WM

Frankreich nach dem WM-Titel: Weltmeister – und jetzt die Ära der Unschlagbarkeit?

Frankreich ist nach 1998 zum zweiten Mal Weltmeister geworden.
© getty

Frankreich steht nach dem zweiten WM-Titel vor einer goldenen Zukunft. Die meisten Säulen der Weltmeister-Mannschaft sind noch jung, dazu kommen Talente und Rekonvaleszente. Ist Frankreich frei nach Franz Beckenbauer "auf Jahre hinaus unschlagbar"? Welches Personal wird in vier Jahren versuchen, das in Mode gekommene Vorrundenaus des Titelverteidigers zu verhindern? SPOX macht eine Bestandsaufnahme der WM-Helden und möglicher Ergänzungen.

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Frankreich: Die Situation im Tor

WM-Personal: Hugo Lloris (31, Tottenham Hotspur), Steve Mandanda (33, Olympique Marseille), Alphonse Areola (25, PSG)

Spieler im Blickfeld: Alban Lafont (19, AC Florenz), Paul Bernardoni (21, Olympique Nimes), Bingourou Kamara (21, RC Strasbourg)

Situation:

Hugo Lloris ist endgültig beim Legendenstatus angekommen. Mit 104 Länderspielen ist er Rekordtorhüter und der Franzose mit den sechsmeisten Länderspielen überhaupt, seit 2012 führt er die Equipe Tricolore als Kapitän an und nun war er in Moskau auch der erste, der den WM-Pokal in den Nachthimmel strecken durfte. Lloris krönte damit seine beeindruckende Nationalmannschaftskarriere und eine - abgesehen von dem dicken Bock vor dem 2:4 im Finale gegen Mario Mandzukic - starke WM.

Mit 31 Jahren ist Lloris noch nicht in einem Alter, in dem ein Torhüter seine Karriere beendet. Bei Tottenham hat er noch einen Vertrag bis Sommer 2022. Und auch in der Nationalmannschaft könnte er noch einige Jahre um große Titel mitspielen, um womöglich bei der paneuropäischen EM 2020 die Scharte des verlorenen Finals vor zwei Jahren im eigenen Land auszuwetzen.

PlatzSpielerNationalmannschaftskarriereSpieleTore
1Lilian Thuram1994-20081422
2Thierry Henry1997-201012351
3Marcel Desailly1993-20041163
4Zinedine Zidane1994-200610831
5Patrick Vieira1997-20091076
6Hugo Lloris2008-
1040
7Didier Deschamps1989-20001034
8Laurent Blanc1989-20009716
Bixente Lizarazu1992-2004972
10Sylvain Wiltord1999-20069226

Nachfolger von Hugo Lloris im Frankreich-Tor steht (noch) nicht bereit

Sollte Lloris seine Nationalmannschaftskarriere wie erwartet fortsetzen, ist sein Platz zementiert. Er hat sich den Status als Platzhirsch durch Jahre als Leistungsträger, Wortführer und Konstante verdient.

Ein Rücktritt ist schon allein deswegen unwahrscheinlich, weil es (noch) keinen klaren Nachfolger im französischen Tor gibt. Im Gegensatz zu großen Fußballnationen wie etwa Deutschland (Marc-Andre ter Stegen) oder Italien (Gianluigi Donnarumma) steht der Kronprinz noch nicht bereit. Schwer vorstellbar, dass Lloris die Franzosen in dieser Situation im Stich lässt. Deswegen wird er mindestens noch bei der EM im Tor stehen.

Mandanda ist ein Backup, aber kein Nummer-eins-Kandidat

Auf den Positionen der Stellvertreter könnte es zu Bewegung kommen. Steve Mandanda ist zwar noch immer Stammkeeper bei Olympique Marseille und stand mit seinem Team in diesem Jahr im Europa-League-Finale.

Er ist jedoch die B-Lösung, ein solider Backup. Mandanda darf sich jetzt Weltmeister nennen, damit wird er in dieser Phase seiner Karriere zufrieden sein. Höhere Ansprüche werden an dieser Stelle allerdings nicht laut werden. Es ist schwer vorstellbar, dass Frankreich - sollte Lloris jetzt oder in Zukunft seine Nationalmannschaftskarriere beenden - einen 33-Jährigen zur Nummer eins ernennt.

Alphonse Areola und die PSG-Situation mit Gigi Buffon

Als zweiter Ersatzmann war Alphonse Areola dabei. Der gebürtige Pariser war in der vergangenen Saison vor Kevin Trapp unumstrittener Stammkeeper bei PSG. Als Nummer eins des französischen Meisters wäre er prädestiniert für die Position im Tor. Mit PSG wird Areola Titel gewinnen und in den kommenden Jahren auch in der Champions League ein Wörtchen mitreden. Durch die Spielpraxis auf hohem Niveau kann sich der 25-Jährige weiterentwickeln.

Fraglich ist jedoch, wie die Kompetenzen im PSG-Tor nach der Verpflichtung von Gianluigi Buffon verteilt werden. Zwar ist dieser schon 40, es ist dennoch nur schwer vorstellbar, dass PSG ihn lediglich als PR-Stunt verpflichtet hat. Mindestens in der Königsklasse wird Buffon auf seine Einsätze kommen. Schließlich steht er mehr als alle anderen Keeper für Weltklasse und Siegeswillen.

Auf Sicht kann Areola von der Erfahrung mit Buffon profitieren, kurzfristig könnte er ihn um wertvolle Spielzeit bringen. Womöglich ist es für die Nationalmannschaft aber auch ein Trumpf: Areola lernt beim Besten, um dann ganz oben angekommen zu sein, wenn Lloris Platz macht.

Alban Lafont als Hoffnung für die Zukunft

Als größtes Torhütertalent und neues "Wunderkind" gilt in Frankreich Alban Lafont. Mit seinen erst 19 Jahren absolvierte er bereits 106 Pflichtspiele für Toulouse, davon 98 in der Ligue 1. Experten bescheinigen Lafont, einer der größten Torhüter Europas werden zu können.

Im Sommer wechselte er für etwa neun Millionen Euro zum AC Florenz, wo er Stammkeeper werden und den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen soll. Für die Viola ein Erfolg, schließlich hatten angeblich unter anderem Liverpool, Arsenal und der FC Barcelona Interesse. Konstante Leistungen in der Serie A dürften Lafont auch bald in den Kader der Equipe Tricolore spülen.