"Außer der Arbeitsplätze haben wir keinen weiteren Nutzen. Unsere Angst ist, dass die Zurschaustellung unseres Dorfes die Art, wie wir leben, verändert und die Leute hier ihre Freiheit verlieren", äußerte sich der 41 Jahre alte Seemann José Borges gegenüber der "Folha". Allein die 200 "Gastarbeiter" haben den 800-Seelen-Ort schon umgekrempelt.
Andere Probleme sind dagegen schon alt, wie das oft nach Regenfällen mit Schlamm vermischte Trinkwasser aus Brunnen und die ständigen Stromausfälle. Die Einheimischen fürchten zudem die vermutlich nun einsetzende Immobilienspekulation.
"In zehn Jahre werden die Ärmeren unter uns hier nicht mehr leben können und in Favelas ins benachbarte Porto Seguro und Cabrália ziehen", prophezeit Jonas Santana, Besitzer eines kleinen Ladens.
Kein Mittagessen für Arbeiter
Auch die Arbeitsbedingungen auf der nahen Baustelle im von einer deutschen Unternehmergruppe neu erschaffenen Wohnkomplex sind Anlass für Kritik. Der "Folha"-Reporter berichtet von Arbeitern ohne Schutzhelm und Sicherheitsgurten bei Dacharbeiten. Motorsägen werden ohne Handschuhe und in Flip-Flops statt Schuhen mit Stahlkappen gehandhabt.
Ein Teil der Handwerker wartet angeblich vergeblich auf das versprochene Mittagessen und sei gezwungen, sich selbst gekochten Proviant in Margarine-Schachteln aus der Unterkunft mitzubringen. Das bereitgestellte Wasser sei zudem gelblich-trüb.
"Alles läuft im Rahmen der Gesetze. Ich habe dazu nichts zu sagen", wird Tobias Junge, einer der deutschen Verantwortlichen vor Ort, zitiert.
Zuletzt hatte es auch geheißen, dass es vor Ort Probleme mit Handy- und Internet-Verbindungen gäbe, was auch die Medien-Berichterstattung aus Campo Bahia erschweren würde. Laut Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff sollen diese aber bis spätestens 7. Juni, wenn sich der DFB-Tross in Frankfurt/Main Richtung Brasilien aufmacht, behoben werden.
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