WM

Costa Rica - Deutschland 2:4: Irrer Thriller! DFB-Team verpasst WM-Achtelfinale trotz Sieg

dfb
© getty

Was für ein Thriller! Nach einem hochspannenden Fußball-Abend ist Deutschland bei der WM in Katar wie schon vor vier Jahren in Russland bereits in der Gruppenphase gescheitert. Ein 4:2 (1:0) gegen Costa Rica reichte der Mannschaft von Trainer Hansi Flick nicht, weil Japan im Parallelspiel gegen Spanien gewann.

Cookie-Einstellungen
  • Serge Gnabry brachte Deutschland in der 10. Minute in Führung. Nach der Pause drehten Yeltsin Tejeda (58.) und Manuel Neuer mit einem Eigentor (70.) das Spiel, ehe die eingewechselten Kai Havertz (75. und 85.) und Niclas Füllkrug (89.) auf 4:2 stellten.
  • Auch im dritten Gruppenspiel baute Flick seine Startelf um: Leroy Sané ersetzte Thilo Kehrer, was einige Verschiebungen auslöste. Joshua Kimmich rückte nominell auf seine einst angestammte Rechtsverteidigerposition, Ilkay Gündogan auf die Sechs neben Leon Goretzka, Jamal Musiala auf die Zehn, Gnabry auf den linken Flügel und Sané begann auf rechts. Damit standen alle sieben Kader-Mitglieder vom FC Bayern München in der Startelf.
  • Manuel Neuer absolvierte sein 19. WM-Spiel. Damit ist der deutsche Keeper nun alleiniger Rekordhalter vor seinem Landsmann Sepp Maier und dem Brasilianer Claudio Taffarel (beide 18).
  • Thomas Müller deutete kurz nach dem Spiel seinen Rücktritt an. Hier geht's zur News.
  • Hansi Flick sprach anschließend über seine Zukunft. Hier geht's zur News.
  • Kai Havertz fand deutliche Worte am ARD-Mikrofon. Man müsse sich an "die eigene Nase packen. Mit so einer Qualität darf es uns nicht passieren, gegen Japan zu verlieren", sagte er und legte nach: "Zweitklassig ist der deutsche Fußball nicht. Dass die Jungs nach dem WM-Titel 2014 als Turniermannschaft gefeiert wurden, war ja klar. Jetzt fliegen wir zweimal in der Gruppenphase raus, da ist es klar, dass wir keine Turniermannschaft sind. Wir hatten eine super Mannschaft, ein super Team hinter dem Team." Man habe "alles gegeben, doch leider hat es nicht gereicht". Weitere Stimmen gibt es hier.
  • Joshua Kimmich war nach dem Spiel am Boden zerstört. Hier geht's zur News.
  • Neben einem Bayern-Star enttäuschte vor allem die Defensive - zu den Noten der deutschen Spieler geht es hier entlang.

Costa Rica - Deutschland: Die Analyse

Deutschlands 4-2-3-1-System existierte nur auf dem Papier beziehungsweise bei gegnerischem Ballbesitz, was kaum vorkam. Hatte das DFB-Team den Ball, positionierte sich Linksverteidiger David Raum extrem hoch und Rechtsverteidiger Joshua Kimmich mittig. Ilkay Gündogan gab den Ballverteiler zwischen den beiden Innenverteidigern.

Die extrem mutige Spielweise führte gegen in einem 5-4-1-System tiefstehende Costa Ricaner von Beginn an zu totaler Dominanz. Deutschland erarbeitete sich Chancen im Minutentakt, ehe Serge Gnabry in der 10. Minute die hochverdiente Führung erzielte. Wie so viele gefährliche Aktionen Deutschlands resultierte das Tor aus einer Flanke, in diesem Fall von Raum.

Statt ausgiebig zu jubeln, eilten die deutschen Spieler Richtung Mittelkreis. Die Devise war klar: 8:0, damit das Weiterkommen aus eigener Kraft gesichert wird. Nach der Führung blieb Deutschland zwar weiterhin dominant, die unerbittliche Zielstrebigkeit der Anfangsphase flachte jedoch ab und gleichzeitig wurde Costa Rica auf niedrigem Niveau etwas aktiver.

So gelang den Außenseitern in der 43. Minute beinahe tatsächlich der Ausgleich: Raum und Antonio Rüdiger patzten übel, Keysher Fuller scheiterte aber freistehend an einem stark reagierenden Manuel Neuer. Es war Costa Ricas einziger Torschuss der ersten Halbzeit, Deutschland verzeichnete zwölf und 71 Prozent Ballbesitz.

