Dynamo: Aufstieg mit schwerer Hypothek

SID
Die Freude kannte nach dem Sieg in der Relegation bei den Dresden-Fans keine Grenzen
© Getty

Dynamo Dresden im Glückstaumel: Nach dem 3:1-Sieg beim VfL Osnabrück und dem Aufstieg in die 2. Liga wurden zuerst das Stadion an der Bremer Brücke, dann der Flughafen Klotzsche und schließlich der Dresdner Altmarkt zu gelb-schwarzen Partymeilen umfunktioniert.

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Für Torschütze Cristian Fiel war es "Gehirnfasching", für die Fans des gerade aufgestiegenen Traditionsklubs Dynamo Dresden die wahrscheinlich längste Partynacht der Welt.

Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer hatte den 3:1-Relegationstriumph der Sachsen beim VfL Osnabrück nach knapp 120 Minuten noch nicht einmal mit dem Schlusspfiff besiegelt, da begannen die mitgereisten Anhänger schon den Rasen des Stadions an der Bremer Brücke zu fluten und die Spieler mit ihrer Freude schier zu erdrücken.

Trainer Loose im Mittelpinkt der Ovationen

Und es war nur der Auftakt eines Feiermarathons, der sich am frühen Morgen bei der Ankunft am Flughafen Klotzsche fortsetzte. Am Nachmittag ging die Sause auf dem Dresdner Altmarkt weiter.

"Jetzt erst verstehe ich so richtig, wie wichtig der Aufstieg in die 2. Liga für diese Region ist", sagte Trainer Ralf Loose, der den obligatorischen Bierduschen nicht entgehen konnte und irgendwann auch nicht mehr wollte.

Loose, gerade 40 Tage an der Elbe in Amt und Würden, stand nicht zu Unrecht im Mittelpunkt der Ovationen. Unter seiner Regie startete der Ex-Bundesligist eine Erfolgsserie, die in einem verdienten Sieg bei den nach dem 1:1 in Hinspiel leicht favorisierten Niedersachsen ihren spektakulären Höhepunkt fand.

Ulf Kirsten jubelt mit Ex-Verein

Auch Dresdens Klub-Ikone Ulf Kirsten jubelte mit. "Die Mannschaft von Dynamo hat sich super präsentiert. Der Aufstieg war völlig verdient, weil Dresden in beiden Spielen den besseren Eindruck hinterlassen hat", sagte der einstige Top-Stürmer, dessen Sohn Benjamin für Dynamo das Tor hütet.

"Er hat in beiden Spielen eine gute Leistung gezeigt und war sicherer Rückhalt der Mannschaft", meinte Kirsten senior.

Die Gäste dominierten spielerisch, erzwangen nach der VfL-Führung durch Jan Mauersberger (45.) dank eines Treffers von Fiel (61.) die Verlängerung, in der Dani Schahin (94.) und Robert Koch (119.) für die Entscheidung sorgten. Loose: "Die Mannschaft hat eine wahnsinnige Moral bewiesen, ich bin mächtig stolz auf sie."

Randale der Dresden-Fans

Weit weniger stolz kann man bei Dynamo auf die eigene Anhängerschaft sein, die in Osnabrück einen höchst unerfreulichen Vorgeschmack darauf gab, was auf Liga zwei zukommen wird.

Bengalisches Feuerwerk, das eigene mitgebrachte Transparente und Fahnen abfackelte, Attacken mit Laserpointern auf Polizeibeamte, Sachbeschädigungen im Stadion und eine politisch äußerst zweifelhafte Attitüde - eine hochbrisante Mischung, die Dresden in Zukunft noch viel Geld und noch mehr Sympathien kosten könnte.

Im Taumel der Begeisterung redete Loose diese Problematik jedoch klein. "Der Verein tut sehr viel, um diese Dinge zu ordnen. Eigentlich ist es hier doch ganz glimpflich über die Bühne gegangen", äußerte der 48-Jährige.

Mittelfeldspieler Fiel mahnte sanft: "Die Fans müssen sich ein bisschen im Zaum halten." Klappte diesmal noch nicht, die Osnabrücker Polizei verzeichnete 14 vorläufige Festnahmen, die zum Teil aber auch auf das Konto von VfL-Fans gingen, die vergeblich versucht hatten, den VIP-Raum zu stürmen.

Finanzielle Sorgen haben sich verringert

Die finanziellen Sorgen in Dresden haben sich durch den Aufstieg messbar verringert. Bei einem Verbleib in der 3. Liga hätte Dynamo Bürgschaften in Höhe von 2,045 Millionen Euro nachweisen müssen, nun liegt diese Summe bei 830.000 Euro.

Und die ist schon fast gedeckt, denn zu Sponsorenzusagen von 600.000 Euro kommen 105.000 Euro, die auf dem Treuhandkonto einer vom Verein initiierten Fan-Bürgschaft liegen. In den kommenden fünf Tagen hofft man auf weitere Eingänge.

Für den bekennenden Dynamo-Dresden-Sympathiesanten Reiner Calmund eine einzigartige Initiative "Hier wird das Motto 'nicht quatschen, sondern machen' vorbildlich umgesetzt. Ich würde mich freuen, wenn dieses wunderbare Projekt auf der Ziellinie noch von vielen weiteren Anhängern unterstützt wird", erklärte der frühere Manager und Geschäftsführer von Bayer Leverkusen.

NOFV freut sich auf die kommende 2.Liga-Saison

Jubel löste der Aufstieg auch bei den Verantwortlichen des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) aus. "Vor acht Wochen hatten alle Dresden noch abgeschrieben, doch jetzt sind sie aufgestiegen. Sie haben nie aufgesteckt", sagte Rainer Milkoreit.

Der NOFV-Präsident Rainer Milkoreit meinte mit Blick auf die 2. Liga, in der jetzt fünf Vereine aus dem Osten spielen: "Der Osten darf sich auf ein tolles Jahr freuen."

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