", betonte er entsprechend - noch dazu in einem Flight mit Marcel Siem und Martin Kaymer. Darauf, so Langer, "freue ich mich sehr".
Für den erfolgreichsten deutschen Golfer ist es ein Abschied auf Raten. "Ich trete ja nicht zurück, ich verabschiede mich nur von der European Tour", stellte Langer klar. Es mache ihm nach wie vor "viel Spaß. Ich kann mir vorstellen, das noch ein paar Jahre zu machen und ein paar Turniere auf der Senior Tour zu gewinnen."
Dort war er auch am Wochenende bei der US Senior Open in Rhode Island am Start gewesen. Wegen des schlechten Wetters war das Turnier jedoch bis Montag verlängert worden, weshalb Langer erst am Dienstagmorgen reichlich übermüdet in München ankam. Aber egal. Er werde sich, so Langer gelassen, schon umstellen.
Für Langer ist es der erste Start in Eichenried seit 2012. Er prägte das Turnier über Jahre, konnte aber nie gewinnen. Der bisher einzige deutsche Erfolg war Kaymer 2008 gelungen.
Ein Sieg nun zum Abschied ist für Langer unrealistisch. Er hoffe, "dass ich den Cut schaffe". Bei der "normalen Tour werde ich nichts mehr gewinnen, weil meine Schläge werden immer kürzer, die Plätze immer länger", scherzte er.
In früheren Jahren reichte sein Repertoire aber oft genug zu den ganz großen Triumphen, vor allem seine beiden Masters-Siege 1985 und 1993 stechen heraus. Dennoch gebe es "nicht eine schönste Erinnerung. Es gibt viele tolle Erinnerungen mit 125 Siegen", sagte Langer mit Blick auf seine überragende Karriere.
Der Weltranglistenerste von 1986 gewann sechsmal den Ryder Cup, 2004 sogar als Captain. Das sei "eine Sensation gewesen, davon kann man nicht träumen", erzählte er am Dienstag. Dazu kommen 42 Siege bei bislang 451 Starts auf der DP World Tour. Auf der PGA Senioren-Tour holte er 46 Turniererfolge.
Aktuell ist er nach einem Achillessehnenriss, den er im Februar erlitt, noch etwas gehandicapt. Seinen geplanten Abschied beim Masters in Augusta hatte er wegen der Verletzung absagen müssen, nun will er 2025 zum 41. und letzten Mal an der Magnolia Lane abschlagen.
Ob er sich in Deutschland bei all den Erfolgen entsprechend gewürdigt sah? Es habe, so Langer, "schon Jahre gegeben, wo man sich gewundert hat, warum nicht mehr berichtet wurde. Man musste schon was ganz Besonderes leisten. Fußball steht in Deutschland über allem."