Zur Pause verstärkte Flick die Defensive: Lukas Klostermann ersetzte Leon Goretzka (muskuläre Probleme), Kimmich kehrte ins zentrale Mittelfeld zurück. Für mehr Sicherheit sorgte die Maßnahme jedoch nicht, gleichzeitig sickerte der japanische Doppelpack im Parallelspiel durch. Flick reagierte abermals: Mittelstürmer Niclas Füllkrug ersetzte Gündogan.

Es folgte eine irre Schlussphase: Zunächst erzielte Yeltsin Tejeda den Ausgleich für Costa Rica, was zu einem deutschen Sturmlauf samt zweier Aluminiumtreffen von Jamal Musiala führte. Ins Tor traf aber nur Manuel Neuer und zwar ins eigene. Der deutsche Druck wurde dadurch nur noch größer, die eingewechselten Kai Havertz und Niclas Füllkrug drehten das Spiel verdientermaßen neuerlich.

Costa Rica - Deutschland: Die Aufstellungen

Costa Rica: K. Navas/Paris Saint-Germain (35 Jahre/109 Länderspiele/0 Tore) - K. Fuller/CS Herediano (25/32/3) ab 74. Bennette/AFC Sunderland (18/10/2), O. Duarte/Al-Wehda (33/73/4), K. Waston/Deportivo Saprissa (34/65/9), J. Vargas/Millonarios FC (27/13/1), C. Borges/LD Alajuelense (34/155/25) - Y. Tejeda/CS Herediano (30/74/1) ab 90.+3 R. Wilson/AD Municipal Grecia (20/4/0), B. Oviedo/Real Salt Lake (32/78/2) ab 90.+3 Contreras/CS Herediano (22/11/2) - B. Aguilera/AD Guanacasteca (19/8/0), ab. 46. Y. Salas/Deportivo Saprissa (26/6/0), J. Campbell/Club Leon (30/112/23) - Johan Venegas/LD Alajuelense (34/81/11) ab 74. Matarrita/FC Cincinnatti (28/53/3). - Trainer: Suarez

Deutschland: Neuer/Bayern München (36 Jahre/117 Länderspiele/0 Tore) - Kimmich/Bayern München (27/74/5), Süle/Borussia Dortmund (27/45/1) ab 90.+4 Ginter/SC Freiburg (28/48/2), Rüdiger/Real Madrid (29/57/2), Raum/RB Leipzig (24/15/0) ab 67. Minute Götze (Eintracht Frankfurt/30/65/17) - Gündogan/Manchester City (32/66/17) ab 55. Füllkrug/Werder Bremen (29/4/2) - Sane/Bayern München (26/50/11), Goretzka/Bayern München (27/48/14) ab. 46. Klostermann/RB Leipzig (26/21/0), Musiala/Bayern München (19/20/1), Gnabry/Bayern München (27/39/21) - Müller/Bayern München (33/121/44) ab 66. Minute Havertz/FC Chelsea (23/33/10). - Trainer: Flick

Costa Rica - Deutschland: Die Daten zum Spiel

Tore: 0:1 Gnabry (10.), 1:1 Tejeda (58.), 2:1 Neuer (70., ET), 2:2 Havertz (75.), 2:3 Havertz (85.), 2:4 Füllkrug (89.)

Der Star des Spiels: Serge Gnabry (Deutschland)

Gnabry köpfte in der 10. Minute zur wichtigen Führung. War auch danach ein absoluter Aktivposten und hätte sogar noch ein zweites Tor nachlegen können. Auch im wilden zweiten Durchgang mit vielen guten Aktionen, etwa dem Assist zu Havertz' 3:2.

Der Flop des Spiels: Brandon Aguilera (Costa Rica)

Brandon Aguilera war im linken Mittelfeld von Costa Rica kein Faktor und wurde zur Halbzeit ausgewechselt.

Die Schiedsrichterin: Stephanie Frappart (Frankreich)

Erstmals in der WM-Geschichte leitete ein ausschließlich aus Frauen bestehendes Schiedsrichtergespann ein Spiel. Stephanie Frappart und ihr Team machten es meist gut und ließen sich nichts zuschulden kommen. Zurecht ließ sie Niclas Füllkrugs 4:2 gelten, nachdem es zunächst wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht gegeben worden war. Nur bei einer Eckball-Entscheidung griffen sie daneben, als Torhüter Keylor Navas den Ball hinter der Linie klärte.

Artikel und Videos zum Thema