Nur das Ja-Wort von Veh fehlte

SID
Hoch soll er leben: Armin Veh führte die Eintracht zurück in die Bundesliga
© Getty

Als das millionenschwere Malheur behoben und der letzte Schritt zum Projekt Wiederaufstieg gemacht war, fielen sich Armin Veh und Vorstandsboss Heribert Bruchhagen in die Arme. Es herrschte grenzenlose Erleichterung bei den Machern von Eintracht Frankfurt. Doch bei aller Freude und Glückseligkeit, zu einem Ja-Wort für eine Vertragsverlängerung konnte sich der gefeierte Aufstiegstrainer (noch) nicht durchringen.

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"Ich brauche eine Perspektive. Ich bin keiner, der mit Platz 15 zufrieden ist. Frankfurt hat im Normalfall mehr Möglichkeiten", sagte Veh nach dem 3:0 (1:0) bei Schlusslicht Alemannia Aachen, womit die Bundesliga ihr Gründungsmitglied nach nur einem Jahr Abstinenz wieder zurückbekommt.

Er wolle sich nicht von Emotionen - die "Armin Veh"-Rufe der 5.000 Eintracht-Fans gingen dem Coach sehr nahe - leiten lassen. Wie so oft geht es um das liebe Geld. Nicht für Vehs persönliches Konto ("Das brauche ich nicht mehr"), sondern für die qualitative Aufbesserung der Mannschaft. "Es kann nicht sein, dass bei einem Umsatz von 70 Millionen Euro nur 25 Millionen für die Mannschaft übrig bleiben", ergänzte der frühere Stuttgarter Meistertrainer.

Das liebe Geld

Seit Wochen wird hinter den Kulissen über die finanzielle Ausrichtung des Klubs kontrovers diskutiert. Zuletzt hatte Sportdirektor Bruno Hübner bereits die Fremdfinanzierung von Spielern und Vorgriffe auf zukünftige TV-Gelder angeregt, ist damit aber nicht auf Gegenliebe beim Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen gestoßen.

Der Westfale hatte die Eintracht einst mit seiner konservativen Vereinspolitik vor dem finanziellen Ruin bewahrt und will nun nicht in Risikogeschäfte einsteigen. Allein der Abstieg hat die Frankfurter gut zehn Millionen Euro gekostet.

"Es ist nachvollziehbar, dass der Klub so denkt. Ich weiß doch auch, dass Frankfurt vor acht Jahren pleite war, als Bruchhagen das übernommen hat. Wir zahlen ja heute noch den Kredit ab", ergänzte der Trainer und will die Meinungsverschiedenheiten nicht überbewerten. Es sei doch normal, dass es auch mal rappelt. In vielen Dingen gebe es aber mit Bruchhagen eine Übereinstimmung.

Verhandlungen am Donnerstag

Am Donnerstag wollen sich Veh und der Klub bezüglich einer möglichen Vertragsverlängerung zusammensetzen. Es dürften spannende Gespräche werden. "Ich gehe davon aus, dass er sich für die Eintracht erklärt", sagte Bruchhagen, und auch Hübner geht fest von einem Bleiben des Trainers aus. Man werde ihm eine Perspektive aufzeigen.

"Wir haben Spieler im Kopf, die eine gewisse Qualität haben", betonte der Sportdirektor. Als erster Neuzugang für die kommende Saison steht Stefan Aigner von 1860 München fest. Dabei soll es nicht bleiben.

Wenngleich die Frankfurter Aufstiegsmannschaft ihren Job in einem Jahr, in dem sie viel verlieren, aber wenig gewinnen konnte, mit Bravour gemeistert hat. "Wir hatten unheimlichen Druck. Wir waren schon Favorit, als wir noch keine Mannschaft hatten", sagte Veh. Gerade am Anfang habe die teure Mannschaft erst zusammenwachsen müssen.

"Die Mühe hat sich gelohnt. Wir haben viel Geld in die Hand genommen, alles was zur Verfügung stand", betonte Bruchhagen. Sogar das Eigenkapital der Fußball-AG wurde reduziert, um den Kraftakt Aufstieg mit einem entsprechenden Kader stemmen zu können.

Schlüsselspiele in Düsseldorf und Paderborn

Enttäuscht wurde er nicht. Es habe keine Krise in der Saison gegeben, wie der Vorstandsvorsitzende betonte, allenfalls kritische Situationen. Hübner merkte die Spiele in Düsseldorf (1:1) und Paderborn (2:4) an. Das seien die Schlüsselerlebnisse gewesen. "Nach dem Spiel in Düsseldorf ist die Mannschaft zusammengerückt und in Paderborn hat sie gesehen, dass sie so nicht auftreten darf."

Weitaus unspektakulärer ging es in Aachen zu. Zwei Tore von Mohamadou Idrissou (45. und 47.) und ein Eigentor des Aacheners Seyi Olajengbesi (72.) sorgten für frühzeitige Feierstimmung der Eintracht-Fans, die mit dem Abbrennen von bengalischen Feuern wieder unangenehm auffielen. "Das war völlig unnötig und ein Tropfen Wasser im Wein", sagte Bruchhagen.

Armin Veh im Steckbrief

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