Anthony Modeste blinzelte in die Sonne, schrieb ein paar Autogramme, lächelte in die Kameras - und dann durfte er endlich das tun, worauf er seit drei Monaten gewartet hatte. Am Donnerstagnachmittag bestieg der Franzose den Mannschaftsbus des 1. FC Köln, das lange Warten auf die Spielgenehmigung für den Rückkehrer hat doch noch ein glückliches Ende genommen.
Schon beim wichtigen Spiel am Freitagabend bei Verfolger SC Paderborn 07 steht Modeste im Kader des Aufstiegsfavoriten - und veredelt damit die ohnehin luxuriöse Offensive des Teams von Markus Anfang.
"Tony darf endlich wieder Fußball spielen. Das ist das Wichtigste", sagte FC-Geschäftsführer Armin Veh, "und wir sind natürlich froh darüber, dass wir seine Qualitäten in Zukunft nicht nur im Training sehen können, sondern dass er uns auch für die Spiele zur Verfügung steht."
Modeste: Der teuerste Verkauf der Vereinsgeschichte
Seit der Verpflichtung des Franzosen im November drohte der Deal zur peinlichen Posse zu werden, stattdessen darf sich der FC nun doch über einen echten Transfercoup freuen.
2017 hatte Modeste die Kölner mit 25 Saisontoren zurück in den Europacup geführt, wenige Wochen später wurde er zum teuersten Verkauf der Vereinsgeschichte: Rund 30 Millionen Euro spülte sein Wechsel nach China in die Klubkasse.
Es folgte der wohl bitterste Absturz, von der Europa League ging es in die Zweitklassigkeit, doch hier sind die Kölner spätestens jetzt ziemlich erstklassig aufgestellt. Der treffsicherste Angriff der Liga mit Simon Terodde (23 Treffer) und Jhon Cordoba (10 Tore) wird nun verstärkt durch Modeste, der in bislang 73 Pflichtspielen insgesamt 45 Tore für den FC erzielte. Seine 25 Treffer in der Spielzeit 2016/2017 waren der beste Wert eines Kölner Stürmers seit mehr als 30 Jahren.
Tianjin: Streit um Gehalts- und Prämienzahlungen hält an
Vorausgegangen war ein monatelanges Gezerre. Modeste hatte in China aufgrund ausstehender Gehalts- und Prämienzahlungen gekündigt, eine Klausel in seinem Vertrag erlaubte dies wohl - die Chinesen sahen das aber anders und sperrten sich lange. Modeste durfte in dieser Phase nur trainieren, nicht mal in Testspielen konnte der 30-Jährige mitwirken und wirkte zunehmend frustriert.
Nun erteilte der chinesische Verband CFA mit Zustimmung seines Ex-Klubs Tianjin Tianhai aber doch noch die sofortige Freigabe. Darüber informierte der Weltverband FIFA die Kölner. Der Streit zwischen Modeste und seinem Ex-Klub um ausstehende Gehaltsforderungen ist indes nicht beigelegt, er könnte bald sogar vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS ausgetragen werden. Der FC ist an diesem Verfahren allerdings nicht beteiligt.
Ob der Sinneswandel der Chinesen mit Blick auf die Freigabe einzig angesichts der eindeutigen Vertragslage zustande kam, ist nicht bekannt. Einiges spricht aber dafür, dass keine Zahlungen flossen und der Rekordverkauf tatsächlich zum Nulltarif zurück ans Geißbockheim kommt. "Das wäre kein schlechtes Geschäft", hatte Geschäftsführer Veh lange vor Einfädeln des Deals im Spätsommer gesagt. Und dabei herzhaft gelacht.