Unmittelbar vor dem Anpfiff im Khalifa International Stadium von Ar-Rayyan stellte sich die deutsche Startelf zum Teamfoto auf - alle hielten sich dabei demonstrativ den Mund zu. Im Weltbild war die Aktion nur von der Seite zu sehen.
Der DFB veröffentlichte dazu auf seinen Kanälen in den sozialen Medien das entsprechende Bild mit der Aufschrift "Auch ohne Binde. Unsere Haltung steht."
Dazu schrieb der Verband: "Wir wollten mit unserer Kapitänsbinde ein Zeichen setzen für Werte, die wir in der Nationalmannschaft leben: Vielfalt und gegenseitiger Respekt. Gemeinsam mit anderen Nationen laut sein. Es geht dabei nicht um eine politische Botschaft: Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Das sollte selbstverständlich sein. Ist es aber leider immer noch nicht. Deshalb ist uns diese Botschaft so wichtig. Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten. Unsere Haltung steht."
Und bei diesen Signalen gegen das "Mund verbieten" durch die FIFA soll es nicht bleiben - auch weil der stille Protest vor dem Japan-Spiel nicht im Weltbild zu sehen war. DFB-Präsident Bernd Neuendorf kündigte Beratungen über "weitere Maßnahmen" an.
"Wir wollen uns natürlich unsere Stimme nicht verbieten lassen", erklärte Mittelfeldspieler Joshua Kimmich nach der bitteren Auftaktniederlage. Die Entscheidung für diese Fotogeste war von sieben Spielern getroffen worden. Sie wird, das teilte die Disziplinar-Kommission der FIFA am Mittwochabend nach einer Beratung mit, keine Folgen für die Mannschaft haben.
DFB-Team: Mund-zu-Geste bei Mannschaftsfoto nach Verbot von One-Love-Kapitänsbinde
Vorausgegangen war eine tagelange Diskussion um die One-Love-Binde - diese trug Bundesinnenministerin Nancy Faeser demonstrativ auf der Tribüne. Die FIFA hatte den europäischen Nationen, deren Kapitäne die bunte Armbinde tragen wollten, mit Sanktionen gedroht. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), Bundestrainer Hansi Flick und die Politik reagierten empört.
Zudem sind die DFB-Spieler mit weißen Jacken, an deren Ärmeln dünne Streifen in den bunten Regenbogen-Farben angebracht waren, ins Stadion und auf das Spielfeld eingelaufen. Die von adidas ausgerüsteten Spieler hatten zudem Streifen in Regenbogen-Farben vorne auf ihren Schuhen.
Adidas-Sprecher Oliver Brüggen sagte auf Nachfrage von SPOX und GOAL zur Gestaltung der Aufwärmjacken und Schuhe: "Die kräftigen und leuchtenden Farben der Streifen des deutschen Aufwärmtrikots sind an die Farbgebung des aktuellen WM-Spielballs adidas "Al Rihla" angelehnt. Auch unsere aktuellen "Al Rihla" Fußballschuh-Modelle spiegeln mit denselben Farbelementen die Geschwindigkeit des modernen Fußballspiels wider."
Vor dem Spiel wurde zudem Manuel Neuers Kapitänsbinde der FIFA vom Schiedsrichtergespann genau unter die Lupe genommen, wie Bilder kurz vor dem Anpfiff belegen.
Zumindest auf der Tribüne war die One-Love-Binde zu sehen. Die deutsche Innenministerin, die im Stadion vor Ort das DFB-Team unterstütze, trug diese und nahm dabei neben DFB-Präsident Bernd Neuendorf und FIFA-Präsident Gianni Infantino Platz.
Schon am Vortag des Auftaktspiels hatte der DFB angekündigt wegen des Verbots der One-Love-Kapitänsbinde rechtliche Schritte beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) einzulegen. "Die FIFA hat uns ein Zeichen für Diversität und Menschenrechte verboten. Sie hat dies mit massiven Androhungen sportlicher Sanktionen verbunden, ohne diese zu konkretisieren. Der DFB prüft, ob dieses Vorgehen der FIFA rechtmäßig war", sagte DFB-Sprecher Steffen Simon der Bild.
Als Reaktion auf das Verbot hatte am Dienstag mit Rewe ein erster großer Sponsor die Zusammenarbeit mit dem DFB beendet. Hier gibt es weitere Informationen dazu.
WM 2022: Der Spielplan der Gruppe E
Datum | Begegnung | Anpfiff |
23. November | Deutschland vs. Japan | 14.00 Uhr |
23. November | Spanien vs. Costa Rica | 17.00 Uhr |
27. November | Japan vs. Costa Rica | 11.00 Uhr |
27. November | Spanien vs. Deutschland | 20.00 Uhr |
01. Dezember | Costa Rica vs. Deutschland | 20.00 Uhr |
01. Dezember | Japan vs. Spanien | 20.00 Uhr |