Land: Deutschland
Einwohner: 82 Millionen
Weltranglistenplatz: 2
WM-Teilnahmen: 17
Größte Erfolge: 3x Weltmeister (1954, 1974, 1990)
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Der Star: Mario Götze wurde bei den Bayern eine ordentliche Premieren-Saison bescheinigt - mehr aber auch nicht. Dafür saß Götze zu oft auf der Bank, auch in den wichtigen Spielen in der Endphase der Saison. Wenn er aber auf dem Platz stand, machte er sehr oft den Unterschied und zeigte, warum er den Bayern die Summe von 37 Millionen Euro wert war. Bei der EM vor zwei Jahren kam der 21-Jährige kaum zum Einsatz, das erste große Turnier seiner Karriere lief quasi an ihm vorbei. Jetzt ist er in seiner Entwicklung zwei Jahre weiter, dazu bietet die WM eine noch größere Plattform. Auf Grund der Sturmprobleme ist Götze neben seiner Eigenschaft als offensiver Mittelfeldspieler auch als verkappter Angreifer eingeplant. So unbefriedigend die wenigen Einsatzzeiten bei den Bayern auch waren, so günstig sind deshalb jetzt die Voraussetzungen: Götze blieb von größeren Verletzungen verschont und hat auch nicht wie einige andere schon 40 oder 50 Pflichtspiele in den Knochen.
Der Trainer: Joachim Löw war vier Jahre lang Everybody's Darling, steigerte seine Sympathiewerte in immer neue Rekordhöhen - um dann bei der EM vor zwei Jahren krachend zu Boden zu stürzen. Seitdem ist vieles nicht mehr so, wie es davor war. Löw wird zunehmend kritisch beäugt, fast wie zum Trotz wurde sein Vertrag in einer schwierigen Phase bis 2016 verlängert. Den will Löw auch unabhängig vom Turnierausgang in Brasilien erfüllen. Der Spielstil seiner Mannschaft hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt, wobei Löw quasi jährlich auf eine noch größere Schar bestens ausgebildeter Spieler zurückgreifen kann. Die Suche nach einer guten Mischung aus kraftvoller Offensive und kompakter Defensivarbeit diktierte die letzten beiden Jahre, in den letzten Wochen machten einige verletzte oder nicht fitte Spieler die Planungen für Brasilien schwer. Dass Löw auch bei einem frühen Aus noch weitermachen dürfte oder wollte, scheint fast ausgeschlossen. Dafür ist die Erwartungshaltung im Land dann doch zu hoch.
Der Kapitän: Philipp Lahm geht in sein sechstes großes Turnier und der Münchener scheint dabei so gut wie nie zuvor. Unter Pep Guardiola hat er bei den Bayern sein Repertoire auch auf den Mittelfeldbereich erweitert, sein Trainer würde Lahm "am liebsten klonen". Eine zentrale Frage vor dem ersten Spiel ist, wo Löw seinen zuverlässigsten Spieler einsetzen wird. Einiges wird wohl davon abhängen, ob Sami Khedira jene Wettkampfform und härte entwickeln kann, die er für den Job im defensiven Mittelfeld benötigt. Andernfalls dürfte Lahm ins Zentrum des Spiels rücken. Eine Versetzung auf seine "alte" Position links in der Viererkette ist laut Löw nahezu ausgeschlossen. Mit mittlerweile 30 Jahren könnte es die letzte WM für Lahm sein. Nach zwei dritten Plätzen dar es dieses Mal gerne der Einzug ins Finale sein: Eins der wenigen Highlights, das Lahm in seiner erfolgreichen Karriere bisher noch fehlt. Aber: Nach seiner Verletzung aus dem Pokalendspiel muss Lahm erst wieder seinen alten Fitnesszustand erreichen.
Der Spieler im Fokus: Mesut Özil hat eine schwierige Saison beim FC Arsenal hinter sich. Nach einem schicken Start fiel er zum Jahreswechsel in ein Loch - typisch für Spieler in ihrer ersten Saison auf der Insel, wenn sie den prallen Spielplan ohne Winterpause nicht gewohnt sind. In den letzten Wochen hat sich Özil wieder stabilisiert und zu seiner Form gefunden. Das macht Hoffnung. In Brasilien muss er vor allen Dingen auch dem Vorurteil entgegenwirken, er würde sich in den engen und wichtigen Spielen auf Topniveau verstecken. Özil hängt das Klischee des Schönwetterspielers an, der immer nur dann gut ist, wenn auch die Mannschaft gut spielt. "Mesut muss an seiner Körperspreche arbeiten", sagt Löw. "Er muss auch dann, wenn ihm mal etwas misslingt oder er eine entscheidende Situation nicht glücklich löst, zeigen, dass er dies wegsteckt und signalisiert: Ich bin trotzdem weiter da und kann das Spiel prägen." Im Ausland wird er als bekanntester deutscher Spieler wahrgenommen. Beim WM-Turnier, wo sein Stern vor vier Jahren in Südafrika erst aufging, muss er jetzt seinen Wert für die Mannschaft nachweisen.
Die Wunschelf (4-2-3-1): Neuer - Lahm, Mertesacker, Hummels, Schmelzer - Khedira, Schweinsteiger - Müller, Özil, Reus - Klose
Die Prognose: Die deutsche Mannschaft ist ähnlich schwer einzuschätzen wie vor vier Jahren. Es fehlen wichtige Spieler (Ilkay Gündogan, Mario Gomez), die nicht mehr rechtzeitig gesund wurden. Andere waren lange verletzt (Sami Khedira, Miroslav Klose, Marcel Schmelzer), über ihren Leistungsstand herrscht Rätselraten. Es gibt noch einige Fragezeichen zu klären bis zum ersten Spiel. Ein Knackpunkt wird die nötige Balance aus Defensive und Offensive, die in einigen Spielen in den letzten beiden Jahren nicht gegeben war. Das Potenzial im Kader ist deutlich höher anzusiedeln als noch vor vier Jahren, jetzt liegt es am Trainerteam, die Mannschaft fit und den richtigen Zug und die richtige Mentalität in die Truppe zu bekommen. Ein Gruppendenken wie bei der letzten EM muss zwingend vermieden werden. Dann zählt Deutschland zu den vier oder fünf Mannschaften, über die der Weg zum Titel führt. Das Viertelfinale ist wie immer Pflicht, das wird die Mannschaft auch erreichen. Zum Titel wird es aber auch in diesem Jahr wohl nicht reichen.
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