"Das war lustig. Wir haben wie zwei Fans diskutiert", berichtete der Belgier nachher, "wir haben gelacht über all die Chancen, die meine Mannschaft nicht genutzt hat. Vielleicht habe ich ein bisschen mehr gelacht als er."
Der Coach der Roten Teufel hatte nach dem 2:1 (0:0) nach Verlängerung gegen das US-Team des ehemaligen Bundestrainers auch deutlich mehr Grund zur Freude. Denn mit Belgiens goldener Generation war der ehemalige Schalker Eurofighter gerade ins WM-Viertelfinale eingezogen - erst zum zweiten Mal nach 1986. "Yes we can", titelte die Zeitung "Nieuwsblad".
Klinsmann, der kurz nach dem Schlusspfiff noch kopfschüttelnd über den Rasen der Arena Fonte Nova geschritten war, konnte dagegen Aufmunterung gebrauchen. Sein WM-Abenteuer mit dem "schlafenden Riesen" USA endete nach großem Kampf schon in der ersten K.o.-Runde.
"Kommen junge, aufregende Spieler"
Dem 49-Jährigen blieb nur der hoffnungsvolle Blick in die Zukunft. "Diese Erfahrung wird den Spielern enorm weiterhelfen", prognostizierte der ehemalige Stürmer, "und es kommen junge, aufregende Spieler nach".
Die Gegenwart gehörte aber Wilmots und seiner funkelnden Diamantenkollektion. Die hochgelobten Jungstars um den Wolfsburger Kevin de Bruyne, die trotz drei Vorrundensiegen wenig geglänzt hatten, zeigten erstmals in Brasilien ihr Potenzial.
"Wir sind kritisiert worden, weil das Spektakel gefehlt hat", sagte Wilmots, "jetzt habt ihr es gesehen. Jetzt habt ihr von Belgien viel Fußball gesehen. Also macht euch keine Sorgen!"
Als Belohnung wartet am Samstag im Viertelfinale Superstar Lionel Messi mit Argentinien. "Wir werden ihm nicht zuschauen, keine Sorge", meinte Wilmots augenzwinkernd und fügte an: "Ich habe alles schon in meinem Kopf." Sorgen macht sich in Belgien niemand mehr. "Jetzt kann Messi kommen", schrieb das "Nieuwsblad".
Dass de Bruyne und Co. die Verlängerung brauchten, um zwar kampfstarke, technisch aber limitierte Amerikaner zu besiegen, lag vor allem an Tim Howard. Der Torhüter des FC Everton machte schon in der regulären Spielzeit ein Dutzend Großchancen zunichte.
Nach 120 Minuten hatte der 35-Jährige 27 Schüsse abgewehrt - so viele wie kein anderer Keeper in einem WM-Spiel seit 1966. "Das ist mein Job", meinte der Glatzkopf mit dem markanten Bart bescheiden, "dafür bin ich da."
Duo Lukaku - de Bruyne
Wilmots, der nicht nur wegen der höheren Qualität seiner Spieler das Trainerduell mit Klinsmann gewann, hatte erneut den Sieg eingewechselt. Howards Klubkollege Romelu Lukaku, bei dieser WM bis dato eine Enttäuschung, kam zu Beginn der Verlängerung und führte Belgien - zusammen mit de Bruyne - ins Viertelfinale.
Erst legte der 21-Jährige dem Wolfsburger auf (93.), dann erzielte er auf dessen Zuspiel das vierte Jokertor für das Wilmots-Team (105.). "Ich habe gefühlt, heute ist Romelus Augenblick", sagte der Coach, "und ich habe ihm gesagt: Jetzt kommt deine Zeit."
Nach dem sehenswerten Anschlusstreffer des 19-jährigen Julian Green (107.), der erst drei Profiminuten bei Bayern München absolviert hat, musste Wilmots noch einmal kräftig zittern. "Bitte nicht nochmal", bat der Ex-Schalker nachher, "das ist nicht gut für mein Herz."
Ob er die beste belgische Mannschaft aller Zeiten trainiere, wurde der 45-Jährige am Ende eines äußerst unterhaltsamen WM-Abends gefragt. "Das wird die Geschichte zeigen", antwortete er, "diese Generation schreibt ein neues Kapitel im Buch des Fußballs." Wie lang es wird, entscheidet sich in den nächsten Tagen.